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Thermikfliegen Sonderheft Thermikfliegen Sonderheft (Vorschau)

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in 0,18 Sekunden auf dem Portal der<br />

globalen Wissensvermittlung und -anhäufung:<br />

„Wikipedia“, und hier heißt es im Frühjahr 2012:<br />

„Thermik ist eine Form von Aufwind, der dadurch<br />

entsteht, dass Sonneneinstrahlung die Erdoberfläche<br />

und in Folge die Luft am Boden erwärmt.“<br />

Na bitte, hört sich doch gut und griffig an. Hätten<br />

Sie das gleich gewusst, hätten Sie sich Ihre hart<br />

erarbeiteten Euros für dieses <strong>Sonderheft</strong> sparen<br />

können. Aber halt – ganz so einfach ist es dann<br />

doch nicht! Denn wie Sie diese Thermik erkennen,<br />

das verrät uns Wikipedia nicht, schade, also<br />

hier weiterlesen!<br />

Merke, im täglichen Umgang mit der Thermik<br />

ist eines nicht mit Geld, Gold oder guten Worten<br />

zu bezahlen – die Erfahrung! Was nutzt Ihnen<br />

das theoretische Wissen, wenn Sie es auf dem<br />

Modellflugplatz nicht umsetzen und einfach stur<br />

geradeaus durch den schönsten Bart hindurch<br />

brettern? Lassen Sie in diesem Fall den Kopf<br />

nicht hängen, jeder fängt mal klein an. Mich hat<br />

vor vielen Jahren Ralph Mittelbach, einer der<br />

langjährigen, europäischen Top-Piloten in der<br />

DLG-Szene, freundschaftlich als „hoffnungslos<br />

beratungsresistent“ (mit drei Ausrufezeichen!) bezeichnet.<br />

Er hatte rechts einen Bart gesehen, gerochen,<br />

gespürt oder was auch immer: „Torschten,<br />

fliegscht rechtsrum und dann fuffzig Meter,<br />

da geht’s wie’d Sau!“, und ich (weil naturblond)<br />

bin natürlich linksrum geflogen. Ich dachte wohl,<br />

was soll’s, der Himmel sieht überall gleich aus ...<br />

Damals konnte ich nicht ahnen, dass Spitzenpiloten<br />

unsichtbare, erwärmte Luft „erschnuppern“<br />

– heute weiß ich, so etwas kann man lernen<br />

und trainieren.<br />

Und obwohl er direkt nicht zu sehen ist, so<br />

in etwa dürfen Sie sich unseren viel gesuchten<br />

Thermikbart vorstellen – von der Seite gesehen<br />

wie ein gigantischer Champignon mit einer richtig<br />

dicken Knolle im Himmel! Der langgezogene<br />

Stängel dieses Pilzes, das ist der Teil, der uns als<br />

sportlich leistungsorientierte Modellflieger (ohne<br />

bürstenlose Pfui-Bah-Aufstiegshilfe!) am meisten<br />

interessiert, denn hier, in diesem „Schlauch“,<br />

geht es steil nach oben. Im Gegensatz zum essbaren<br />

Pilz ist der Schlauch eines Thermikbarts<br />

nicht immer gerade, so kann er beispielsweise<br />

durch den Wind versetzt, sprich gebogen<br />

werden. Wie groß dieser „Champignon“ aus<br />

warmer Luft ist? Nun, ganz klein, mit nur wenigen<br />

Zentimetern Durchmesser fängt es am Boden<br />

an – und endet dann hoch in der Luft unter einer<br />

Cumuluswolke mit Durchmessern von teilweise einigen hundert Metern.<br />

Rund um dieses von uns heiß begehrte, aufsteigende Zentrum liegt ein<br />

Ring, den keiner von uns wirklich gern hat – der „Abwindring“. Da geht es<br />

böse abwärts, immer! Dieser wird auch ausdauernd und gern von den Modellfliegern<br />

zitiert, die ihren Segler grausamst fehlgetrimmt haben: „Heute<br />

ist nur Saufen, unglaublich ...“ Wenn Sie eine bildliche Vorstellungskraft haben,<br />

dann ist Ihnen jetzt eins schlagartig klargeworden: An diesem Abwindring<br />

kommen Sie, wie akrobatisch Sie auch fliegen, in der Thermikpraxis<br />

nicht vorbei – da müssen Sie durch! Erst danach geht es nach oben. Dieser<br />

unterschiedlich breite Ring wird uns noch in weiteren Kapiteln ausgiebig<br />

beschäftigen, zum Beispiel beim (über)lebenswichtigen Zentrieren des<br />

Seglers in der Thermik.<br />

So, noch ein paar Takte zur Geburtsstunde unseres Thermikbarts: Sie<br />

erinnern sich, die Sonne erwärmt die Erdoberfläche. Der Boden erwärmt<br />

Mit dem Speer in die Thermik stechen: Erfahrene Piloten wie Sebastian Hampf<br />

kriegen schon mit einem einfachen Start in Speerwurftechnik aus der Hand Thermikanschluss.<br />

Ich habe mal einen F3J-Piloten beobachtet, wie er auf der Wiese<br />

sein Wettbewerbsmodell mit einem bewusst lässigen Wurf aus dem Handgelenk<br />

auf etwa acht Meter geworfen hat – von da aus hat er sich dann 200 Meter hoch<br />

ins Blau gekurbelt. Lassen Sie sich durch solche Muskelspiele nicht frustrieren:<br />

Das ist nicht wie Lotto spielen, so etwas kann man lernen!<br />

ein Luftpaket, das jetzt in der etwas kühleren<br />

Umgebungsluft nach oben steigt. Stellen Sie<br />

sich einen Heißluftballon vor, der langsam nach<br />

oben klettert. Nur leider ohne Hülle, deswegen<br />

erkennen Sie ja nichts. Sie ahnen schon, worauf<br />

es eigentlich bei der Entstehung von Thermik ankommt,<br />

das sind relative Temperaturdifferenzen,<br />

nicht absolute Werte! Das ist der Grund, warum<br />

es an einem unangenehm kühlen Frühlingsmorgen<br />

oft sehr thermisch ist. Die Umgebungsluft<br />

ist extrem kalt, aber die Sonne hat ab März<br />

bereits viel Kraft. Piloten mit Durchblick wissen:<br />

Nur fünf Grad am Morgen und viel Sonne an<br />

einem Frühlingstag, das verspricht viele gute<br />

Thermik 2012<br />

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