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Historischen Teil - Carl Stumpf Gesellschaft

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Margret Kaiser-el-Safti 7<br />

mehrere Aufsätze, die sich kritisch mit James„ reduktionistischer Emotionstheorie<br />

auseinandersetzten (vgl. <strong>Stumpf</strong> 1899, 1907c; vgl. dazu auch Marty<br />

1892). Summieren sich reduktionistische Tendenzen von zwei Seiten, der neurologischen<br />

und der psychologischen, wirft dies die Forschung um mehr als<br />

hundert Jahre zurück und macht den Mangel an erkenntnistheoretischen<br />

Reflexionen deutlich.<br />

Zweifellos beginnt man, das grundsätzlich Problematische einer unzulässigen<br />

Vermengung naturwissenschaftlicher und philosophischer Denkweisen zu<br />

sehen, wenn auch nicht in der Schärfe, die <strong>Stumpf</strong> auszeichnet. Folgende<br />

Probleme stellen sich heute offenbar als schwer lösbar dar: Einerseits kritisieren<br />

Philosophen die Vermischung und Verwechslung unterschiedlicher ,Sprachspiele„<br />

und klagen über „Kategorienfehler“ innerhalb der Disziplinen (vgl.<br />

Janisch 2009, Bennett & Hacker 2010, Falkenburg 2012); sie erwecken aber<br />

auch den Eindruck, als ließe sich die Komplexität der Fragestellungen, die, weil<br />

sie in der Tat verschiedene Disziplinen tangiert und sich dementsprechend<br />

multipliziert, rein sprachlich oder formal-logisch lösen. Andererseits erweist<br />

sich der Versuch von philosophischer Seite auch nicht als hilfreich, ,alte„<br />

philosophische Positionen partout gegen neuere Erkenntnisse retten zu wollen.<br />

Diese Haltung wurde und wird immer noch keiner Philosophie gegenüber so<br />

häufig und mit soviel Nachdruck eingenommen wie in Bezug auf die<br />

Transzendentalphilosophie Immanuel Kants.<br />

1. 2. Kritik der Erkenntnisprämissen Immanuel Kants<br />

Der notorische Vorwurf deutscher Philosophen in Bezug auf kantkritische<br />

Positionen äußert sich, wenn er von psychologischem Boden aus formuliert<br />

wurde oder wird, in der Regel dahingehend, Kritiker Kants hätten Kants<br />

Philosophie nicht verstanden, psychologistisch missdeutet und/oder seien hinter<br />

Kants Lehre zurückgefallen. Noch kürzlich machte der Philosoph Gottfried<br />

Gabriel geltend, dass, wer das „Problem der Einheit in der Vielheit“ – offenbar<br />

eine andere Formulierung für die Frage nach dem Verhältnis des Ganzen und<br />

der <strong>Teil</strong>e – wieder thematisiere, stelle „mit diesem Bemühen allerdings einen<br />

,Rückfall„ hinter die Kantische Metaphysik dar“ (vgl. Gabriel 2001, S. 152).<br />

Offenbar liegt außerhalb der Reichweite philosophischen Denkens, dass dieses<br />

uralte philosophische Problem innerhalb der akustisch-musikalischen Wahrnehmung<br />

eine Lösung gefunden hat, die keiner Metaphysik mehr bedurfte, die<br />

Kant freilich nicht einfallen konnte, weil er nicht über die komplizierten<br />

Grundlagen musikalischer Wahrnehmung im Bilde war. Der spezifisch deutsche<br />

Vorwurf des Rückfalls richtet sich hier gegen Johann Friedrich Herbart, dessen<br />

logische Vorleistungen von Gabriel durchaus gewürdigt werden, weil sie eine<br />

Brücke schlagen könnten zwischen der Philosophie Gottlob Freges, der offenbar<br />

bei Herbart wesentliche Anregungen gefunden hatte, und der amerikanischen<br />

sprachanalytischen Philosophie, die Frege heute als einen wichtigen Vorkämpfer

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