AUDIO TEST Stereo + Phono (Vorschau)
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Abtasten ist besser<br />
als pflügen!<br />
VON JENS VOIGT<br />
Eine Schallplatte und ein Plattenspieler sind<br />
nur zwei Teile für die Vinylwiedergabe. Damit<br />
aus den feinen Rillen, die in das schwarze<br />
PVC gepresst wurden, auch wieder ein hörbarer<br />
Ton gelangt, bedarf es einer kleinen,<br />
aber sehr wichtigen Sache: dem Abtastsystem.<br />
Mit einer fein geschliffenen Nadelspitze<br />
tastet es an einem Trägerrohr im wahrsten<br />
Sinne des Wortes die Vertiefungen und seitlichen<br />
Auslenkungen einer Plattenrille ab.<br />
Dabei wird die Nadel mit dem Trägerrohr von<br />
genau diesen Auslenkungen bewegt und aus<br />
der Bewegung je nach Bauart des Abtastsystems<br />
eine Signalspannung erzeugt. Das<br />
Moving-Magnet-System (MM) besitzt einen<br />
kleinen Dauermagneten, das Moving-Iron-<br />
System (MI) hingegen ein kleines Eisenteil,<br />
welches sich am Trägerrohr befindet. Das MI<br />
verfügt zudem noch über einen festen Magneten.<br />
Beide nutzen das magnetische Feld<br />
zwischen den Spulen, die auf Eisenkerne gewickelt<br />
sind. Die Bewegung im Magnetfeld<br />
erzeugt in den Spulen eine Signalspannung.<br />
Beim Moving-Coil-System (MC) werden die<br />
Spulen, die sich am Trägerrohr befinden, zwischen<br />
den fest stehenden Magneten bewegt.<br />
Beide Systeme stellen dem <strong>Phono</strong>vorverstärker<br />
unterschiedlich starke Ausgangssignale<br />
zur Verfügung und benötigen auch eine<br />
entsprechende elektrische Anpassung. Den<br />
MC-Systemen spricht man gern den Vorteil<br />
der dynamischeren Spielweise aufgrund ihrer<br />
Konstruktionsart zu, doch weisen sie eine geringere<br />
Signalspannung als MM-Systeme auf.<br />
Diese wiederum haben dafür den Vorteil,<br />
dass die Abtastnadel problemlos auswechselbar<br />
ist. Mitunter kann aber bei höheren<br />
Signalpegeln* eine erhöhte Anfälligkeit für<br />
nichtlineare Verzerrungen in den Spulen<br />
auftreten. Die richtige Justage des Systems<br />
ist sehr wichtig und verlangt, dass der Plattenspieler<br />
absolut in der horizontalen Waage<br />
ist, das richtige Auflagegewicht, die korrekte<br />
Anti-Skating-Kraft und Tonarmhöhe hat. Eine<br />
horizontale Winkelabweichung zwischen der<br />
Plattenoberfläche und dem System ist zu vermeiden.<br />
Selbst das Gewichtsverhältnis, also<br />
das Kräfteverhältnis zwischen Abtastsystem<br />
und Tonarm, spielt eine Rolle, weil es sonst<br />
zu hörbaren Abweichungen in der Wiedergabe<br />
kommen kann, wenn die Anti-Skating-<br />
Kraft hier keinen Ausgleich mehr herstellen<br />
kann. Die Interaktion zwischen Nadelnachgiebigkeit<br />
und Tonarmresonanz ist, wenn<br />
alle Daten vorhanden sind, berechenbar<br />
und weist auf Resonanzen unterhalb von 20<br />
Hertz hin. Die hier begutachteten Systeme<br />
eignen sich alle für eine große Anzahl der<br />
gängigen Tonarme. Auf unserer Homepage<br />
www.audio-test.at geben wir Ihnen einen<br />
Einblick zum Testaufbau. Wir freuen uns,<br />
Ihnen wieder einige Anregungen für eines<br />
der schönsten Hobbys geben zu können.<br />
68 <strong>AUDIO</strong> <strong>TEST</strong> | 2.2012 | www.audio-test.at<br />
* Für hervorgehobene Fachbegriffe finden Sie die Erklärung auf Seite 86