Das System der Besserungsarbeitslager in der UdSSR ... - gulag

auf der Zwangsarbeit der Sondersieder beruht hätten, trotzdem nichts entgegengestanden 71 .
Deshalb muss gerechterweise von einem komplexen Beziehungsgeflecht gesprochen werden, das
sich auf den Entscheidungsprozess der führenden Machtorgane sowohl im Bereich der
Bautätigkeit der Lager als auch im Bereich der Repressionspolitik auswirkte, und jeder Einzelfall
bedarf einer gesonderten Analyse 72 . Für die weiteren Ausführungen muss konstatiert werden,
dass im Laufe des Jahres 1933 die der Hauptverwaltung der Lager (GULAG) der OGPU
zugeordneten Lager den Typ der Vollzugsanstalten im Land dominierten.
Tatsächlich befanden sich am 1. Januar 1934 vierzehn Besserungsarbeitslager (sowie die
Waigatsch-Expedition) unter der direkten Zuständigkeit des GULAG. Die meisten davon,
insbesondere die größten, betreuten Produktionseinrichtungen der OGPU, die von der Regierung
mit äußerst wichtigen Aufgaben betraut worden waren. Dazu gehörten das Weißmeer-Ostsee-
Kombinat der OGPU, das Uchta-Petschora-Kombinat der OGPU, die Bauverwaltung der BAM
der OGPU u.a. Am 23. Mai 1930 wurde alle diese Lagereinrichtungen formal an die
bevollmächtigten Vertretungen (PP) der OGPU vor Ort übergeben. Doch da gemäß diesem
Befehl die bevollmächtigen Vertretungen der OGPU einerseits über keine eigenen
Leitungsstrukturen verfügten und andererseits die Leitung der Finanzen, Produktion sowie
Verwaltung und Haushaltsführung der ITL der Lagerverwaltung übertragen wurden, hatten
wahrscheinlich bereits 1930 die bevollmächtigten Vertretungen der OGPU nur noch einen
unbedeutenden Einfluss auf das Wirken der Lager 73 . Dieser Einfluss nahm weiter ab, nachdem im
Februar 1931 die Leitung der gesamten tschekistischen Arbeit in den ITL der OGPU an die
Geheime Operative Verwaltung der OGPU übergeben wurde. Diese wiederum hatte die Leitung
"über den Leiter des GULAG der OGPU und des ihm unterstellten Apparats" auszuüben 74 . Auch
das NORDÖSTLICHE ITL, das Arbeitskräfte für den "Dalstroi" 75 lieferte und diesem in allen
wichtigen Fragen unterstellt war, befand sich in der Zuständigkeit des GULAG, nahm jedoch
eine Sonderstellung ein.
Am 1. Januar 1934 waren 510.309 Menschen in den Lagern inhaftiert, ohne Berücksichtigung
jener Häftlinge, die sich auf Transport befanden 76 . Somit hatte sich im Vergleich zum Juli 1929
die Insassenzahl in den Lagern ungefähr um das Dreiundzwanzigfache erhöht und im Vergleich
71 Zum Vergleich: zum 1. Januar 1932 waren in den Lagern der OGPU 272.500 Personen inhaftiert (Arbeitsunfähige
eingerechnet) (GARF. F. 9414. Op. 1. D. 2920. L. 148), gleichzeitig befanden sich in den Sondersiedlungen
1.317.022 Personen, von denen mehr als 400.000 den Arbeitsfähigen zuzurechnen sind (V. N. Zemskov: "Kulackaja
ssylka" v 30-e gody ["Kulakenverbannung" in den 30-er Jahren] In: Sociologičeskie issledovanija [Soziologische
Forschungen]. 1991. 10. S. 3–21). Es sei ebenfalls angemerkt, dass in den 1940-er Jahren ähnliche Einrichtungen
Erfolge aufwiesen (siehe z.B. BAKAL-ITL und WEISSMEERBAU UND ITL).
72 Es wurde bereits vermerkt, dass im Rahmen der gültigen Rechtsnormen die OGPU Einfluss hatte auf die Zahl der
zu Lagerhaft Veruteilten. Bei Bedarf konnte sie auch Prozesse gegen entsprechende Fachleute anstrengen (siehe auch
Fußnote 53), doch davon war der Großteil aller Häftlinge nicht betroffen.
73 Befehl 169/81 der OGPU vom 23.05.30.
74 Befehl 73/37 der OGPU vom 15.02.31.
75 Der Dalstroi war zunächst dem Rat für Arbeit und Verteidigung (STO) untergeordnet und nach dessen Auflösung
dem Rat der Volkskommissare der UdSSR (siehe Lagereintrag "BAUHAUPTVERWALTUNG FÜR DEN FERNEN
NORDEN").
76 GARF. F. 9414. Op. 1. D. 1155. L. 22. Die "Bescheinigung über die Insassenzahl in den Lagern des NKWD (für
den Zeitraum vom 01.01.34 bis 01.01.39)" stammt von 1939. Aber wahrscheinlich enthalten die Angaben für 1934
nicht nur die Gefangenen, sondern auch die in den ITL inhaftierten Zwangs- und Sondersiedler. Vgl. Angaben und
Gesamtmonatsdurchschnitt für Januar 1934, der die o.a. Siedler beinhaltet und 509.400 Personen betrug (Ebenda. D.
2922. L. 2).
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