Das System der Besserungsarbeitslager in der UdSSR ... - gulag
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efolgen. Die ZKO hatte fast ke<strong>in</strong>e Verb<strong>in</strong>dungen <strong>in</strong> die Prov<strong>in</strong>z. Angesichts fehlen<strong>der</strong><br />
materieller Unterstützung durch die ZKO sahen sich die Mitarbeiter <strong>in</strong> den Gefängnissen vor<br />
Ort nach Nebenverdiensten um. Von e<strong>in</strong>er "Überwachung" konnte ke<strong>in</strong>e Rede se<strong>in</strong>. Der<br />
Volkskommissar für Justiz P. I. Stutschka schrieb später, dass nur jene nicht wegliefen, die<br />
dazu zu faul gewesen seien 13 . In e<strong>in</strong>em <strong>der</strong> damaligen Petrogra<strong>der</strong> Gefängnisse nächtigten<br />
Obdachlose, die abends kamen und morgens g<strong>in</strong>gen. Die Wache bemerkte nichts o<strong>der</strong> wollte<br />
nichts von diesen Besuchen bemerken 14 .<br />
Parallel zu den Aktivitäten des NKJu bildete sich sofort nach <strong>der</strong> Oktoberrevolution 1917 e<strong>in</strong><br />
Strafanstaltssystem bei <strong>der</strong> WTschK (Allrussische Außerordentliche Kommission) heraus,<br />
welches für die Verwahrung aktiver politischer Gegner <strong>der</strong> neuen Macht vorgesehen war.<br />
Dieses <strong>System</strong> besaß ke<strong>in</strong> eigenes Führungsorgan. Bis 1921 stand es unter <strong>der</strong> direkten<br />
Leitung des Kollegiums <strong>der</strong> WTschK (oberstes Organ <strong>der</strong> gesamten Organisation), später <strong>der</strong><br />
Leitung <strong>der</strong> Son<strong>der</strong>abteilung, die auch an<strong>der</strong>e Funktionen <strong>in</strong>nehatte 15 . Vor Ort <strong>in</strong> <strong>der</strong> Prov<strong>in</strong>z<br />
wurden Kommandanturen bei den lokalen Außerordentlichen Kommissionen <strong>der</strong><br />
Gouvernements (GubTschK) e<strong>in</strong>gerichtet 16 .<br />
Mit Beg<strong>in</strong>n des Bürgerkriegs im Mai 1918 gewannen die Haftanstalten <strong>der</strong> WTschK<br />
wesentlich an Bedeutung. Die bolschewistische Regierung konnte ihre Fe<strong>in</strong>de nicht <strong>in</strong> die<br />
unbewachten Gefängnisse des NKJu setzen. Deshalb griff man auf paramilitärische<br />
Organisationen zurück: die WTschK und die am 27. April 1918 gegründete Zentralstelle für<br />
Kriegsgefangene und Flüchtl<strong>in</strong>ge (Zentroplenbesch, im folgenden Zentralstelle) des<br />
Volkskommissariats für Militärische Angelegenheiten <strong>der</strong> RSFSR 17 . Diese Zentralstelle<br />
verfügte über e<strong>in</strong> ausgedehntes Netz von Konzentrationslagern für Kriegsgefangene aus dem<br />
Ersten Weltkrieg, <strong>in</strong> denen Anfang 1918 2,2 Millionen Menschen e<strong>in</strong>saßen 18 . Nach Abschluss<br />
des Friedensvertrages von Brest-Litowsk begann e<strong>in</strong> umfassen<strong>der</strong><br />
Kriegsgefangenenaustausch. Bis zum Sommer 1918 waren e<strong>in</strong>ige Konzentrationslager <strong>der</strong><br />
Zentralstelle geräumt, und sie wurden für die Verwahrung von Kriegsgefangenen des<br />
Bürgerkriegs verwendet 19 .<br />
In den ersten Monaten kamen Ausbrüche aus den Konzentrationslagern <strong>der</strong> Zentralstelle fast<br />
genauso häufig vor wie aus den Haftanstalten <strong>der</strong> Zentralen Strafabteilung des NKJu. Im<br />
Laufe des Sommers verstärkte das Volkskommissariat für Militärische Angelegenheiten se<strong>in</strong>e<br />
Bemühungen um e<strong>in</strong>e Verbesserung des Wachschutzes 20 . Hilfe <strong>in</strong> dieser Angelegenheit<br />
erhielt die Zentralstelle von den unter <strong>der</strong> Kontrolle des NKWD stehenden lokalen Sowjets 21 .<br />
Somit begannen die Außerordentlichen Kommissionen (TschK o<strong>der</strong> Tscheka), die bis dah<strong>in</strong><br />
die Häftl<strong>in</strong>ge <strong>in</strong> eigenen Gefängnissen verwahrt hatten, im Herbst 1918 mit <strong>der</strong>en Verlegung<br />
<strong>in</strong> Konzentrationslager <strong>der</strong> Zentralstelle 22 . Gleichzeitig begann man mit <strong>der</strong> Schaffung von<br />
13 P. I. Stučka, I. Apeter: a.a.O. S. 125.<br />
14 Stanford University. Hoover Institution. Boris I. Nicolaevsky Collection. Box 417. Fol<strong>der</strong> 7.<br />
15 G. S. Agabekov: Zapiski čekista [Notizen e<strong>in</strong>es Tschekisten]. Berl<strong>in</strong>: Strela, 1925. S. 14-15.<br />
16 Stanford University. Hoover Institution. Boris I. Nicolaevsky Collection. Box 417. Fol<strong>der</strong> 7.<br />
17 Sobranie uzakonenij RSFSR [Gesetzessammlung <strong>der</strong> RSFSR]. 1918. Nr. 34. S. 451; GARF. f. 3333. op. 1. d.<br />
4. l. 64, 72, 80.<br />
18 GARF. f. 3333. op. 1. d. 3. l. 35; op. 2. d. 11. l. 63; op. 23. d. 1. l. 13.<br />
19 Ebenda. op. 23. d. 1. l. 20.<br />
20 Ebenda. op. 1. d. 3. l. 38, 44.<br />
21 Ebenda. l. 38. Sobranie uzakonenij RSFSR [Gesetzessammlung <strong>der</strong> RSFSR]. 1917. Nr. 12. S. 179.<br />
22 Sobranie uzakonenij RSFSR [Gesetzessammlung <strong>der</strong> RSFSR]. 1918. Nr. 65. S. 710; Stanford University.<br />
Hoover Institution. Boris I. Nicolaevsky Collection. Box 417. Fol<strong>der</strong> 7; V. I. Len<strong>in</strong>: Polnoe sobranie soč<strong>in</strong>enij<br />
[Gesammelte Aufsätze]. Bd. 50. S. 143–144.<br />
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