Das System der Besserungsarbeitslager in der UdSSR ... - gulag
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wurde umstrukturiert. In <strong>der</strong> am 28. Februar 1939 verabschiedeten Verfügung über die<br />
Eisenbahnbauverwaltungen und <strong>Besserungsarbeitslager</strong> des GULAG des NKWD <strong>der</strong> <strong>UdSSR</strong> <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Region Fernost (die neue Bezeichnung dieser Organisation war: USchDS na DW) wurde<br />
direkt darauf verwiesen, dass die USchDS "die volle Verantwortung über den Zustand ihrer<br />
Lager (Wache, Lagerkategorie, Besserungsarbeitspolitik) und über die Erfüllung <strong>der</strong><br />
Produktionsaufgaben <strong>in</strong> den gesetzten Fristen trägt". Die USchDS bestätigte selbstständig die<br />
Pläne für die Lager, Abteilungen und die größten Bauvorhaben, erarbeitete alle<br />
Leistungsanfor<strong>der</strong>ungen, erörterte die angetragenen Bauvorhaben, erstellte technische<br />
Projektbeschreibungen und Kostenpläne für die Bauvorhaben, richtete Betriebe für<br />
Hilfswirtschaften usw. e<strong>in</strong> und führte sogar "die für e<strong>in</strong>en Bau erfor<strong>der</strong>lichen wissenschaftlichen<br />
Forschungsarbeiten" durch. Von grundlegen<strong>der</strong> Bedeutung war die Tatsache, dass <strong>der</strong> USchDS<br />
das Recht e<strong>in</strong>geräumt wurde, selbstständige Entscheidungen zu "allen Human-, Material- und<br />
F<strong>in</strong>anzressourcen <strong>der</strong> eigenen Lager" zu treffen, d.h. nach eigenem Ermessen Arbeitskräfte (u.a.<br />
auch Fachleute), Material und Gel<strong>der</strong> von e<strong>in</strong>em Lager <strong>in</strong> e<strong>in</strong> an<strong>der</strong>es zu verlegen. Außerdem<br />
hatte die USchDS volle Entscheidungsfreiheit h<strong>in</strong>sichtlich des Haftregimes und <strong>der</strong><br />
Gefangenenbewachung. Für die Führung <strong>der</strong> Lager wurde e<strong>in</strong> Zentralapparat <strong>der</strong> USchDS <strong>in</strong><br />
Fernost mit 29 Sektionen geschaffen. Der Leiter <strong>der</strong> USchDS <strong>in</strong> Fernost war gegenüber dem<br />
Volkskommissariat direkt rechenschaftspflichtig und – hauptsächlich bei <strong>der</strong> Bestätigung<br />
allgeme<strong>in</strong>er Pläne und Listen – gegenüber dem GULAG (wobei letzterer natürlich die<br />
Entscheidungshoheit bezüglich <strong>der</strong> allgeme<strong>in</strong>en Rechtsgrundlagen für den E<strong>in</strong>satz von<br />
Gefangenen zu Arbeiten, <strong>der</strong>en mediz<strong>in</strong>ischer Betreuung etc. sowie bei <strong>der</strong> Verlegung von<br />
Gefangenen <strong>in</strong> die Lager <strong>der</strong> USchDS <strong>in</strong>nehatte) 141 . Diese Maßnahmen waren jedoch ke<strong>in</strong>e<br />
Rettung, da <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die Verkehrs- und Transportanb<strong>in</strong>dung nur schwach entwickelt war<br />
(Ende 1938 gab es 50 ITL, Ende 1939 waren es 58 und Ende 1940 mehr als 70).<br />
All diese Umstrukturierungen zeugen von <strong>der</strong> Krise, <strong>in</strong> <strong>der</strong> sich 1938–1940 sowohl das<br />
Lagersystem als auch das gesamte NKWD befanden. Die Ursache <strong>der</strong> Krise bestand im<br />
dramatischen Anwachsen des Gefangenenstroms <strong>in</strong> den Jahren 1937–1938. Die sprunghafte<br />
Zunahme von Lagern und gleichzeitig die Aufnahme immer neuer Produktionsbereiche, <strong>in</strong> denen<br />
sie e<strong>in</strong>gesetzt wurden (<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die Durchführung von immer komplizierteren technischen<br />
Projekten z.B. im Industriebau und <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung von Bodenschätzen), führten zwangsweise zu<br />
e<strong>in</strong>em Umbau <strong>der</strong> Lager (d.h. sie spezialisierten sich und mussten folglich verkle<strong>in</strong>ert werden)<br />
und ihres Leitungssystems. Hierfür wurden die f<strong>in</strong>anzielle und <strong>in</strong>genieurtechnische Betreuung<br />
verstärkt (d.h. Verbesserung <strong>der</strong> vorbereitenden Projekt- und Kostenplanung sowie <strong>der</strong><br />
operativen <strong>in</strong>genieurtechnischen Unterstützung). <strong>Das</strong> wie<strong>der</strong>um führte zu e<strong>in</strong>er explosionsartigen<br />
Zunahme des Personals im GULAG-Zentralapparat und verkomplizierte se<strong>in</strong>e Struktur.<br />
Versuche, das Problem zu lösen, <strong>in</strong>dem man <strong>in</strong> Regionen mit hoher Lagerdichte autonome<br />
Verwaltungen (Dalstroi, USchDS) e<strong>in</strong>richtete, hätten bei <strong>der</strong> damaligen schwachen Verkehrsund<br />
Transportanb<strong>in</strong>dung den Verlust <strong>der</strong> zentralen Kontrolle über die Haftanstalten als Ganzes<br />
bedeutet, was den allgeme<strong>in</strong>en Regierungsvorstellungen wi<strong>der</strong>sprach, nach denen auf allen<br />
Gebieten e<strong>in</strong>e äußerste Zentralisierung angestrebt wurde. Diese Entscheidung war auch deshalb<br />
nicht wegweisend, da die Lager für e<strong>in</strong>en Produktionsbereich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel nicht ausreichend<br />
kompakt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Region konzentriert waren. So konnte z.B. selbst 1939 mit <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung <strong>der</strong><br />
USchDS <strong>in</strong> Fernost nicht das Führungsproblem aller im Eisenbahnbau tätigen Lager gelöst<br />
werden. <strong>Das</strong> NÖRDLICHE EISENBAHN-ITL <strong>in</strong> <strong>der</strong> ASSR <strong>der</strong> Komi, das SOROKA-ITL im<br />
141 Befehl 043 des NKWD vom 28.02.39; siehe auch Befehl 001029 des NKWD vom 31.08.39.<br />
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