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Historischen Teil - Carl Stumpf Gesellschaft

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Margret Kaiser-el-Safti 42<br />

intensiven Forschens wiederum mit der Analyse des Substanzbegriffs (vgl. dazu<br />

auch Paul Elvers„ Beitrag in diesem Band). Wollte man dem mereologischen<br />

Ansatz <strong>Stumpf</strong>s gerechter werden als dies in dieser kurzen Darstellung<br />

geschehen kann, müsste nicht nur der innere Zusammenhang der Gestaltwahrnehmung<br />

mit dem Substanzbegriff stets gewärtig sein, sondern auch<br />

<strong>Stumpf</strong>s Analysen weiterer wissenschaftsfundierender Grundbegriffe (Kategorien)<br />

wie „Ähnlichkeit“, „Gleichheit“, „Kausalität“, „Notwenigkeit“ in der<br />

„Erkenntnislehre“ (vgl. 2011, S. 84 ff.) respektive deren logische und deskriptivsensorische<br />

Relevanz mit reflektiert werden. Aber wenngleich die Komplexität<br />

der Gestaltwahrnehmung in der Tat als Anfang und als Kern der Forschungsintention<br />

<strong>Stumpf</strong>s angesehen werden kann, bildete sein eigentliches Erkenntnisziel<br />

eine weit über die Ähnlichkeitsassoziation hinausgehende allgemeine<br />

Relationslehre, die sowohl Natur- als auch Geisteswissenschaft einer beide<br />

verbindenden logisch und methodologisch vertretbaren Konzeption zu<br />

unterstellen suchte (vgl. dazu <strong>Stumpf</strong>s Akademiearbeit von 1907 „Zur<br />

Einteilung der Wissenschaften“). In diesem Lichte scheint ,Gestalt„ definitorisch<br />

sowohl perzeptorische und logische Strukturen (Gebilde, Inhalte) als auch<br />

psychische Urteilsakte miteinander zu verbinden respektive psychische Prozesse<br />

– wie beispielsweise Vergleichen, Analyse und Synthese, diskursive und<br />

intuitive Verfahrensweisen – nachweisen und begrifflich klären zu wollen, die<br />

sowohl im Kognitiven (Logisch-Mathematischen) als auch im Sensorischen zur<br />

Anwendung gelangen.<br />

3. Konzeption einer allgemeinen Verhältnislehre<br />

Entgegen der konstruktivistischen und rationalistischen Erkenntnistheorie (der<br />

„kopernikanischen Wende“) Immanuel Kants postuliert <strong>Stumpf</strong> die Wahrnehmung<br />

von Verhältnissen: „Nicht das Bewußtsein ‚stiftet„ Beziehungen<br />

zwischen unseren Empfindungen [wie Kant behauptet hatte], sondern sie sind<br />

dem Bewußtsein gegeben, es hat sie nur zu konstatieren“ (S. 222). Für<br />

Musikalische bestehe „gerade im Erfassen und Verfolgen dieser inneren<br />

Beziehungen einer der Hauptreize der Musik, wenn auch nicht der tiefste“ (S.<br />

222). „Verhältniswahrnehmungen sind aufs engste in die Sinneswahrnehmung<br />

verflochten“. Als Beispiele für Grundverhältnisse nennt <strong>Stumpf</strong> die abgestufte<br />

Ähnlichkeit zweier Empfindungsinhalte (Töne) und definiert „Gleichheit“ im<br />

Sinnesgebiet als „extreme Ähnlichkeit“ (in logisch-mathematischen Kontexten<br />

hat „Gleichheit“ eine andere Bedeutung, nämlich „gleich“ in Bezug auf die<br />

jeweilige Gattung). Demnach beruht Reihenbildung von Empfindungen, wie die<br />

Anordnung aller Töne in einer Reihe von den tiefsten bis zu den höchsten, auf<br />

abgestufter Ähnlichkeit; die graduell abgestufte Verschmelzung gleichzeitiger<br />

Töne (die Intervallverwandtschaft) gilt aber ebenfalls als eine phänomenologische<br />

Grundtatsache, die besonders im Bereich der Töne auffällig ist.

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