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Landesamt für Umwelt, Wasserwirtschaft und Gewerbeaufsicht

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Vortragsveranstaltungen der Jahre 2001 <strong>und</strong> 2002 Dialogforum Naturschutz 31<br />

Biosphärengebiete in der Schweiz: Erfahrungen mit einer Evaluationshilfe auf dem Internet<br />

PD Dr. Felix Kienast<br />

Zusammenfassung<br />

Die Ausscheidung großflächiger Schutzgebiete erfordert ein neues Verhältnis zwischen Planenden <strong>und</strong> Betroffenen.<br />

Moderne top-down-Verfahren der Behörden <strong>und</strong> Planungsorganisationen müssen transparent <strong>und</strong> nachvollziehbar sein<br />

<strong>und</strong> die Informationen sollen allen Beteiligten zugänglich sein. Nur so können die bottom-up-Bestrebungen der Regionen<br />

wirksam unterstützt werden. Die Eidgenössische Forschungsanstalt WSL unterstützt diese offene Planungskultur. Unter<br />

Zuhilfenahme einer großen Anzahl landschaftlicher, biologischer <strong>und</strong> sozioökonomischer Daten haben wir 1998 den<br />

Prototypen einer Evaluationshilfe <strong>für</strong> Biosphärengebiete auf dem www entwickelt (http://www.wsl.ch/<br />

land/products/biosphaere/). 106 Regionen der Schweiz wurden möglichst umfassend bewertet. Benützerinnen <strong>und</strong> Benützer<br />

können prüfen, ob sich ihre Regionen im nationalen Vergleich als Biosphärengebiete eignen, fertige Auswahllösungen<br />

abrufen oder potentielle Biosphärenregionen nach eigenen Kriterien suchen lassen. Damit leistet die WSL einen<br />

Beitrag zur Objektivierung der Auswahl großflächiger Schutzgebiete. Nach drei Jahren Betrieb kann die Web-<br />

Applikation nun auf ihren Erfolg hin bewertet werden. Die wichtigsten Ziele wurden erreicht, d.h. r<strong>und</strong> 2500 Benützerinnen<br />

<strong>und</strong> Benützer aus verschiedenen K<strong>und</strong>ensegmenten (Regionale Akteure, NGO’s, Consulting Firmen) rufen pro Jahr<br />

Informationen ab <strong>und</strong> bewerten die interessierenden Regionen. Seit Beginn (1998) arbeiten r<strong>und</strong> 1000 Personen intensiver<br />

mit dem Instrument, was ungefähr einem Äquivalent von 1000 Printbroschüren entspricht. Das Web-Instrument wird<br />

von den <strong>für</strong> Biosphärengebiete zuständigen B<strong>und</strong>esämtern als wichtige Evaluationshilfe empfohlen. Im vorliegenden<br />

Beitrag wird das Instrument vorgestellt.<br />

Einleitung<br />

Die traditionelle Kulturlandschaft entwickelte sich über Jahrh<strong>und</strong>erte in einer dynamischen Wechselwirkung zwischen<br />

den Bewohnerinnen <strong>und</strong> Bewohnern <strong>und</strong> ihrer <strong>Umwelt</strong>. Bedingt durch viele Erwerbstätige in der Primärproduktion war<br />

die Landschaftsgestaltung eingeb<strong>und</strong>en in das tägliche dörfliche Leben. Durch die gesellschaftliche <strong>und</strong> wirtschaftliche<br />

Entwicklung der letzten Jahrzehnte verlor aber ein großer Teil der lokalen Bevölkerung die direkten Einflussmöglichkeiten<br />

auf die Landschaft. Damit wurde der Natur- <strong>und</strong> Landschaftsschutz zur öffentlichen Aufgabe. Er erbringt den von der<br />

Bevölkerung heute oft nicht mehr geleisteten Beitrag zur Landschaftsgestaltung. Seither werden wertvolle Objekte von<br />

Expertinnen <strong>und</strong> Experten identifiziert <strong>und</strong> zum Schutz vorgeschlagen.<br />

Wie verschiedene Volksabstimmungen gezeigt haben, scheint diese klassische Strategie des Natur- <strong>und</strong> Landschaftsschutzes<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich im Sinne der Bevölkerung zu sein. Dennoch entstehen bei der Umsetzung von Schutzmaßnahmen<br />

immer wieder Akzeptanzprobleme, da z.T. Bedürfnisse <strong>und</strong> Ansprüche vieler Betroffener übergangen werden, die ihnen<br />

besonders wichtig sind. Dies wirkt sich auf den Maßnahmenvollzug erschwerend aus oder verunmöglicht ihn gar. Auf<br />

dem Rechtsweg kann die Umsetzung von Maßnahmen zwar erzwungen werden. Dies bedingt aber einen großen <strong>und</strong><br />

kostspieligen Kontroll- <strong>und</strong> Überwachungsaufwand. Gelingt es jedoch, so mit der Bevölkerung zusammenzuarbeiten,<br />

dass sie die Maßnahmen akzeptiert oder gar mitträgt <strong>und</strong> sich aktiv engagiert, ist mit einer effektiveren Umsetzung <strong>und</strong><br />

einem langfristigen Erfolg zu rechnen (Buchecker, 1999; Luz, 1993; Winter <strong>und</strong> Church, 1984).<br />

Die hier geschilderte Problematik im Landschaftsschutz gilt auch oder vielleicht besonders <strong>für</strong> Biosphärenreservate, die<br />

wir besser als Biosphärengebiete oder -parks bezeichnen, um dem Wort das ihm anhaftende Image der Indianerreservate<br />

zu nehmen. Wie kann nun aber eine solche neue Planungskultur realisiert werden, in welcher sich der - nach wie vor<br />

nötige - top-down-Ansatz der Behörden <strong>und</strong> Planungsinstitutionen in idealer Weise mit dem bottom-up-Ansatz vereinigt?<br />

Am Beispiel der Idee der Biosphärengebiete stellen wir die Vision einer solchen neuen Planungskultur vor <strong>und</strong> zeigen,<br />

was die WSL dazu beiträgt.<br />

Eine neue Planungskultur<br />

Das Ausscheiden großflächiger Schutzgebiete erfordert ein neues Verhältnis zwischen Planenden <strong>und</strong> Betroffenen. Vorbei<br />

sind die Zeiten, als Expertenwissen - in Ordnern gelagert - nur wenigen Entscheidungsträgern zugänglich war.<br />

Moderne top-down-Verfahren der Behörden <strong>und</strong> Planungsorganisationen zeichnen sich aus durch<br />

• Transparenz <strong>und</strong> Nachvollziehbarkeit,<br />

• Verfügbarkeit der Informationen <strong>für</strong> alle Beteiligten,<br />

<strong>Landesamt</strong> <strong>für</strong> <strong>Umwelt</strong>, <strong>Wasserwirtschaft</strong> <strong>und</strong> <strong>Gewerbeaufsicht</strong>

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