Thermikfliegen Sonderheft Thermikfliegen Sonderheft (Vorschau)
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Staaart!!<br />
in unbekanntem Gelände, ist eine kleine Skizze mit Eintrag der Zufahrtswege,<br />
markanten Geländepunkten, Feldwegen, Baumreihen und/oder die<br />
Absprache mit Freunden sehr hilfreich. Im Tal angekommen, werden wir<br />
uns im unübersichtlichen Gelände nur schwer orientieren können. Sind<br />
noch andere Modellflieger auf dem Berg, könnten uns diese mit dem Handy<br />
am Ohr punktgenau einweisen, Empfang vorausgesetzt – sonst tut es in<br />
diesem Fall das klassische Winkzeichen, sofern der Landeplatz im Tal nicht<br />
1200 Meter unter uns liegt!<br />
Ein letztes Wort zum Thema Feld-, Wald-, Wiesen- und Naturschutz: Liebe<br />
Leser, wir kennen den Wert unseres Modells, und wir wollen selbstverständlich<br />
unser allerliebstes Stück einfach wiederhaben! Beachten wir doch<br />
im dringenden Interesse nicht nur des menschlichen Miteinanders, sondern<br />
auch im Sinne des Modellflugs einige Spielregeln. So ein Weizenfeld, so ein<br />
Rübenacker, so eine ungemähte Wiese gehören immer irgendjemandem,<br />
der damit seinen und seiner Familie Unterhalt verdienen muss! Brechen wir<br />
nun wie die Barbaren in diese Felder ein, greifen wir dem Besitzer in rüder<br />
Art und Weise in die Tasche – das haben wir selbst nicht gern. Es wurden<br />
schon ganze Rudel von Modellfliegern gesehen, die in ungeahnt fleißiger<br />
und kürzester Weise aus einem vollreifen Getreidefeld einen Bahnhofsvorplatz<br />
gemacht haben, den zu Recht wutentbrannt herbeigeeilten Bauern<br />
auch noch einen dummen Menschen genannt haben. So geht es nicht! Wir<br />
Modellflieger verursachen so wenig wie möglich Schaden und stehen dann<br />
auch in finanzieller Hinsicht dazu, eine Entschuldigung und ein paar erklärende<br />
Worte sind dabei obligatorisch und sehr hilfreich.<br />
Hier noch eine kleine Anekdote: Der Verfasser bekam einmal nach<br />
einem viertelstündigen, ruhig und mit äußerster Körperbeherrschung<br />
geführten Gespräch mit einem Doppelzentner Dynamit in Gestalt eines<br />
rotgesichtigen, gabelschwingenden Bauern überraschenderweise eine<br />
lebenslängliche Außenlandegenehmigung auf einer bestimmten Wiese angetragen.<br />
Sicher nicht die Regel, aber beweisbar und bis auf den heutigen<br />
Tag gültig.<br />
Und es geht doch!<br />
Ganz am Ende zu einer besonderen Art von Thermik auf den Bergen, ich<br />
sage nur: Leethermik, und der „Fachmann“ wendet sich mit Grausen ab!<br />
Leethermik kann sich, geschützt an der windabgewandten Seite des Bergs,<br />
prächtig entwickeln, sie ist steigstark und nicht selten turbulent. Wenn sie<br />
beim Aufsteigen im Lee in den Wirbelbereich des Bergs selbst kommt,<br />
können wir oft erleben, dass sogar große Fluggeräte in einige Verlegenheit<br />
kommen und ordentlich durchgeschüttelt werden. Mit Modellflugzeugen<br />
sollte man sich dieser Thermik nur nähern, wenn die Werkstatt wegen zu<br />
vieler Modelle nicht mehr begehbar ist. Die Leethermik kann hier schnell für<br />
Abhilfe sorgen. Wie fliegt man nun in dieser Thermik? Stellen Sie sich vor,<br />
Thermik 2012<br />
Sie stehen am späten Vormittag an einem voll<br />
eingestrahlten, steilen, stark thermikverdächtigen<br />
Osthang, und der Wind bläst von hinten, dass<br />
Ihnen die Hosenbeine flattern (hierbei werden<br />
sich Angst und Wind gegenseitig unterstützen).<br />
Jetzt das Modell abzuwerfen, erfordert einen<br />
armstarken Zehnkämpfer oder ein dickes Gummiseil<br />
und Bodenstart, auf jeden Fall eisenharte<br />
Nerven oder eine abgeklärte Einstellung zum<br />
Leben schlechthin! Das Modell wird rasant und<br />
doch recht „pflaumig“ ins Tal hinuntersinken,<br />
zu dem starken Sinken müssen wir auch noch<br />
Fahrt halten. Jetzt auf Thermiksuche gehen und<br />
blitzschnell einen Leebart anzapfen ist schon<br />
etwas für Leute, die Bungee-Jumping für einen<br />
Frühstückssport halten.<br />
Hat man einen Bart erwischt – im anderen<br />
Falle ist der Tag so oder so gelaufen –, wird das<br />
Modell mit atemberaubenden Steigwerten aus<br />
dem Tal wieder herausspiralen und nach oben<br />
düsen. Dabei verlagert sich der Bart jedoch nicht<br />
wie sonst üblich zu uns hin, sondern von uns<br />
weg! Wir müssen also, um wieder nach Hause<br />
zu kommen, auf jeden Fall eine satte Startüberhöhung<br />
herauskurbeln, nur auf Augenhöhe<br />
haben wir keine Chance für den Rückweg. Dann<br />
den Nerv zu haben, wieder hinaus und dabei<br />
unweigerlich hinunterzufliegen, um einen neuen<br />
Bart zu suchen, grenzt schon an Schwach-,<br />
Wahn- oder sonst einen -sinn! Dieses Spiel zusammen<br />
mit Freunden zu spielen, wird bei allen<br />
Teilnehmern einen unvergesslichen Eindruck, erhöhte<br />
Adrenalinwerte und vermutlich auf keinen<br />
Fall den Wunsch nach einer baldigen Wiederholung<br />
hinterlassen.<br />
Dem Autor jedenfalls ist es an einem strahlenden<br />
Sommertag am Osthang des Petit Ballon<br />
in den Vogesen so ergangen. Modell und Pilot<br />
waren wider Erwarten wohlauf! Dazu noch einen<br />
Tipp: Es gibt Dinge im Leben, die muss man<br />
nicht ausprobieren – Leethermik gehört dazu!<br />
Wenn Sie es trotzdem nicht lassen können, wünsche<br />
ich Ihnen gute Nerven und am Ende des<br />
Tages ein heiles Modell. Vielleicht konnte dieser<br />
Artikel etwas dazu beitragen ...<br />
Allen Thermikfliegern viel Freude und allzeit<br />
Erfolg beim interessanten Spiel mit Auslösepunkt,<br />
Temperaturgradient, anabatischem Hangwind,<br />
Albedo, Einstrahlwinkel und den vielen<br />
anderen schönen Dingen, von denen hier die<br />
Rede war – von der Thermik!<br />
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