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Landesamt für Umwelt, Wasserwirtschaft und Gewerbeaufsicht

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Dialogforum Naturschutz Vortragsveranstaltungen der Jahre 2001 <strong>und</strong> 2002<br />

Konzepte zur umwelt- <strong>und</strong> sozialverträglichen Stadtentwicklung – Problemlage – Leitbild –<br />

Qualitätsziele - Umsetzung<br />

Professor Dr. Jürgen H. Breuste<br />

1. Vorbemerkungen<br />

Der Betrachtungsraum stadtökologischer Aspekte ist heute längst nicht mehr mit "der Stadt" als administrativem Territorium<br />

einer städtischen Verwaltung festzulegen. Städtische Lebensstile haben sich überall ausgebreitet <strong>und</strong> längst einen<br />

"urbanen Raum" geschaffen, der auch nicht mehr allein mit der Stadt <strong>und</strong> ihrem unmittelbaren Umland zu beschreiben<br />

ist. Stadt ist dort, wo städtische Lebensweise dominant ist. Stadt ist insbesondere in entwickelten Staaten heute "nahezu<br />

überall", zumindest aber nehmen urbane Räume große Flächen ein. Die eigentlichen Städte sind darin nur besondere<br />

Konzentrations- <strong>und</strong> Knotenpunkte.<br />

Angesichts dieser rasch fortschreitenden Entwicklung, in die immer mehr Menschen einbezogen sind, müssen die Fragen:<br />

Ist die Stadt auch ein lebenswerter Ort <strong>und</strong> haben die durch die Stadt repräsentierten Lebensstile, hat die Stadt, wie<br />

wir sie heute kennen, eine Zukunft? ernsthaft gestellt werden. Die "Zukunftsfähigkeit" einer Stadt kann nur im Miteinander<br />

von Stadt <strong>und</strong> Region beurteilt werden. Stadt <strong>und</strong> Region gehören nicht nur ökonomisch, sondern auch ökologisch,<br />

kulturell <strong>und</strong> sozial zusammen (BUND/Misereor 1996, S. 257). Die punkthafte Stadtbetrachtung weicht zunehmend einer<br />

wissenschaftlichen <strong>und</strong> planerischen Beurteilung urbaner Regionen. Stadt <strong>und</strong> Region, regionale Kreisläufe, Überschaubarkeit,<br />

Identifikation stehen <strong>für</strong> diese Art der Betrachtung.<br />

An der Zukunftsfähigkeit der Stadt gegenwärtigen Stils wird heute weltweit gezweifelt. Lösungen werden oft unter Verwendung<br />

des Begriffs "Nachhaltigkeit" gesucht. Dabei spielen ökologische Überlegungen <strong>und</strong> Bewertungen hinsichtlich<br />

der Lebensansprüche des Menschen, der Belastbarkeit des Stadtökosystems, der sparsamen Verwendung der vorhandenen<br />

Ressourcen, Flächen <strong>und</strong> Energien eine besondere Rolle. Stadtökologie <strong>und</strong> Nachhaltigkeit sind sich eng benachbarte<br />

Begriffe.<br />

2. Problemraum urbane Landschaft<br />

Der Bericht der Kommission Zukunft Stadt 2000 an das B<strong>und</strong>esministerium <strong>für</strong> Raumordnung, Bauwesen <strong>und</strong> Städtebau<br />

resümiert <strong>für</strong> die 90er Jahre eine neue Qualität der Probleme von Städten <strong>und</strong> ihrem Umland:<br />

"Städte zerfließen in die Landschaft hinein. Heute können wir vor allem von einer Unwirtlichkeit des Umlandes sprechen.<br />

Gleichzeitig deutet sich eine Dualisierung zwischen Kernstadt <strong>und</strong> Umland an. In den Kernstädten konzentrieren<br />

sich Arme <strong>und</strong> Ausländer. Die Umlandgemeinden werden stärker zu den Gebieten der Mittelschichten <strong>und</strong> des Einfamilienhausbaus.<br />

Bei der Lösung der neuen Aufgaben kann nicht auf Konzepte der 60er <strong>und</strong> 70er Jahre zurückgegriffen<br />

werden. Auch eine weitere Konzentration auf die Innenentwicklung wie in den 80er Jahren bringt keine Lösung."<br />

(BmBau 1993, S. 8).<br />

In den 90er Jahren sind es nicht mehr in erster Linie traditionelle <strong>Umwelt</strong>probleme der Belastung von Luft, Wasser <strong>und</strong><br />

Boden, die sich in Städten <strong>und</strong> ihrem Umland besonders konzentrieren, sondern auch ungebremstes Flächenwachstum,<br />

Massenmobilität, Konzentration sozialer Konflikte <strong>und</strong> wirtschaftliche <strong>und</strong> kommunale Konkurrenzen, die diese Räume<br />

zu Problemräumen einer neuen Qualität werden ließen. Gerade diese Problemmischung ist neuartig <strong>und</strong> kennzeichnet<br />

Räume, die nicht mehr mit der administrativen Bezeichnung "Stadt" benannt werden können, sondern regionale Dimensionen<br />

annehmen <strong>und</strong> in der regionalen Planung als Stadtregionen (Gefüge verwaltungstechnischer Einheiten aus Stadt<br />

<strong>und</strong> Umland) oder in der Landschaftsökologie als urbane Landschaften bezeichnet wird. Urbane Landschaften oder urban-industrielle<br />

Ökosysteme sind durch den dominanten Einfluss städtischer Nutzungen auf die natürlichen Struktur- <strong>und</strong><br />

Prozessgefüge der Landschaft gekennzeichnet. Die traditionelle agrare Kulturlandschaft der Kernstädte wird mehr <strong>und</strong><br />

mehr urbanisiert. Dies bringt neue Nutzungsformen <strong>und</strong> Nutzungsintensitäten mit sich, die sich dispers im Stadtumland<br />

verteilen, lässt aber Reste agrarer Kultur- <strong>und</strong> voragrarer Naturlandschaft weiter fragmentarisch bestehen.<br />

Urbane Landschaften sind damit weit mehr als dicht bebaute Kernstädte <strong>und</strong> ihre engere Stadtrandzone, (Vorschlag AG<br />

Biotopkartierung 1993: 1km-Zone) sondern erreichen in Deutschland maximal die 1h-Isochrone <strong>für</strong> Kraftfahrzeuge von<br />

Zentren der Kernstädte aus. Eine exakte Abgrenzung dieser Stadtlandschaften ist wegen der unterschiedlichen Reichweite<br />

der urbanen Einflüsse (z. B. Klimasystem Stadt-Umland) von den ausgewählten Parametern abhängig <strong>und</strong> in genereller<br />

Form bisher nur ansatzweise erfolgt (Breuste 1996a).<br />

<strong>Landesamt</strong> <strong>für</strong> <strong>Umwelt</strong>, <strong>Wasserwirtschaft</strong> <strong>und</strong> <strong>Gewerbeaufsicht</strong>

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