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Thermikfliegen Sonderheft Thermikfliegen Sonderheft (Vorschau)

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einer Überentwicklung, vielleicht sogar zu einem<br />

Gewitter kommt. Liegt der T-Gradient bei null,<br />

oder wird die Luft nach oben sogar wärmer, sprechen<br />

wir von einem stabilen Zustand der Luft,<br />

es gibt keine Thermik. Erfahrene Modellpiloten<br />

im alpinen Gelände ermitteln den T-Gradienten<br />

mit einem kleinen Digitalthermometer und einem<br />

Höhenmesser beim Aufstieg an den Startplatz.<br />

Besonders erfahrene Piloten werfen vor dem<br />

Aufstieg einen Blick ins Internet und googlen den<br />

ausführlichen Wetterbericht.<br />

Weiter mit unserem Helden Karl-Otto: Auf<br />

dem Berg angekommen, beurteilt er zunächst<br />

einmal die allgemeine Lage, Windrichtung, dynamischer<br />

Hangwind, anabatischer Hangwind,<br />

Sonnenstand, Feuchtigkeit des Untergrunds,<br />

Wolkenbild und andere Modellflieger, die vielleicht<br />

schon in der Luft sind. Die Modelle, nicht<br />

die Modellflieger. Fliegt schon einer? Wer, wo,<br />

womit, wie hoch, wie schnell? Fliegt er sicher,<br />

oder hält er nur mühsam seine Höhe? Einige<br />

Minuten der stillen Beobachtung geben mehr<br />

Information als langatmige Diskussionen. Er wird<br />

sich noch mal, obwohl schon lange bekannt,<br />

alle bekannten Auslösepunkte im Gelände anschauen.<br />

Er konzentriert sich voll auf die ersten<br />

Minuten nach dem Start und gibt sich selbst gedanklich<br />

einen Flugplan, den er auch einhalten<br />

wird. Sehr sorgfältig wird er sich den Flugweg<br />

ins Tal hinunter einprägen – er könnte notwendig<br />

werden. Die Anflugeinteilung für den normalen<br />

Landeplatz auf dem Berg sowie den Anflug zur<br />

Notlandewiese und den Endanflug dorthin sieht<br />

er sich genau an.<br />

Frequenzkontrolle (auch in Zeiten von<br />

2,4 GHz gibt es noch etliche Piloten, die mit<br />

35 MHz fliegen – denken Sie daran, wenn Sie<br />

auf diesem Band unterwegs sind!), Aufbau des<br />

Modells, sorgfältiger Vorflugcheck mit Reichweitenkontrolle<br />

und Funktionskontrolle der<br />

gesamten Fernsteuerung sind obligatorisch. Ist<br />

der „Thermikofen“ schon in Betrieb oder bläst<br />

ein ausreichender Hangwind, wird er starten, bei<br />

unsicheren Verhältnissen wartet er lieber ab! Er<br />

wird starten, wenn er es für richtig hält, es ist sein<br />

Modell, das er verlieren kann, und seine Verantwortung,<br />

die er allein zu tragen hat.<br />

Während des Wartens beobachtet er unablässig<br />

seine Umgebung. Wie sind die Windverhältnisse,<br />

in welchen Abständen nimmt der<br />

Wind zu und wieder ab, und sind plötzliche Richtungswechsel<br />

des Winds zu beobachten – alles<br />

sichere Anzeichen für das Thermikgeschehen im<br />

Flugraum.<br />

Fliegen Vögel, welche Vögel fliegen und wie<br />

verhalten sie sich? Seine Wetterbeobachtungen<br />

denkt er sich zu einer fliegerischen Beurteilung<br />

zusammen, er macht sich Gedanken über die<br />

weitere Wetterentwicklung am Hang von „jetzt“<br />

bis zum Rest des Flugtags.<br />

Landet er einmal, manchmal zur Freude der<br />

anderen Modellflieger, im tiefen Tal, so trägt er es<br />

gelassen und versucht, aus der soeben gemachten<br />

(negativen) Erfahrung zu lernen. Hat er zu<br />

viel riskiert? Wo lag der Fehler? Wie hat sich das<br />

Modell verhalten? Wie war der Endanflug? Und<br />

vor allem – was ist daraus zu lernen?<br />

Hammerwetter in den Bergen. Da geht’s nur noch aufwärts<br />

Also, machen wir es Karl-Otto nach, <strong>Thermikfliegen</strong> beginnt schon zu<br />

Hause und auf dem Weg den Berg hoch, eine gute Vorbereitung ist der<br />

halbe Erfolg. Jeder Flugtag in den Alpen (und natürlich nicht nur da) bringt<br />

fliegerisch und wettermäßig neue Erkenntnisse und Erfahrungen, nutzen<br />

wir sie für sicheres und genussreiches <strong>Thermikfliegen</strong>!<br />

Suchen – Finden – Einkreisen – Auskreisen<br />

Und wie erkennt man jetzt die Thermik im alpinen Gelände ganz praktisch<br />

mit dem Modell? Mal angenommen, Sie fliegen ohne Vario-Unterstützung:<br />

Grundsätzlich kann man sagen, dass das <strong>Thermikfliegen</strong> vom Berg aus<br />

einfacher ist, da oft auf Augenhöhe gekurbelt wird, das Steigen ist dann<br />

leichter zu erkennen. Wir sollten uns eine Flugtaktik aneignen, die uns<br />

das Auffinden von Thermik wesentlich erleichtert. Rund um unseren Berg<br />

haben wir (bitte vor dem ersten Flug und nicht erst beim Einsammeln der<br />

Trümmer) sorgfältig das Gelände studiert und uns markante Ablösepunkte<br />

oder -kanten eingeprägt. Wir sollten eine kleine Wanderung nicht scheuen,<br />

um das von unserem Standort nicht einsehbare Gelände hinter einer<br />

Waldkante oder einem Hügel zu erkunden. Übrigens: „Platzhirsche“ nach<br />

den besten Thermikquellen zu fragen, ist nach den Erfahrungen des Autors<br />

ein wenig erfolgreiches Unterfangen – sie ergreifen zumeist die Flucht, um<br />

ihre besten „Futterplätze“ nicht zu verraten. Seien wir ihnen nicht böse, sie<br />

haben unter Umständen sehr lange dazu gebraucht, die besten Thermikquellen<br />

ausfindig zu machen. Wir interessieren uns für die Windverhältnisse,<br />

den Sonnenstand, die Landeeinteilung, wir schätzen das „Absaufrisiko“<br />

beim Fliegen am Berg ein, und wir schauen uns den Flugweg hinunter ins<br />

34 Thermik 2012

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