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AUFMACHER<br />
Alkohol und Drogen am Arbeitsplatz<br />
Ratlosigkeit auf<br />
allen Ebenen<br />
Foto: rSVP<br />
Vom falschen Umgang mit einem allgegenwärtigem<br />
Problem in unseren Betrieben und in der Gesellschaft.<br />
GerAlD GeBAUer<br />
Wer hat das in dieser - oder ähnlicher<br />
Form nicht schon an seinem<br />
Arbeitsplatz erlebt: Der Betriebsleiter<br />
ist ratlos. Fritz Meyer (Anm. d. Autors:<br />
Name frei erfunden) war immer „das beste<br />
Pferd im Stall“, doch seit einem Jahr wird es<br />
immer problematischer: Fritz erscheint oft<br />
zu spät, oft auch gar nicht am Arbeitsplatz,<br />
vorzugsweise freitags (Donnerstag ist ja<br />
immer Training), wenn dann fast regelmäßig<br />
(Muskel)Kater angesagt ist. Jeder weiß<br />
es, viele machen auch ihre Witze darüber,<br />
manche beschweren sich ja auch schon, weil<br />
Fritz auch während der Arbeitszeit immer<br />
häufiger verschwindet und später dann eine<br />
seltsame Mischung aus Menthol- und Alkoholfahne<br />
wahrnehmbar ist. Was heißt, Kollegen<br />
beschweren sich? Nein, sie machen<br />
eher versteckte Bemerkungen, weil „man<br />
will ja auch kein Kameradenschwein“ sein<br />
und den Kollegen nicht anschwärzen.<br />
Die Fakten ansprechen<br />
Mutige und informierte Mitarbeiter und<br />
Führungskräfte handeln anders: Sie konfrontieren<br />
den Kollegen oder den Mitarbeiter<br />
mit den Fakten und geben klare „Ich-<br />
Botschaften“. Mir fällt auf, dass…, sagen sie,<br />
dass sie als Mitarbeiter und Führungskraft<br />
das Verhalten nicht länger akzeptieren werden<br />
und sie bieten Hilfe an. Keine Angst, Sie<br />
sollen als Führungskraft oder Mitarbeiter<br />
jetzt keine Therapeuten werden, Sie sollen<br />
nur ihre Führungsaufgaben wahrnehmen<br />
und als Mitarbeiter Courage zeigen. Nur<br />
damit helfen Sie den Betroffenen wirklich.<br />
Schweigen und vertuschen treibt die Betroffenen<br />
immer weiter ins Abseits und trägt<br />
nachhaltig zur Verfestigung der Sucht bei.<br />
Und Fritz Meyer ist beileibe kein Einzelfall.<br />
Die Deutsche Hauptstelle für Suchtgefahren<br />
geht heute davon aus, dass über 20 Prozent<br />
der abhängig Beschäftigten zwischen 18<br />
und 64 Jahren einen riskanten Alkoholkonsum<br />
betreiben. Die Zahl der abhängig<br />
Erkrankten wird mit fünf Prozent angegeben.<br />
Was bedeutet das für ihren Betrieb in<br />
Zahlen? Was bedeutet das für Ihre Produktivität?<br />
Was bedeutet das für Ihre Unfallstatistik,<br />
für Ihre Fehlzeiten insgesamt?<br />
Ehrliche Hilfe anbieten<br />
Alkoholsucht erkennen und handeln<br />
heißt also, Mut und Courage zeigen und den<br />
Betroffenen ehrliche Hilfe anzubieten.<br />
Suchtgefährdete fallen auf durch Leistungsabfall,<br />
häufige Kurzfehlzeiten und Bagatellisieren<br />
des Trinkens, Präsens bei allen Gelegenheiten,<br />
bei denen getrunken wird. Emotionale<br />
Labilität, die von Streitsucht bis zur<br />
Gleichgültigkeit reichen kann.<br />
Kollegen und Führungskräfte sollten die<br />
Krankheit ansprechen und sie sollten auf<br />
eine Therapie dringen. Führungskräften ist<br />
Gerald Gebauer von der r.S.V.P. Unternehmensberatung<br />
GmbH in lich.<br />
angeraten, ganz konsequent auf getroffenen<br />
Vereinbarungen zu bestehen, sich auch<br />
nicht scheuen, notfalls eine Abmahnung<br />
auszusprechen.<br />
Sinnvoll sind Präventionsmaßnahmen:<br />
Informationsveranstaltungen, das klare<br />
Bekenntnis des Betriebes: Alkohol, Drogen<br />
und Arbeit in unserem Betrieb passen nicht<br />
zusammen und werden auch nicht geduldet.<br />
Signalisieren Sie: Wer Hilfe braucht und<br />
annehmen will, dem wird geholfen. Betriebsvereinbarungen<br />
und betriebliche Regelungen<br />
sind sehr hilfreich.<br />
n<br />
Foto: Jorma Bork/fotolia.de<br />
Sieht gut aus,<br />
schmeckt gut - und<br />
kann bei Missbrauch<br />
zu fatalen Folgen<br />
führen. Generell und<br />
besonders für den<br />
Arbeitsplatz ist Alkoholsucht<br />
ein Problem.<br />
www.giessen-friedberg.ihk.de<br />
WIRTSCHAFTSMAGAZIN · 4/2013 17