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Das System der Besserungsarbeitslager in der UdSSR ... - gulag

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unqualifizierter Arbeiten durch kranke Gefangene nach den im GULAG geltenden Normen<br />

ermöglicht. Die GUSchossDor verfügte über ke<strong>in</strong>e Haftanstalten. Ihre Unterabteilungen waren<br />

für die <strong>in</strong>genieurtechnische Absicherung (Projektdokumentation und Kostenpläne<br />

e<strong>in</strong>geschlossen) und die Bereitstellung von Fachleuten aus den Reihen freier Arbeiter<br />

verantwortlich, während aus den Besserungsarbeitskolonien <strong>der</strong> Abteilung für Haftanstalten des<br />

GULAG unqualifizierte Arbeitskräfte zur Verfügung gestellt wurden. Die Kostenpläne<br />

wie<strong>der</strong>um, die <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die Zahlungen an den GULAG für die bereitgestellten Arbeitskräfte<br />

enthielten, wurden von <strong>der</strong> NKWD-Leitung bestätigt. War e<strong>in</strong>e hohe Zahl an Arbeitern<br />

notwendig, so verfuhr man nach e<strong>in</strong>em ähnlich bewährten Pr<strong>in</strong>zip: Es wurden e<strong>in</strong> ITL unter <strong>der</strong><br />

Leitung des GULAG sowie e<strong>in</strong>e Bauverwaltung unter Leitung des GUSchossDor e<strong>in</strong>gerichtet,<br />

und für die Koord<strong>in</strong>ation bei<strong>der</strong> Organisationen wurde <strong>der</strong> Leiter <strong>der</strong> Bauverwaltung gleichzeitig<br />

zum Leiter des ITL ernannt.<br />

Es sei bereits an dieser Stelle angemerkt, dass sich zum<strong>in</strong>dest für die Durchführung von<br />

Großprojekten diese Verwaltungsstruktur als uneffektiv herausstellte. Wenn bei <strong>der</strong><br />

Durchführung kle<strong>in</strong>erer Objekte sowohl die Abteilung (Verwaltung) für Fernstraßen <strong>der</strong><br />

GUSchossDor als auch die Besserungsarbeitskolonien <strong>der</strong> Abteilung für Strafanstalten (OMS)<br />

des GULAG zur selben lokalen NKWD-Verwaltung gehörten (und folglich e<strong>in</strong>em Leiter<br />

unterstanden, <strong>der</strong> die volle Verantwortung für die Arbeitsergebnisse trug), so entstanden beim<br />

Zusammenwirken zwischen Bauverwaltungen und den unmittelbar ihren Zentralbehörden<br />

unterstellten ITL zahlreiche organisatorische Probleme. <strong>Das</strong> beweisen die ständigen<br />

Umstrukturierungen <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Führungsstruktur von bedeutenden Bauprojekten im Laufe <strong>der</strong><br />

Jahre 1936 – 1938 (siehe folgende E<strong>in</strong>träge <strong>in</strong> <strong>der</strong> Rubrik "Lager": HAUPTVERALTUNG FÜR<br />

FERNSTRASSEN DES NKWD-MWD DER UDSSR, WJASMA-ITL und SCHOSSDORLAG).<br />

Als Beweis für diese missliche Situation sei die im Frühjahr 1937 im Zuge e<strong>in</strong>es neuen<br />

Stellenplans des GULAG gegründete Abteilung für Straßenbau genannt. Fast alle übrigen<br />

Unterabteilungen des GULAG, die für e<strong>in</strong>zelne Industriezweige verantwortlich waren, hatten<br />

weiterh<strong>in</strong> den Status von Referaten 120 . Die uneffektive Arbeit e<strong>in</strong>er Zentralbehörde, die über<br />

ke<strong>in</strong>e eigenen Lager verfügte, wurde im Zuge <strong>der</strong> radikalen Umstrukturierung des Lagersystems<br />

<strong>in</strong> den Jahren 1940-1941 e<strong>in</strong>deutig berücksichtigt.<br />

Ab Mitte 1937 galten für das <strong>System</strong> <strong>der</strong> Haftanstalten neue Bed<strong>in</strong>gungen. Die Staatsmacht<br />

entfesselte e<strong>in</strong>en Massenterror <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en schrecklichsten Formen. Es sei nur angemerkt, dass sich<br />

die Zahl <strong>der</strong> Erschießungen im Jahre 1936 von 1.118 auf 353.074 im Jahre 1937 erhöhte 121 . E<strong>in</strong><br />

nie da gewesener Häftl<strong>in</strong>gsstrom überschwemmte die Haftanstalten. Innerhalb von neun Monaten<br />

(vom 1. Juli 1937 bis 1. April 1938) stieg die Häftl<strong>in</strong>gszahl im GULAG um mehr als 800.000 und<br />

übertraf die Marke von zwei Mio. 122 . In <strong>der</strong> zweiten Jahreshälfte 1937 und 1938 stand die<br />

Straffunktion <strong>der</strong> Haftanstalten für die Führung des Landes an erster Stelle. Hier wurden jene<br />

"abgeladen", die <strong>der</strong> Erschießung entgangen waren. Die Hauptprobleme des GULAG waren<br />

nunmehr die Aufnahme, Unterbr<strong>in</strong>gung und Bewachung; außerdem musste wenigstens <strong>der</strong><br />

Ansche<strong>in</strong> erweckt werden, diesen gigantischen Menschenstrom zu Arbeiten e<strong>in</strong>zusetzen.<br />

120 Befehl 209 AChU [АХУ] des NKWD vom 15.04.37.<br />

121 30 oktjabrja [30. Oktober] (Son<strong>der</strong>ausgabe <strong>der</strong> Zeitung "Memorial-Aspekt"), Moskau 1996.<br />

122 Zum 01.07.37 waren <strong>in</strong> den Lagern 788.584 Personen <strong>in</strong>haftiert (ohne Berücksichtigung jener Gefangenen, die<br />

sich auf dem Transport von e<strong>in</strong>em Lager <strong>in</strong> e<strong>in</strong> an<strong>der</strong>es befanden) zum 01.04.38 betrug ihre Zahl 1.149.779, d.h. e<strong>in</strong><br />

Anstieg um 361.195 Personen (GARF. F. 9414. Op. 1. D. 1155. L. 20–22). In den Haftanstalten, die den lokalen<br />

GULAG-Organen unterstellt waren, betrugen die Insassenzahlen zum 01.07.37 und 01.04.38 entsprechend 451.463<br />

und 899.635 Personen (Anstieg um 448.172 Personen) (Ebenda. D. 2740. L. 41, 47).<br />

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