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Spur - Hochschule für bildende Künste Hamburg

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6/7 b<br />

Mann, der jünger ist als ich, ohne daß ich einen<br />

Grund, einen Anlaß sah, plötzlich mit<br />

diesen Plastikfesseln gefesselt. Zwei Schülerinnen,<br />

die am Montag mündliches Abitur<br />

haben sollten, mußten ihre Strümpfe,<br />

ihre Schuhe ausziehen und wurden abgetastet;<br />

das ist also bei mir nicht geschehen. Ich<br />

wurde nur gefragt, was ich in meinen Taschen<br />

hatte. Ich hatte auch eine Windjacke<br />

mit. Ich habe es aufgezählt. Ich hatte also<br />

auch ein Taschenmesser und Regenschirm;<br />

das wurde mir dann abgenommen.<br />

Meine Personalien wurden aufgenommen.<br />

Ich wurde nicht wie andere mit einer Polaroidkamera<br />

fotografiert. Ich mußte mich<br />

auch nicht an die Wagenwand hinstellen,<br />

um dann besser abgetastet zu werden.<br />

Ich gehe davon aus, daß dieses wohl<br />

aufgrund meines Berufes geschehen ist.<br />

Für mich war es unverständlich, daß<br />

nicht zumindest in dieser entsetzlichen Situation<br />

auch andere so behandelt werden,<br />

wie ich behandelt wurde.<br />

Nach mehrmaligen Versuchen, mich<br />

mit Frau Reumann zusammen in eine Polizeitransportwagen<br />

unterzubringen, wurde<br />

ich dann getrennt. Ich wurde in einen Wagen<br />

gesetzt; ich mußte dann noch eine ganze<br />

Zeit warten. Es wurden dann noch drei<br />

Frauen hereingebracht, sie waren zu funft,<br />

eben auch diese Schülerinnen. Und nach<br />

einiger Zeit des Wartens wurden wir in einer<br />

erschreckenden Alarmfahrt nach Alsterdorf<br />

gebracht. Es ging bei Rot über die<br />

Kreuzung in einem Abstand vom Vorderwagen<br />

vielleicht 5 bis Sm. Wir wurden hinund<br />

hergeschaukelt Ich hatte ständig<br />

Angst, daß jetzt rechts oder links ein Wagen<br />

kommt, der bei grün über die Ampel<br />

fährt. Was passiert dann?<br />

In Alsterdorf angekommen, mußten<br />

wir im Wagen warten und auf unsere Fragen,<br />

was mit uns passiert, hieß es : Ja, Sie<br />

werden in die Sporthalle der Polizeikaserne<br />

gebracht und dann werden Sie aber auch<br />

entlassen. Dort werden dann Ihre Personalien<br />

aufgenommen.<br />

Als es dann dunkel wurde zwischen<br />

22.00 Uhr und 22.30 Uhr, kam ich dann<br />

dran und wurde in die Sporthalle gebracht.<br />

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Ich möchte jetzt von Äußerungen von<br />

Beamten etwas sagen :<br />

Beamte hatten mitbekommen, daß ich<br />

Pastor bin. Einer sagte, fragte entsetzt: Verstößt<br />

das nicht gegen die Menschenrechte,<br />

wenn Menschen nicht einmal auf die Toilette<br />

gehen können, sondern ihre Notdurft<br />

da in der Öffentlichkeit vor den Augen aller<br />

verrichten müssen?<br />

Andere sagten mir, daß sie einfach nicht<br />

begreifen, was hier vorgefallen ist.<br />

Einer berichtete, daß über Polizeifunk<br />

durchgekommen sein soll, daß eine bewaffnete<br />

Einheit durch die <strong>Hamburg</strong>er Innenstadt<br />

zieht. Als ich fragte, wieso das noch<br />

betont wird, daß sie bewaffuet sind : Die<br />

sind doch ständig bewaffuet, das würden sie<br />

doch wissen, weil ich annahm, daß das eine<br />

Polizeieinheit ist. Aber die sagten :Nein, das<br />

sollen Ihre Leute sein.<br />

~ tVh~~<br />

Dann wurde auch gemunkelt, daß sie<br />

Maschinenpistolen dabei hätten und mir<br />

sagten dann andere, die es nicht verstehen<br />

konnten, was mit uns geschah, daß sie zumindest<br />

erwartet hätten, daß festgestellt<br />

wird :diese Kundgebung ist nicht angemeldet<br />

und sie wird aufgelöst. Oder auch wie<br />

einige sagten, das hätten sie schon häufiger<br />

erlebt, daß zumindest Verhandlungen gefuhrt<br />

würden über einen Zeitraum der<br />

Kundgebung und daß abgesprochen wird,<br />

was dann geschieht. Nichts von dem ist geschehen.<br />

Ein anderer sagte mir, daß er einfach<br />

nicht verstehen kann, wie wir in diesem<br />

Kessel so ruhig geblieben sind. Er hätte sich<br />

in dieser Situation ganz sicherlich anders<br />

verhalten und er wäre nicht so zurechtgekommen,<br />

wie wir zurechtgekommen sind.<br />

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