AUDIO TEST Stereo + Phono (Vorschau)
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Canor TP10<br />
Canor TP10<br />
„Die Röhre macht den Unterschied“<br />
Mit dem TP10 schickt die slowakische Firma<br />
Canor einen Mitstreiter ins Rennen, in<br />
dessen Innerem ein etwas anderes Herz<br />
schlägt als bei seinen Konkurrenten. Canor<br />
hat sich dafür entschieden, zugunsten des<br />
Klangs auf Röhrentechnologie zurückzugreifen.<br />
Entstanden ist ein Hybridmodell,<br />
bei dem sich die Vorstufe einer Röhre<br />
bedient und die Ausgangsstufe mit Transistoren<br />
arbeitet. Dem Nachfolger des<br />
SH1-Modells wurde hier eine 12AT7-Röhre<br />
spendiert, zudem wurde die Stromzufuhr<br />
verbessert – hier realisiert mit externem<br />
Netzteil, um die Signalqualität im Verstärker<br />
zu erhöhen. Dadurch bleibt die Elektronik<br />
im Verstärkerteil unbeeinträchtigt von<br />
Einflüssen des Transformators.<br />
Der TP10 kommt etwas größer daher als<br />
die anderen Testgeräte. Auch das Gewicht<br />
liegt weit über dem der Transistorverstärker,<br />
was dem Aufbau mit Röhrentechnologie<br />
geschuldet ist. Er ist sehr<br />
robust verarbeitet. Das schwarze Gehäuse<br />
wird an der Front durch eine 10 Millimeter<br />
(mm) starke Aluminiumplatte veredelt<br />
und wirkt dadurch sehr ansprechend im<br />
Design. Auch die silberfarbenen Standfüße<br />
passen optisch gut ins Gesamtbild<br />
des Verstärkers. An der Vorderseite befinden<br />
sich neben dem Power-Knopf und<br />
dem Volumenregler nur noch die Buchse<br />
für eine 6,3-mm-Klinke als Kopfhörereingang.<br />
Betätigt man den Einschaltknopf, er-<br />
scheint als Kontrolllampe das Canor-Logo<br />
bernsteinfarben auf schwarzem Grund –<br />
ein sehr schönes Gimmick für Optikliebhaber.<br />
Der Lautstärkeregler der Firma ALPS<br />
liegt gut zwischen den Fingern, ist angenehm<br />
gängig mit genügend Widerstand<br />
zu bewegen, verliert aber durch die recht<br />
glatte Oberfläche etwas an Griffigkeit und<br />
Handling. Die Klinkenbuchse ist perfekt dimensioniert,<br />
wird ein Stecker eingeführt,<br />
sitzt dieser fest und sicher. Selbst bei stärkerer<br />
Belastung bewegt sich die Klinke<br />
nicht aus ihrer Fassung.<br />
Die Rückseite ist sehr einfach und übersichtlich<br />
gehalten. Dort finden sich zwei<br />
Cinch-Buchsenpaare, die je einmal als Eingang<br />
bzw. Ausgang dienen. Alle Eingänge<br />
sind hochwertig verarbeitet und bieten<br />
eine genaue Passform für die angedachten<br />
Steckerstandards. Eine kleine Buchse für<br />
den Stecker des externen Netzteils ergänzt<br />
die überschaubare Rückansicht dieses Röhrenkopfhörerverstärkers.<br />
Betrieben wird<br />
der TP10 mit 16 Volt Betriebsspannung<br />
für die 12AT7-Röhre. In der Leistungsaufnahme<br />
fällt er allerdings weit hinter die<br />
Konkurrenz zurück, gönnt er sich doch im<br />
ausgeschalteten Zustand mit gestecktem<br />
Netzteil 1,1 W und langt unter Last nochmals<br />
richtig zu. Werte von 11,9 W waren<br />
beim Testdurchlauf keine Seltenheit.<br />
Der Leistungshunger der Röhre macht<br />
sich jedoch durchaus positiv im Klang be-<br />
AUSGABE 2.2012<br />
merkbar. So schöne Bässe, wie unser Einzelkämpfer<br />
hier bot, konnte kein anderes<br />
Gerät abliefern. Warm und satt klingen sie,<br />
niemals mit dem Hang, zu dick aufzutragen.<br />
Der Mittenbereich ist leicht verzerrt,<br />
was an der Charakteristik der verwendeten<br />
12AT7-Röhre liegen mag. Höhen zeichnet<br />
er wiederum seidenweich ab und lässt in<br />
Sachen Dynamik und Transparenz keine<br />
Wünsche offen. Der ganze Klang kann generell<br />
als wärmend empfunden werden,<br />
die Röhre sorgt für eine wahrnehmbare<br />
Klangverfärbung. Der Frequenzgang kann<br />
dadurch nicht wirklich linear sein, sollte<br />
aber aufgrund des überzeugenden Höreindrucks<br />
kein Defizit darstellen. Schließlich ist<br />
nicht immer Neutralität das Maß der Dinge,<br />
Musik soll auch einfach schön klingen.<br />
Ein gelungenes Hybridmodell der Firma<br />
Canor, welches auf jeden Fall seinen Job<br />
erledigt: Es verstärkt das Signal für den<br />
Kopfhörer Ihrer Wahl und füttert ihn, egal<br />
auf welchen Widerstand es trifft, mit warmen,<br />
satten Klängen. Wer die erhöhte<br />
Leistungsaufnahme verschmerzen kann<br />
und etwas mehr Platz im Regal hat, der<br />
sollte den TP10 unbedingt Probe hören –<br />
das Hörerlebnis ist verblüffend angenehm,<br />
besonders im tieffrequenten Bereich.<br />
Spartanisch mutet t die Rückansicht an, dennoch bietet t sie neben einem Audioeingang i auch einen<br />
Audioausgang an. Das mitgelieferte externe Netzteil wird an der rechten Buchse angeschlossen<br />
Oben rechts im Bild ist die Röhre zu erkennen,<br />
die die Verstärkung übernimmt<br />
Bewertungsschlüssel: 100–95: Referenzklasse, 94–90: ausgezeichnet, 89–85: sehr gut, 84–70: gut, 69–55: befriedigend, 54–40: ausreichend, 39–0: mangelhaft Test 47