28.04.2014 Aufrufe

Landesamt für Umwelt, Wasserwirtschaft und Gewerbeaufsicht

Landesamt für Umwelt, Wasserwirtschaft und Gewerbeaufsicht

Landesamt für Umwelt, Wasserwirtschaft und Gewerbeaufsicht

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

104<br />

Dialogforum Naturschutz Vortragsveranstaltungen der Jahre 2001 <strong>und</strong> 2002<br />

Tab. 1:<br />

Wohnungs- <strong>und</strong> Wohnumfeldkriterien in Mietwohnungsgesuchen der Leipziger Volkszeitung (LVZ)<br />

1999/2000 (N=383; Mehrfachnennungen möglich)<br />

Kriterien Nennungen in % der Annoncen (N=383)<br />

Raumzahl<br />

Balkon<br />

Wohnfläche<br />

Lage (Ortsteil, Viertel)<br />

Mietpreis<br />

Sanierungsstand/Haustyp<br />

Geschoss<br />

ruhige Lage *<br />

Einbauküche<br />

grüne Lage<br />

Stellplatz/Tiefgarage<br />

Parkett, Holzfußboden<br />

Aufzug<br />

349<br />

220<br />

210<br />

208<br />

183<br />

131<br />

129<br />

124<br />

89<br />

75<br />

48<br />

40<br />

38<br />

91%<br />

57%<br />

55%<br />

54%<br />

48%<br />

34%<br />

34%<br />

32%<br />

23%<br />

20%<br />

13%<br />

10%<br />

10%<br />

*<br />

97mal bezog sich der Wunsch nach Ruhe auf die Wohnlage allgemein, 27mal auf die Wohnung.<br />

QUELLE: eigene Erhebung (STEINFÜHRER 2002)<br />

Darüber hinaus – <strong>und</strong> damit soll der Bogen zurück zu der oben präsentierten Karte (Abb. 1) geschlagen werden – ist<br />

davon auszugehen, dass mit den vorwiegend genannten Stadtgebieten implizit auch eine bestimmte <strong>Umwelt</strong>qualität gewünscht<br />

wird. Denn die von den Wohnungssuchenden am häufigsten genannten Wohnstandorte sind außer von einer<br />

mittlerweile überwiegend sanierten <strong>und</strong> modernisierten gründerzeitlichen Bausubstanz dadurch gekennzeichnet, dass sich<br />

in ihrer unmittelbaren Nähe der Leipzig von Nord nach Süd durchziehende Auewald mit seinen Parkanlagen, Wäldern<br />

sowie einem Fluss- <strong>und</strong> Kanalsystem befindet. Wohngebiete wie Schleußig, die Südvorstadt, Connewitz <strong>und</strong> Gohlis-Süd<br />

gehören – anders als die vielen „weißen Flecke“ in der Stadtwahrnehmung (bzw. in Abb. 1) – zu den Anrainern dieses<br />

innerstädtischen Grünzugs. Zugleich profitieren diese, aber auch die anderen Altbaugebiete von der durch die Deindustrialisierung<br />

<strong>und</strong> die Sanierung noch produzierender Anlagen sowie des Wohnungsbestandes bedingten großflächigen<br />

Verbesserung der Leipziger <strong>Umwelt</strong>situation im Vergleich zu den 80er Jahren.<br />

Es kann somit festgehalten werden, dass unter den Bedingungen des Angebotsüberhangs der <strong>Umwelt</strong>qualität eine hohe<br />

Bedeutung <strong>für</strong> Wohnstandortentscheidungen <strong>und</strong> insbesondere eine wachsende Chance der Realisierung dieser Präferenz<br />

zukommt. Das ließe sich mit weiteren Ergebnissen aus Befragungen in unterschiedlichen Leipziger Wohngebieten belegen,<br />

ohne dass ich dies hier näher ausführen kann. Doch erscheint mir ein anderes Ergebnis, das hier ebenfalls nicht weiter<br />

vorgestellt werden soll, ebenso erwähnenswert <strong>und</strong> fast bedenkenswerter: die nachweisbar zunehmende Bedeutung<br />

der „sozialen“ <strong>Umwelt</strong>, insbesondere der wahrgenommenen sozialen Struktur der Wohngebiete, die stärker noch als die<br />

<strong>Umwelt</strong>qualität im engeren, ökologischen Sinn ein starkes Weg- bzw. Zuzugsmotiv darstellt .31 Außer auf sozialräumliche<br />

Entmischungen verweist dieses Ergebnis auch auf die eingangs vermerkte Notwendigkeit eines breiten Konzeptes von<br />

<strong>Umwelt</strong>qualität, das nicht auf eine Dimension beschränkt bleibt.<br />

5. Zusammenfassung <strong>und</strong> Ausblick<br />

Lässt sich aus den präsentierten Ergebnissen die Schlussfolgerung ziehen, dass die gegenwärtige Situation des Leipziger<br />

Wohnungsmarktes eine Chance <strong>für</strong> mehr <strong>Umwelt</strong>qualität (<strong>für</strong> weniger Geld) bietet? Besteht darüber hinaus die Hoffnung<br />

auf einen ökologischen Stadtumbau, der zugleich sozial gerechter ist, da mehr Stadtbewohner an ihm teilhaben können?<br />

Die Antwort kann zum gegenwärtigen Zeitpunkt weder ein eindeutiges JA noch ein klares NEIN sein. Denn es gibt <strong>für</strong><br />

die eine wie die andere Prognose gute Gründe.<br />

Für eine ökologisch wie sozial gerechtere Stadtentwicklung unter der Bedingung des Wohnungsüberangebots spricht,<br />

dass:<br />

31 Vgl. detaillierter Steinführer 2002, bes. S. 204–226.<br />

<strong>Landesamt</strong> <strong>für</strong> <strong>Umwelt</strong>, <strong>Wasserwirtschaft</strong> <strong>und</strong> <strong>Gewerbeaufsicht</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!