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Landesamt für Umwelt, Wasserwirtschaft und Gewerbeaufsicht

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Vortragsveranstaltungen der Jahre 2001 <strong>und</strong> 2002 Dialogforum Naturschutz 63<br />

Neudefinition eines Symbols der amerikanischen Stadtkultur<br />

1993 ließ die UDC dann ein Alternativkonzept erstellen, mit dessen Hilfe Wege aufgezeigt werden sollten, mit dem<br />

Leerstand umzugehen. Den Auftrag, dieses Gutachten zu erstellen, erhielt der New Yorker Architekt Robert A.M. Stern,<br />

der bereits mehrere Hotel- <strong>und</strong> Verwaltungskomplexe <strong>für</strong> die Walt Disney Company errichtet hatte <strong>und</strong> als guter Fre<strong>und</strong><br />

des Konzernchefs Michael Eisner gilt. Stern entwickelte ein Gestaltungs- <strong>und</strong> Nutzungskonzept mit dem Namen „42nd<br />

Street Now!“ Darin schlug er drei Maßnahmen vor, mit denen das Quartier wieder neu belebt werden sollte. Zum einen<br />

sollten in den Erdgeschossbereichen der leerstehenden Gebäude <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>stücke, die <strong>für</strong> die zu errichtenden Wolkenkratzer<br />

geräumt worden waren, auf Kosten der Developer provisorische Geschäftsräume entstehen. Diese sollten bis zum<br />

Baubeginn der Bürotürme vermietet werden. Als Nutzungen <strong>für</strong> diese Räume schlug Stern touristische Einrichtungen<br />

vor, u. a. große, als tourist super stores bezeichnete Geschäfte sowie Souvenirläden, die „typisch amerikanische Waren“<br />

anbieten sollten. Außerdem schlug Stern eine Renovierung der historischen Theatergebäude in der 42nd Street vor, die<br />

dann als Musicaltheater genutzt werden sollten. Und schließlich plante er den Bau eines Hotel- <strong>und</strong> Vergnügungskomplexes<br />

am westlichen Ende des Projektgebietes nahe dem New Yorker Busbahnhof (New York State Urban Development<br />

Corporation 1993).<br />

Außerdem beinhaltete Sterns „42nd Street Now“-Plan eine neue Gestaltungsstrategie <strong>für</strong> das Projektgebiet. Die äußerlichen<br />

Merkmale, die den Times Square seit Beginn des Jahrh<strong>und</strong>erts ausgezeichnet hatten, wie die großflächigen Leuchtreklamen<br />

<strong>und</strong> das Nebeneinander sehr hoher <strong>und</strong> sehr niedriger Gebäude, sollten besonders betont werden. Darum sollten<br />

die Fassaden der neu zu errichtenden Gebäude unterschiedlich hoch sein, möglichst bunt, durcheinander <strong>und</strong> lebendig<br />

wirken <strong>und</strong> vor allem mit großflächigen Werbetafeln ausgestattet werden. In den Erläuterungen zu diesem Plan nahm<br />

Stern ausdrücklich Bezug auf die Vergangenheit des Quartiers als bedeutendes Zentrum der kommerziellen Unterhaltung.<br />

Vor allem der Symbolgehalt des Times Squares als Sinnbild des amerikanischen Unternehmergeistes, wie ihn die<br />

Broadway-Unternehmer verkörpern würden, wurde in den Vordergr<strong>und</strong> gestellt. Daraus wurde abgeleitet, dass das Quartier<br />

als Anziehungspunkt <strong>für</strong> Touristen zu entwickeln sei <strong>und</strong> <strong>für</strong> Investitionen der Unterhaltungsbranche vorbereitet<br />

werden sollte (New York State Urban Development Corporation 1993).<br />

Disney übernimmt den Broadway<br />

Zur selben Zeit, als Stern sein Gutachten erstellte, begann der Disney Konzern mit den Vorbereitungen <strong>für</strong> die Aufführung<br />

des Musicals „The Beauty and the Beast“ in einem gemieteten Theater, um seine Chancen am Broadway zu testen.<br />

Angesichts dieses Vorlaufs sowie der engen Verbindungen zwischen dem Disney-Konzern <strong>und</strong> Robert Stern, der kurze<br />

Zeit später auch Mitglied des Aufsichtsrats der Unterhaltungsfirma wurde, kann es nicht verw<strong>und</strong>ern, dass es die Walt<br />

Disney Company war, die in der Folge die von Stern vorgeschlagenen Projekte zu einem erheblichen Teil realisierte. So<br />

wurde dort, wo Stern ein großes touristenorientiertes Geschäft vorgeschlagen hatte, 1996 ein riesiger Disney Store errichtet.<br />

Ebenso wurde das historische New Amsterdam Theater, ein prachtvoller Jugendstilbau, von Disney renoviert. Seit<br />

1997 wird es <strong>für</strong> die Aufführung des Musicals „The Lion King“ genutzt, das ebenso wie „The Beauty and the Beast“ eine<br />

Bühnenversion eines gleichnamigen Disney-Zeichentrickfilms ist <strong>und</strong> deshalb von Beginn an mit einer hohen Popularität<br />

bei Millionen von potentiellen K<strong>und</strong>en rechnen kann, die vorher bereits den Film gesehen haben. Und schließlich verhalf<br />

Disney auch dem Bau des Hotel- <strong>und</strong> Vergnügungskomplexes im westlichen Projektbereich zum Durchbruch. Indem sich<br />

die Disney Development Company bei der Ausschreibung mit Plänen <strong>für</strong> einen Disney-Ferienclub als „Unterhaltungs-<br />

Ankernutzer“ des Developers Tishman Speyer benennen ließ, konnte dieser von der UDC den Zuschlag <strong>für</strong> das Projekt<br />

erhalten, weil sein Nutzungskonzept von der Jury als am besten bewertet wurde (Merkel 1995). Ironischerweise hielt die<br />

Kooperation nicht lange: Disney stieg aus dem Geschäft wieder aus, <strong>und</strong> Tishman Speyer realisierte das Projekt alleine.<br />

Da<strong>für</strong> errichteten jedoch zwei andere Disney-Tochterfirmen eigenständige Projekte am Times Square. Denn nach der<br />

Übernahme des Fernsehsenders ABC (<strong>und</strong> damit auch des Sportfernsehsenders ESPN) durch Disney wurde mit dem Bau<br />

eines ESPN-Zone Sportthemenrestaurants am Times Square begonnen, <strong>und</strong> kurze Zeit später errichtete ABC nur wenige<br />

Blocks weiter nördlich am Broadway ein aufwändiges Fernsehstudio <strong>für</strong> seine Frühstücksfernsehshow „Good Morning<br />

America“.<br />

Mit dem Disney-Konzern als Investor gelang es der UDC, auch noch weitere Firmen zu finden, die an der 42nd Street<br />

Unterhaltungsprojekte errichten wollten, so dass Disneys Projekte als der Durchbruch <strong>für</strong> die Umsetzung des Times<br />

Square Redevelopment gelten können. Damit ist der Disney-Konzern die treibende Kraft in einem der wichtigsten <strong>und</strong><br />

symbolträchtigsten Stadterneuerungsprojekte der USA geworden <strong>und</strong> präsentiert sich als ein wichtiger Faktor der amerikanischen<br />

Stadtkultur. Um diese selbst angestrebte Rolle im Bewusstsein der Öffentlichkeit noch zu verstärken <strong>und</strong><br />

gleichzeitig Werbung <strong>für</strong> seine neuen Produkte zu machen, nutzt Disney außerdem seither den Times Square <strong>für</strong> Promotion-Maßnahmen.<br />

So wurde anlässlich der Premiere des Disney-Zeichentrickfilms „Hercules“ im New Amsterdam Thea-<br />

<strong>Landesamt</strong> <strong>für</strong> <strong>Umwelt</strong>, <strong>Wasserwirtschaft</strong> <strong>und</strong> <strong>Gewerbeaufsicht</strong>

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