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Das System der Besserungsarbeitslager in der UdSSR ... - gulag

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denselben "Institutionen" 51.400 Untersuchungshäftl<strong>in</strong>ge 89 . In den Dokumenten f<strong>in</strong>den sich ke<strong>in</strong>e<br />

Angaben über m<strong>in</strong><strong>der</strong>jährige Häftl<strong>in</strong>ge. Für sie waren maximal 9.573 Plätze 90 <strong>in</strong> geson<strong>der</strong>ten<br />

Vollzugsanstalten vorgesehen. Da <strong>in</strong> den an<strong>der</strong>en Haftanstalten <strong>der</strong> GUITU des NKJu <strong>der</strong><br />

RSFSR das Verhältnis zwischen Belegungsplätzen und tatsächlicher Belegung annähernd gleich<br />

war (z.B. waren für das geschlossene ITU 115.883 Plätze vorgesehen, während die tatsächliche<br />

Belegung 121.240 Personen betrug 91 ), kann man wahrsche<strong>in</strong>lich von annähernd 10.000<br />

m<strong>in</strong><strong>der</strong>jährigen Häftl<strong>in</strong>gen ausgehen. Somit verbüßten Ende 1934 <strong>in</strong>sgesamt ca. 216.000<br />

Verurteilte ihre Haftstrafe <strong>in</strong> den E<strong>in</strong>richtungen <strong>der</strong> GUITU des NKJu <strong>der</strong> RSFSR; und unter<br />

Berücksichtigung <strong>der</strong> Untersuchungshäftl<strong>in</strong>ge ergibt sich e<strong>in</strong>e Zahl von etwa 267.000 Personen.<br />

Ausgehend von diesen Angaben und unter Berücksichtigung des Anteils <strong>der</strong> RSFSR an <strong>der</strong><br />

Bevölkerung <strong>der</strong> <strong>UdSSR</strong> sowie des Umstandes, dass wegen <strong>der</strong> Konzentration von Lagern und<br />

Verbannungsorten von Son<strong>der</strong>siedlern auf dem Territorium <strong>der</strong> RSFSR <strong>der</strong> prozentuale Anteil<br />

von Gefangenen an <strong>der</strong> Gesamtbevölkerung über dem Durchschnitt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sowjetunion lag 92 ,<br />

kann man e<strong>in</strong>e Gesamtzahl von 400.000 Gefangenen <strong>in</strong> allen ITU <strong>der</strong> <strong>UdSSR</strong> annehmen, von<br />

denen 300.000 rechtskräftig verurteilte Häftl<strong>in</strong>ge waren. In den durch die Verordnung von 1929<br />

zur Hauptvollzugsart erklärten Kolonien h<strong>in</strong>gegen waren landesweit ca. 200.000 Personen<br />

<strong>in</strong>haftiert.<br />

Ende 1934 gab es <strong>in</strong> <strong>der</strong> RSFSR 668.841 Verurteilte zu Besserungsarbeiten ohne Inhaftierung,<br />

die den Besserungsarbeitsabteilungen (OITR) <strong>der</strong> entsprechenden regionalen UITU unterstellt<br />

waren. Davon galten 80.581 Personen als vorläufig registriert (d.h. sie waren bereits verurteilt,<br />

hatten aber noch ke<strong>in</strong>e Anordnung <strong>der</strong> OITR zur Arbeitsaufnahme erhalten), nach 164.781<br />

Personen wurde noch gefahndet, und 423.779 Personen wurden <strong>in</strong> den operativen Listen geführt,<br />

d.h. sie verbüßten bereits ihr Strafmaß. Von den operativ erfassten Verurteilten waren 406.273<br />

Personen zu Arbeiten e<strong>in</strong>gesetzt: davon 338.641 (die überwiegende Mehrheit) an ihrem<br />

Arbeitsplatz, 54.526 zu Vertragsarbeiten mit Wirtschaftsorganisationen und nur 13.106 <strong>in</strong><br />

OITR-eigenen Betrieben 93 .<br />

<strong>Das</strong> ger<strong>in</strong>ge Wachstum <strong>der</strong> Häftl<strong>in</strong>gszahlen im Laufe von fünf Jahren und <strong>der</strong> hohe Anteil <strong>der</strong><br />

Verurteilten zu Besserungsarbeiten ohne Inhaftierung erklärt sich durch die wirtschaftliche Lage<br />

<strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen GUITU, die große Schwierigkeiten bei <strong>der</strong> Erschließung eigener Arbeitsbereiche<br />

hatten. Gemäß den e<strong>in</strong>zigen auff<strong>in</strong>dbaren Angaben hatten am 1. August 1932 26,3% aller<br />

Verurteilten zu Freiheitsstrafen überhaupt ke<strong>in</strong>e Arbeit, 16,2% waren Arbeiten zum Unterhalt<br />

89 GARF. F. 353. Op. 10. D. 60. L. 2, 13, 14. Die Genauigkeit <strong>der</strong> gemachten Angaben ist trügerisch, da im selben<br />

Dokument (L. 13) als Gesamtzahl aller Gefangenen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Besserungsarbeitsanstalt geschlossenen Typs 121.240<br />

angegeben wird, während die Summe aller verurteilten Häftl<strong>in</strong>ge, Untersuchungs- und Transitgefangenen <strong>in</strong>sgesamt<br />

120.995 Personen ergibt.<br />

90 Ebenda. L. 54. Es sei angemerkt, dass e<strong>in</strong>ige Artikel des Strafgesetzbuches für M<strong>in</strong><strong>der</strong>jährige ab 12 Jahren e<strong>in</strong>e<br />

Haftstrafe von mehr als drei Jahren mit Verbüßung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ITL vorsahen und diese daher nicht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er getrennten<br />

Statistik geführt wurden.<br />

91 Ebenda. L. 13.<br />

92 E<strong>in</strong> höherer Anteil an Häftl<strong>in</strong>gen an <strong>der</strong> Gesamtzahl aller Gefangenen <strong>der</strong> ehemaligen GUITU des NKJu <strong>der</strong><br />

RSFSR im Vergleich zu ähnlichen E<strong>in</strong>richtungen <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Unionsrepubliken wird <strong>in</strong> den statistischen Berichten<br />

<strong>der</strong> OMS des NKWD <strong>der</strong> <strong>UdSSR</strong> für das gesamte Jahr 1935 gleichmäßig verzeichnet (GARF. F. 9414. Op. 1. D.<br />

2740. L. 17, 29, 30).<br />

93 GARF. F. 353. Op. 10. D. 60. L. 117.<br />

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