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Landesamt für Umwelt, Wasserwirtschaft und Gewerbeaufsicht

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Vortragsveranstaltungen der Jahre 2001 <strong>und</strong> 2002 Dialogforum Naturschutz 5<br />

Resultat der internen Verhandlungen zum Initiativtext vorzustellen. Dies verursachte bei der Leitung des SBV einen<br />

gewissen Stress, denn sie sah, dass ein Bündnis von „Außenseitern“ daran war, in ihrem Intimbereich der Agrarpolitik<br />

eine Reformdynamik auszulösen. In einer Nacht-<strong>und</strong>-Nebel-Aktion machte der SBV ein Klausurwochenende mit den<br />

führenden Köpfen der traditionellen Agrarpolitik <strong>und</strong> redigierte einen Initiativtext von A bis Z, jedoch ohne sonst jemanden<br />

zu konsultieren. Er lud dann ebenfalls zu einer Pressekonferenz ein, die er 2 Tage vor jener Pressekonferenz der<br />

BUKI durchführte. Der Wirrwarr war perfekt <strong>und</strong> das Wettrennen konnte losgehen. Der SBV behielt seinen Vorsprung:<br />

er startete sofort <strong>und</strong> sammelte mit disziplinierter Unterstützung seiner Mitgliederverbände 250.000 Unterschriften in 4<br />

Monaten. Die BUKI startete ein paar Monate später <strong>und</strong> benutzte die volle Frist von 18 Monaten um 110.000 Unterschriften<br />

zu sammeln.<br />

So kam es, dass zuerst die SBV-Initiative in die parlamentarische Beratung kam. Da sie so schnell <strong>und</strong> ohne Konsultationen<br />

gestartet worden war, kamen zahlreiche Änderungswünsche aus den eigenen Reihen. So wurde als direkter Gegenvorschlag<br />

zur Initiative ein neuer Verfassungsartikel erarbeitet. Die klassische Bauernlobby blieb nochmals unter sich<br />

<strong>und</strong> deshalb wurden keine Zugeständnisse an die BUKI-Seite gemacht. Der Gegenvorschlag kam im Frühling 1995 in die<br />

Volksabstimmung. Um die Chancen des Gegenvorschlages zu erhöhen, zog der SBV die ursprüngliche Initiative zurück.<br />

Am Tag der Abstimmung kamen noch 2 weitere Agrarvorlagen vor das Volk. Die Verbände aus dem BUKI-Bündnis<br />

empfahlen ein dreifaches Nein mit dem schlagenden Argument, dass Ihre eigene Initiative auch schon bereit lag.<br />

So erstaunlich das sein mag, am 12. März 1995 sagte das Schweizer Volk dreimal Nein zur offiziellen Agrarpolitik. Der<br />

absolute Tiefpunkt war erreicht, der B<strong>und</strong>esrat <strong>und</strong> die bäuerlichen Parlamentarier waren geschockt. Sie sagten, sie wüssten<br />

nicht mehr weiter, aber insgeheim wussten alle, dass die Lösung in Griffweite stand. Die BUK-Initiative kam im<br />

darauffolgenden Juni in die parlamentarische Beratung <strong>und</strong> der klarsichtigere Teil der Bauernlobby streckte den Initianten<br />

der BUKI die Hand aus zum „Agrarfrieden“. Es wurde erstaunlich schnell ein Kompromisstext als Gegenvorschlag<br />

zur BUK-Initiative erarbeitet <strong>und</strong> so kam es, dass im Juni 1996, nur ein Jahr nach dem „Waterloo“ der klassischen Agrarpolitik,<br />

ein neuer Verfassungsartikel glanzvoll in sämtlichen Kantonen der Schweiz angenommen wurde.<br />

Der Inhalt dieses Artikels (Art. 104 BV) bekräftigt das Prinzip der Nachhaltigkeit <strong>und</strong> der Multifunktionalität der Landwirtschaft.<br />

Die Ausschüttung von Subventionen an die Landwirte wird mit der zwingenden Anforderung verknüpft, dass<br />

sie einen ökologischen Leistungsnachweis erbringen. Dieser Nachweis entspricht heute dem Standard der integrierten<br />

Produktion.<br />

Internet als Informationsquelle<br />

Die weiteren Informationen zur heute geltenden Regelung der Landwirtschaftspolitik befinden sich auf der Internet-Seite<br />

des B<strong>und</strong>esamtes <strong>für</strong> <strong>Umwelt</strong>, Wald <strong>und</strong> Landschaft. Unter der Adresse „www.buwal-natur.ch“ muss man auf den Link<br />

„Landwirtschaft / Wald“ klicken, dann auf „Landwirtschaftspolitik“. Unter dem Stichwort „Agrarrevolution“ findet man<br />

einen umfassenden Vortrag des BUWAL-Direktors <strong>und</strong> das Stichwort „<strong>Umwelt</strong>ziele“ führt zu einer Bilanzierung der<br />

erreichten Ziele im Bereich Landwirtschaft <strong>und</strong> <strong>Umwelt</strong>. Die weiteren Links geben noch zusätzliche Informationen über<br />

die genauen Anforderungen, die <strong>für</strong> den ökologischen Leistungsnachweis erforderlich sind, sowie über die verschiedenen<br />

Typen von Ökobeiträgen, die besondere Anstrengungen der Landwirte im Bereich Naturschutz, Tierschutz <strong>und</strong> <strong>Umwelt</strong>schutz<br />

abgelten.<br />

Schlussfolgerungen <strong>und</strong> Zwischenbilanz nach 15 Jahren<br />

Die Ökologisierung der schweizerischen Landwirtschaft ist in vollem Gange: 7 % Biobauern <strong>und</strong> 8 % der landwirtschaftlichen<br />

Nutzfläche als ökologische Ausgleichsfläche sind die ersten konkreten Resultate. Zudem sind beinahe alle <strong>für</strong> den<br />

Naturschutz wertvollen Biotope unter Vertrag mit Landwirten, die <strong>für</strong> deren Pflege <strong>und</strong> Schutz garantieren.<br />

Die großen Herausforderungen liegen noch im Bereich der Qualität <strong>und</strong> der Vernetzung der ökologischen Ausgleichsflächen.<br />

Zu diesem Zweck wurde 2001 eine neue Verordnung geschaffen, die Ökoqualitätsverordnung, die gemeinsam vom<br />

BUWAL <strong>und</strong> vom B<strong>und</strong>esamt <strong>für</strong> Landwirtschaft vollzogen wird.<br />

Aus dieser 15-jährigen Geschichte kann man folgende Schlussfolgerungen ziehen:<br />

• Die Partizipation des Volkes in den Entscheidungsprozessen r<strong>und</strong> um die Naturschutz- <strong>und</strong> Agrarpolitik hat die Reform<br />

keineswegs verhindert, im Gegenteil, die Reform wurde sogar beschleunigt.<br />

• Man sieht, dass die klassische Agrarlobby ihre Anliegen nicht mehr alleine durchbringt, sondern ein Bündnis mit<br />

den „progressiveren“ Kräften braucht.<br />

<strong>Landesamt</strong> <strong>für</strong> <strong>Umwelt</strong>, <strong>Wasserwirtschaft</strong> <strong>und</strong> <strong>Gewerbeaufsicht</strong>

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