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Thermikfliegen Sonderheft Thermikfliegen Sonderheft (Vorschau)

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Die Firma Flight Gadgets aus der Schweiz bietet dem Piloten mit dem Digi-V-II-<br />

GPS ein autonomes Variometer mit Telemetrie-System im 2,4-GHz-Bereich. Die<br />

Sensoren sind modular aufgebaut, oben im Bild das Variometer mit der 2,4-GHz-<br />

Übertragung, daran angeschlossen das optionale GPS-Modul<br />

Die Vorteile des Varios liegen auf der Hand. Man kann den Bart, so einer<br />

vorhanden ist, leichter finden, schneller zentrieren, das Zentrum besser halten<br />

und den Bart höher auskurbeln. Erfahrungsgemäß wird es ab ca. 300<br />

Metern Höhe durch Sichtprobleme immer schwieriger, das Modell im Zentrum<br />

zu halten. Auf die entsprechenden Platzregeln, die Höhe betreffend,<br />

wird hingewiesen. Dabei können wir uns das mittlere Steigen und die Höhe<br />

über Startpunkt in wählbaren Intervallen ansagen lassen. Das Modell bei<br />

entsprechender Wetterlage bis an die Sichtgrenze zu kurbeln, ist dann kein<br />

großes Problem mehr, eher, das Modell nicht aus den Augen zu verlieren<br />

und auch wieder heil an den Boden zu bringen. Daher der dringende Rat<br />

aus Erfahrung: Rechtzeitig abbrechen und sicher wieder runterkommen!<br />

Normalerweise reicht das Setzen der Klappen aus, aber es kann auch mal<br />

schneller gehen müssen.<br />

Der schnelle und sichere Abstieg durch Trudeln sollte daher trainiert<br />

werden. Sehr einfach, wenn der Notfall eintritt. Darauf achten, dass das<br />

Modell nicht in die Steilspirale geht, sieht beinahe genauso aus, ist aber erheblich<br />

schneller und für das Modell sehr gefährlich. Trudeln ist ein sicherer<br />

Flugzustand, der das Modell nicht überlastet, die Strömung ist dabei abgerissen.<br />

Das wollen wir ja normalerweise nicht, aber hier ist es der Fall und<br />

auch richtig, weil keine starken Luftkräfte wie bei anliegender Strömung am<br />

Modell ansetzen können. Das Modell bleibt dabei auch ortsfest und fliegt<br />

nicht weg, das ist der eigentliche Trick dabei. Rechtzeitig beenden nicht<br />

vergessen! Nicht lachen, im höchsten Stress stehende Piloten bringen<br />

noch ganz andere Dinge fertig. Ich empfehle sogar dringend zu üben,<br />

das Trudeln blind einzuleiten. Das wird notwendig, falls das Modell (aus<br />

welchem Grund auch immer) mal nicht mehr zu sehen sein sollte. Ein Mal<br />

wegschauen und nicht mehr finden ist fast der Normalfall. Ein Freund behält<br />

bei der Übung für alle Fälle das Modell im Auge. Ruhig auf den Sender<br />

schauen (ein ulkiges Gefühl, sag ich schon mal im Voraus) und langsam<br />

mit dem Ziehen beginnen. Nach ca. 2 bis 3 Sekunden, je nach Modell,<br />

Knüppel voll an den Bauch und Quer- und Seitenruder in die gleiche Ecke,<br />

in dieser Stellung halten. Hochschauen, das Modell sollte sauber trudeln.<br />

Trudeln beenden: Alle Ruder neutral oder kurz gegensteuern, Modell<br />

beendet die Drehbewegung und holt Fahrt auf. Sicherheitshalber Klappen<br />

ziehen und sanft abfangen.<br />

Warum das Ganze? Unter dem Modell kann bei bestimmten Wetterlagen<br />

Luftfeuchtigkeit zur Wolke kondensieren, oder wir fliegen aus Versehen<br />

in eine Wolke ein, wir sehen es nicht mehr. Wir wissen natürlich, dass wir<br />

wie jedes Luftfahrzeug einen Mindestabstand von 200 Metern zur Wolke<br />

halten müssen, das nützt aber im Augenblick gar nichts mehr. Passiert ist<br />

passiert, und jetzt kommt es auf Schnelligkeit an. Ein Modell kann innerhalb<br />

von 20 Sekunden aus dem Sichtbereich fliegen, dann ist es verloren. Beim<br />

Trudeln bleibt es schön bei Fuß, Nerven behalten, Umstehende informieren<br />

Thermik 2012<br />

Die Auswertung der Daten erfolgt in der Empfangseinheit<br />

am Boden. Das ermöglicht preisgünstige<br />

Sensoren, die im Modell verbleiben können. Auch<br />

die Sprachausgabe wird hier generiert, so wird das<br />

„Funkrauschen“ konventioneller Varios unterbunden.<br />

Die sogenannte Basisstation bietet Ansagen für Höhe,<br />

Empfängerspannung, Geschwindigkeit (GPS), Höhenwarnung<br />

und Distanz zum Modell. Zusätzlich werden<br />

die Daten aufgezeichnet, um so später den Flug in<br />

GoogleEarth nachzuverfolgen. Da die Station die letzte<br />

empfangene GPS-Position speichert, hilft das Digi-<br />

V II auch beim Wiederfinden des Modells. Das Gerät<br />

kann bei Bedarf am PC konfiguriert werden. Bezug<br />

unter www.flightgadges.ch<br />

und abwarten, bis es aus der Wolke fällt oder<br />

wieder zu sehen ist. Fliegerlatein? Leider nein.<br />

Erst letztes Jahr an der Banne d’Ordanche in<br />

Frankreich, wunderschönes Fluggebiet übrigens.<br />

Die französische Wasserkuppe, 60 Kilometer<br />

südwestlich Clermont-Ferrand. 5-Meter-Voll-GfK-<br />

Segler in ca. 500 Meter Höhe schlagartig durch<br />

blitzschnell entstandene dicke, bis fast auf den<br />

Boden reichende Wolke verdeckt. Sofort blind<br />

Trudeln eingeleitet. Alles blickt nach oben und<br />

ich zähle bange, lange nicht enden wollende 18<br />

Sekunden. Das Modell trudelt am genau vorhergesagten<br />

Ort relativ niedrig über dem Boden aus<br />

der Wolke und kann sauber abgefangen werden.<br />

Die französischen Modellflieger waren beeindruckt,<br />

ich auch. Die Pause bis zum nächsten<br />

Flug war entsprechend lange, und mein Flugstil<br />

war für den Rest des Tages als lammfromm zu<br />

bezeichnen. Den Schrecken will ich so schnell<br />

nicht mehr erleben.<br />

Der andere Fall ist, wenn wir mit dem Modell<br />

zu hoch gestiegen sind oder weggeschaut haben<br />

und es nicht mehr finden. Vor allen Dingen<br />

bei blauem Himmel sehr leicht möglich, da das<br />

Auge durch den monotonen Hintergrund nicht<br />

mehr fokussieren kann. Wird oft unterschätzt.<br />

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