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Das System der Besserungsarbeitslager in der UdSSR ... - gulag

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Sowchosen und Getreidespeichern e<strong>in</strong>gerichtet (siehe: ITL UND BAU VON SOWCHOSEN<br />

UND GETREIDESPEICHERN) 241 .<br />

Mit <strong>der</strong> verän<strong>der</strong>ten Organisationsstruktur g<strong>in</strong>g auch e<strong>in</strong>e Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Lagerproduktion nach<br />

Industriezweigen e<strong>in</strong>her. Anfang 1954 waren von 68 Lagern fast 2/3 (42 Lager) <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Holz<strong>in</strong>dustrie, im Bau von "Atom-" und an<strong>der</strong>en Militärobjekten und für den Dalstroi beschäftigt.<br />

Verglichen mit Anfang 1953 war die Zahl <strong>der</strong> Lager, die Bauvorhaben für die chemische<br />

Industrie und die Eisenbahn realisierten o<strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Goldför<strong>der</strong>ung und im Wasserbau e<strong>in</strong>gesetzt<br />

wurden, drastisch gesunken. Die o.a. Industriezweige ausgeschlossen, wurden die auf Zivil- und<br />

Industriebau spezialisierten Lager vollständig aufgelöst. Ende 1954 waren mehr als 75% <strong>der</strong><br />

Lagerunterabteilungen und Häftl<strong>in</strong>ge <strong>in</strong> <strong>der</strong> Holzbeschaffung, im Atombau und im Dalstroi<br />

konzentriert. Von vierzehn neu eröffneten Lagerunterabteilungen gehörten zwei zur GULLP und<br />

zehn stellten Arbeitskräfte für den GlawPromStroi und GlawSpezStroi bereit. Die Gesamtzahl<br />

<strong>der</strong> Lager blieb mit 65 am 31. Dezember 1954 nahezu unverän<strong>der</strong>t.<br />

Die rückläufige Bewegung war we<strong>der</strong> konsequent noch hielt sie an. Nur zwei Monate, nachdem<br />

die Lager für Atombau an den GlawPromStroi übergeben worden waren, wurden se<strong>in</strong>e eigenen<br />

Produktionse<strong>in</strong>richtungen dem M<strong>in</strong>isterium für Mittleren Masch<strong>in</strong>enbau zurückgegeben, und die<br />

Lager wurden wie<strong>der</strong> von <strong>der</strong> Hauptverwaltung <strong>der</strong> Lager (GULAG) geleitet 242 . Nach den<br />

Lageraufständen 1953-1954 wurden die Son<strong>der</strong>lager bereits im Sommer 1954 aufgelöst. In <strong>der</strong><br />

"Verordnung über die <strong>Besserungsarbeitslager</strong> und -kolonien des Innenm<strong>in</strong>isteriums <strong>der</strong> <strong>UdSSR</strong>"<br />

fehlen Son<strong>der</strong>lager, trotzdem ist davon die Rede, Verurteilte wegen konterrevolutionärer<br />

Verbrechen von den übrigen Häftl<strong>in</strong>gen zu isolieren 243 . Gleichzeitig mit dem geme<strong>in</strong>samen<br />

Befehl mehrerer Behörden, <strong>der</strong> "<strong>in</strong> Ausführung des Beschlusses <strong>der</strong> Direktivorgane" ausgegeben<br />

wurde, begann man, sämtliche Strafrechtsverfahren wegen konterrevolutionärer Verbrechen 244 zu<br />

überprüfen und das Strafmaß für weitere Häftl<strong>in</strong>gskategorien zu mil<strong>der</strong>n 245 . In <strong>der</strong> Folgezeit sank<br />

die Gesamtzahl <strong>der</strong> Häftl<strong>in</strong>ge von 1.360.303 am 1. April 1954 auf 1.075.280 am 1. Januar<br />

1955 246 .<br />

Ab Mitte 1955 begannen die Regierung und die Führung des MWD, wenn auch nicht immer<br />

konsequent, mit <strong>der</strong> Dezentralisierung des <strong>System</strong>s <strong>der</strong> Haftanstalten. <strong>Das</strong> zeigte sich sowohl <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> geän<strong>der</strong>ten Zuständigkeit <strong>der</strong> republikanischen Innenm<strong>in</strong>isterien für die ITL als auch <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Auflösung <strong>der</strong> Lagerverwaltungen und <strong>der</strong> Übergabe ihrer Lagerunterabteilungen an<br />

Territorialorgane, wobei die Häftl<strong>in</strong>gszahlen relativ stabil blieben 247 . So wurden im Oktober 1955<br />

die auf dem Gebiet <strong>der</strong> ASSR <strong>der</strong> Komi stationierten Lager <strong>in</strong> die Zuständigkeit des<br />

Innenm<strong>in</strong>isteriums dieser Sowjetrepublik übergeben 248 , und Ende des Jahres wurden vier<br />

241 Befehl 0071 des MWD vom 10.02.55.<br />

242 Befehl 00135 des MWD vom 24.03.55.<br />

243 Befehl 00610 des MWD vom 17.07.54. Über die Auswirkungen <strong>der</strong> Lageraufstände <strong>in</strong> den Son<strong>der</strong>lagern auf<br />

<strong>der</strong>en Schicksal siehe N. G. Ochot<strong>in</strong>: Otraženie lagernych vosstanij 1953–1954 v dokumentach Politbjuro CK KPSS<br />

[Die Lageraufstände von 1953–1954 im Spiegel <strong>der</strong> Dokumente des Politbüros des ZK <strong>der</strong> KPdSU]. In: Volja:<br />

Žurnal uznikov totalitarnych sistem [Freiheit: Zeitschrift <strong>der</strong> Häftl<strong>in</strong>ge totalitärer <strong>System</strong>e]. 1994. Nr. 2/3. S. 200–<br />

203.<br />

244 Befehl 96ss/0016/00397/00252 des Generalstaatsanwaltes, des MJu, MWD und KGB vom 19.05.54.<br />

245 Siehe Erlasse des Präsidiums des Obersten Sowjets <strong>der</strong> <strong>UdSSR</strong> vom 24.04.54 und 14.07.54.<br />

246 GARF. F. 9414. Op. 1. D. 1310. L. 43.<br />

247 Bis Anfang 1959 schwankte die Gefangenenzahl: von 840.000 (Anfang 1958) bis über e<strong>in</strong>e Million (Anfang<br />

1959) (GARF. F. 9414. Op. 1. D. 2877. L. 178).<br />

248 Befehl 00396 des MWD vom 07.10.55.<br />

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