AUDIO TEST Stereo + Phono (Vorschau)

„Fürs Downloaden ist meine Frau zuständig“
Ulrich Michalik,
Linn
Herr Michalik, was
hat Sie dazu bewogen,
ins Allgäu zu
ziehen?
Ich darf seit über zehn
Jahren leben, wohin
andere in Urlaub
fahren, bin trotzdem
ruckzuck in München
und habe zwei weitere
Flughäfen in der Nähe.
Und: die Alpen vor der
Haustür, 30 Minuten
nach Tirol, 45 Minuten
an den Bodensee, 1 Stunde in die Schweiz,
2 Stunden nach Italien – noch Fragen?
Seit wann beschäftigen Sie sich mit
Hi-Fi-Technik und was war der Auslöser
dafür?
Zur High Fidelity kam ich über meine Liebe zur
Musik, und die habe ich buchstäblich mit der
Muttermilch aufgesogen. Dass ich Mitte der
1980er auch beruflich dort landete, war allerdings
eher Zufall, da ich Betriebswirt bin und
ursprünglich aus der Marketing-Ecke komme.
Haben Sie Ihre umfangreiche Plattensammlung
bereits digitalisiert?
Ganz ehrlich, wenn Sie zwischen 15 000 und
20 000 LPs haben und diese mit einem Linn
Sondek LP12 in größter Ausbaustufe genießen
können, dann hält sich der Drang, sein Vinyl
zu digitalisieren, in sehr, sehr engen Grenzen.
Wenn ja, wie sah Ihre Aufnahmekette
aus?
Ich hab’s vor Jahren mal versuchsweise mit
Audacity und meinem Macbook Pro probiert,
es aber gleich wieder sein lassen, weil das
klangliche Ergebnis wenig mit dem zu tun
hatte, was mein LP12 aus den Rillen zaubert.
Daraufhin habe ich den Entschluss gefasst,
nichts Analoges zu digitalisieren und nach
3.2012
Die kommende Ausgabe der AUDIO TEST steht
ganz im Zeichen von High End. Wir wagen einen
Blick auf die Highlights Europas größter Hi-Fi-
Messe, begutachten die wichtigsten Musikdownload-Plattformen
und bieten exklusive
Tests von AVM, Burmester und Sonus Faber.
Möglichkeit nichts digital Aufgenommenes auf
den Plattenteller zu legen, sondern das Beste
aus beiden Welten friedlich koexistieren zu
lassen: Vinyl und Netzwerkstreaming.
Wenn man seit Jahren in den Ausbau
der Plattensammlung investiert,
hat man dann überhaupt Lust, Musik
herunterzuladen?
Fürs Downloaden ist hauptsächlich meine Frau
zuständig, die mit wachsender Begeisterung
die wildesten Sachen aus dem Netz fischt.
Wobei einer der Vorteile meines Jobs natürlich
darin liegt, dass wir zur Wiedergabe zwischen
den feinsten Digitalquellen auswählen können.
Bevor es Linn-DS-Player gab, habe ich zu
Hause so gut wie nie digitale Musikkonserven
gehört. Ich finde, wir haben ein Vierteljahrhundert
lang Musik an eine klanglich stark
limitierte Aufnahme- und Wiedergabetechnologie
verschwendet. So gesehen bin ich der
Letzte, der dem CD-Player und dem Silberling
eine Träne nachweint.
Gibt es aktuelle musikalische Veröffentlichungen,
die Sie begeistern?
Es gibt so unglaublich viel gute neue Musik,
dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll.
Allerdings muss ich gestehen, dass ich bei vielen
modernen Sachen häufig Probleme habe,
Songtitel und Interpret auseinanderzuhalten.
Egal, Hauptsache, es ist handgemachte Musik.
Neben der unschätzbar positiven Wirkung
von Musik auf das menschliche Wohlbefinden
besteht der Sinn von Hi-Fi vor allem darin, Lust
auf unterschiedlichste musikalische Genres
zu machen. Anders formuliert: Je besser das
Hi-Fi-System, desto weiter der musikalische
Horizont, desto größer der Gewinn an Lebensqualität.
Wer ausschließlich Heavy Metal oder
ausschließlich Klassik hört, hat garantiert keine
vernünftige Anlage.
Vielen Dank für das Gespräch.
Ausgabe 3.2012 erscheint
am 27. April 2012
Änderungen aus aktuellem Anlass vorbehalten
Bilder: Auerbach Verlag, Sonus Faber
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