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Das System der Besserungsarbeitslager in der UdSSR ... - gulag

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ereits abgesessen hatten) 190 . Häftl<strong>in</strong>ge, die diesen Kategorien nicht entsprachen, dem so<br />

genannten allgeme<strong>in</strong>en Kont<strong>in</strong>gent angehörten und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel nicht mehr unter Bewachung<br />

standen, konnten <strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelfällen <strong>in</strong> den Son<strong>der</strong>lagern bleiben und wurden dort zu Arbeiten<br />

e<strong>in</strong>gesetzt, die dem "Son<strong>der</strong>kont<strong>in</strong>gent" verboten waren (z.B. Fahrdienste, Wartung von<br />

Elektroanlagen usw.). Die "Kont<strong>in</strong>gente" <strong>der</strong> Son<strong>der</strong>lager sollten vollständig von den an<strong>der</strong>en<br />

Häftl<strong>in</strong>gen isoliert werden (auch <strong>in</strong> den Arbeitszonen), und als Personal, das aus freien Arbeitern<br />

bestand, waren nur jene <strong>in</strong> den Arbeitszonen zugelassen, die e<strong>in</strong>e "Son<strong>der</strong>prüfung" bestanden<br />

hatten. Wohn- und Arbeitszonen mussten so e<strong>in</strong>gerichtet se<strong>in</strong>, dass e<strong>in</strong>e Flucht ausgeschlossen<br />

war. Die Bed<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong> den Wohnzonen ähnelten <strong>der</strong> Gefängnishaft (vergitterte Fenster, die<br />

Baracken wurden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nacht abgeschlossen, <strong>in</strong> <strong>der</strong> arbeitsfreien Zeit durfte man die Baracken<br />

nicht verlassen); "zeitweise" betrug <strong>der</strong> M<strong>in</strong>destwohnraum 1 m² pro Person – die Hälfte dessen,<br />

was für das ITL galt. Die Häftl<strong>in</strong>ge <strong>in</strong> den Son<strong>der</strong>lagern sollten zu beson<strong>der</strong>s schweren Arbeiten<br />

e<strong>in</strong>gesetzt werden. Mit <strong>der</strong> Bewachung wurden die Begleittruppen beauftragt (und nicht die<br />

bewaffnete Wache wie <strong>in</strong> den ITL).<br />

Ursprünglich wurden fünf Son<strong>der</strong>lager (Nr. 1-5) 191 e<strong>in</strong>gerichtet und Ende Sommer 1948 e<strong>in</strong><br />

weiteres 192 . Als maximale Belegung legte die Regierung 145.000 Personen fest 193 . Aber die<br />

Entwicklung dieses Son<strong>der</strong>lagernetzes vollzog sich unter großen Schwierigkeiten. E<strong>in</strong>erseits<br />

wurden 1948 von e<strong>in</strong>er Spezialkommission des MWD rund 175.000 Häftl<strong>in</strong>ge <strong>in</strong> den Lagern und<br />

Kolonien bestimmt, die für e<strong>in</strong>e Verlegung <strong>in</strong> die Son<strong>der</strong>lager vorgesehen waren. Außerdem wies<br />

das MGB ständig neue Verurteilte dieser Kategorie <strong>in</strong> die Lager e<strong>in</strong> (durchschnittlich 2.500<br />

Personen pro Monat, zum 1. März 1949 gab es 24.722 Neue<strong>in</strong>weisungen). Somit übertraf bereits<br />

e<strong>in</strong> Jahr nach Annahme <strong>der</strong> Verfügung über die E<strong>in</strong>richtung von Son<strong>der</strong>lagern die Zahl <strong>der</strong> davon<br />

betroffenen Häftl<strong>in</strong>ge die maximal erlaubte Belegung um ca. 54.000 Personen 194 . An<strong>der</strong>erseits<br />

verzögerte sich wegen fehlen<strong>der</strong> Materialien <strong>der</strong> Umbau <strong>der</strong> e<strong>in</strong>fachen Lagere<strong>in</strong>richtungen<br />

entsprechend den Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Son<strong>der</strong>lager (so betrug alle<strong>in</strong> <strong>der</strong> Bedarf an Stacheldraht<br />

1.000 t, <strong>der</strong> jedoch nicht e<strong>in</strong>mal zur Hälfte gedeckt werden konnte). Beson<strong>der</strong>s schlecht sah es<br />

mit <strong>der</strong> Umrüstung <strong>der</strong> Produktionszonen aus. Es fehlte an Personal für die Begleitmannschaften<br />

<strong>der</strong> Son<strong>der</strong>lager, die Unterbr<strong>in</strong>gung <strong>der</strong> Wachmannschaften war problematisch 195 . Außerdem<br />

arbeiteten die Son<strong>der</strong>lager auch e<strong>in</strong> Jahr nach ihrer E<strong>in</strong>richtung mit Verlusten: Den<br />

Jahresausgaben 1949 <strong>in</strong> Höhe von. 701 Mio. Rubel (Wachdienst nicht e<strong>in</strong>gerechnet, da die<br />

Hauptverwaltung <strong>der</strong> Konvoitruppen geson<strong>der</strong>t f<strong>in</strong>anziert wurde!) standen geplante E<strong>in</strong>nahmen <strong>in</strong><br />

Höhe von 443 Mio. Rubel gegenüber 196 . Da es an Begleitmannschaften fehlte und sich <strong>der</strong>en<br />

Leiter weigerten, die Gefangenen <strong>in</strong> Arbeitszonen zu eskortieren, <strong>der</strong>en E<strong>in</strong>richtung nicht den<br />

Erfor<strong>der</strong>nissen <strong>der</strong> Son<strong>der</strong>lager entsprach, wurden viele Häftl<strong>in</strong>ge nicht zur Arbeit geführt 197 .<br />

190 Befehl 00279/00108/72ss des MWD/MGB/<strong>der</strong> Staatsanwaltschaft vom 16.03.48.<br />

191 Befehl 00219 des MWD vom 28.02.48. Die Tarnbezeichnungen, unter denen die Son<strong>der</strong>lage allgeme<strong>in</strong> bekannt<br />

wurden, wurden ihnen erst später verliehen (geordnet nach Nummer: MINERALLAGER, BERGLAGER,<br />

EICHENHAINLAGER, STEPPENLAGER und UFERLAGER).<br />

192 Befehl 001040 des MWD vom 27.08.48 (Son<strong>der</strong>lager Nr. 6 ist das FLUSSLAGER).<br />

193 GARF. F. 9414. Op. 1. D. 1845. L. 206.<br />

194 Ebenda. L. 18, 19, 206.<br />

195 Ebenda. L. 71–77.<br />

196 Ebenda. L. 302.<br />

197 Ebenda. L. 71–77, 88, 89, 206. Während die Lagerwache zur Belegschaft gehörte und dem Lagerleiter gegenüber<br />

weisungsgebunden war, so waren Teile <strong>der</strong> Hauptverwaltung <strong>der</strong> Konvoitruppen teilweise von <strong>der</strong> Lagerstruktur<br />

unabhängig. Wenn somit e<strong>in</strong> Lagerleiter vor die Wahl zwischen Nichterfüllung des Produktionsplans wegen<br />

Arbeitsverweigerung <strong>der</strong> Häftl<strong>in</strong>ge o<strong>der</strong> <strong>der</strong>en Massenausbruch gestellt war, konnte er auf eigene Verantwortung die<br />

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