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Landesamt für Umwelt, Wasserwirtschaft und Gewerbeaufsicht

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Dialogforum Naturschutz Vortragsveranstaltungen der Jahre 2001 <strong>und</strong> 2002<br />

ter am 15. Juni 1997 von der Tochterfirma Disney Entertainment Productions eine Parade durch Midtown Manhattan<br />

veranstaltet. Dabei fuhren in einer Samstagnacht Umzugswagen mit Figuren wie Hercules <strong>und</strong> Micky Maus durch Midtown<br />

Manhattan <strong>und</strong> boten eine Show, bei der Kostüme, Umzugswagen <strong>und</strong> Präsentationsformen benutzt wurden, die das<br />

Unternehmen bisher nur bei seinen Paraden in Disneyland verwendet hatte (Purdy 1997). 42nd Street, Broadway <strong>und</strong><br />

Fifth Avenue wurden <strong>für</strong> den Verkehr gesperrt, <strong>und</strong> zigtausende Menschen säumten die Straßen. Der Glanz der hell<br />

leuchtenden Umzugswagen war so wirkungsvoll, weil entlang des Weges Anwohner, Geschäfte <strong>und</strong> die Stadtverwaltung<br />

auf Disneys Bitte Schaufensterbeleuchtungen, Zimmerlampen <strong>und</strong> Straßenlaternen ausgeschaltet hatten (Martin 1997).<br />

Auf diese Weise konnte Disney das Zentrum der größten Stadt der USA zeitweise <strong>für</strong> sich vereinnahmen <strong>und</strong> <strong>für</strong> seine<br />

Werbezwecke verwenden.<br />

Kulturelle Homogenisierung<br />

Doch <strong>für</strong> diese Investitionen der Walt Disney Company hatte die Stadt einen hohen Preis zu zahlen. Denn in den Verhandlungen<br />

mit der UDC zeigte sich Disney als harter Verhandlungsgegner. Zunächst verlangte der Unterhaltungskonzern<br />

<strong>für</strong> die denkmalgerechte Renovierung des historischen New Amsterdam Theaters einen zinsgünstigen Kredit von<br />

Stadt <strong>und</strong> Staat New York in Höhe von 26 Millionen Dollar, so dass Disney nur 8 Millionen Dollar von seinem eigenen<br />

Kapital zu investieren brauchte (Pulley 1995).<br />

Noch wichtiger als die finanziellen Zugeständnisse war <strong>für</strong> Disney jedoch die Forderung an die Stadt, die bereits begonnene<br />

Veränderung der Sozialstruktur des Times Square Quartiers weiter voranzutreiben. Zwar war durch die Räumung<br />

mehrerer Blocks entlang der 42nd Street, dort wo es einst die höchste Konzentration an Sex-Shops gegeben hatte, eine<br />

soziale Umstrukturierung des Viertels durch die Stadtverwaltung bereits beabsichtigt <strong>und</strong> eingeleitet worden. Doch <strong>für</strong><br />

die Etablierung des Times Squares als ein familiengerechtes <strong>und</strong> touristenfre<strong>und</strong>liches Entertainmentcenter wurde diese<br />

Ausgrenzung nichtkonformer Nutzungen noch weiter fortgeführt. In den Verhandlungen der Walt Disney Company mit<br />

der UDC <strong>und</strong> der Stadtverwaltung über die Renovierung des New Amsterdam Theaters trafen sich 1995 Rudolph Guiliani,<br />

Bürgermeister von New York, <strong>und</strong> Michael Eisner, Chef des Disney-Konzerns, zu einem Gespräch. Letzterer machte<br />

dabei deutlich, dass es <strong>für</strong> Disneys Engagement unverzichtbar wäre, dass das Umfeld des Projektes frei von Sexgewerbe<br />

sei, da der Konzern einen besonders <strong>für</strong> Familien vertrauenswürdigen Markennamen hat. Konfrontiert mit solch einer<br />

Forderung garantierte Guiliani Eisner daraufhin mehrfach, dass bis zum Datum der geplanten Eröffnung des Disney-<br />

Musicaltheaters alle nicht jugendfreien Einrichtungen am Times Squares geschlossen werden würden (Weber 1997).<br />

Der Bürgermeister sah sich nun verpflichtet, die in New York City seit Jahren diskutierte Änderung der adult entertainment<br />

regulations, also der lokalen Sex-Unterhaltungs-Regelungen, voranzutreiben. Aus verfassungsrechtlichen Gründen<br />

kam dabei nicht in Frage, das adult entertainment komplett zu untersagen. Auch konnte man nicht einfach solche Einrichtungen<br />

in dem Gebiet um die 42nd Street oder in ganz Manhattan verbannen, sie aber an anderer Stelle zulassen, da<br />

die anderen Stadtteile wie Bronx oder Brooklyn be<strong>für</strong>chteten, dass sich die Sexshops dann dort konzentrieren würden.<br />

Als eine Art Kompromiss erließ die Stadt deshalb 1995 neue adult entertainment regulations, die da<strong>für</strong> sorgen sollten,<br />

solche räumlichen Konzentrationen zu unterbinden. Auf diese Weise konnte die bestehende Konzentration von Sexshops<br />

am Times Square, wie es sie nur dort gab, unterb<strong>und</strong>en werden. Und gleichzeitig konnte verhindert werden, dass sich<br />

neue Konzentrationen von Sexshops in anderen Stadtvierteln ergeben könnten. Dementsprechend ist laut den neuen Verordnungen<br />

in New York nun untersagt, einen Sex-Shop, eine Peepshow oder eine Striptease-Bar im Umkreis von 150<br />

Metern von einer Kirche, einer Schule, einem ausgewiesenen Wohngebiet oder eines anderen Sexshops zu eröffnen oder<br />

auch nur weiterzuführen (Bruni 1995). Im Times Square Quartier wird damit die Anzahl der Sexgewerbebetriebe drastisch<br />

reduziert. Von den vor Beginn des 42nd Street Redevelopment Projektes vorhandenen über 140 Einrichtungen dieser<br />

Art können nur noch drei bestehen bleiben (Redburn 1994).<br />

Da ein Teil der Betreiber von Sexshops versuchte, die Maßnahmen auf dem Rechtsweg zu verhindern, ergaben sich zwar<br />

bei der Umsetzung der neuen adult entertainment regulations Verzögerungen. Doch im Juli 1997 entschied ein Gericht<br />

des Staates New York gegen sie - mit der Begründung, die Aufrechterhaltung ihres Geschäftes sei nicht durch das in der<br />

Verfassung verankerte Recht auf freie Meinungsäußerung, auf das sie sich beriefen, besonders geschützt. Wenige Wochen<br />

nachdem Disney die Renovierungen an seinem Musicaltheater beendet hatte <strong>und</strong> „The Lion King“ angelaufen war,<br />

drohte somit den meisten der Sexshops am Times Square tatsächlich die Schließung (Firestone 1997). Der Times Square,<br />

an dem neben dem großen Entertainment-Business traditionell immer alle möglichen illegalisierten Formen der Zerstreuung<br />

wie Prostitution, Glücksspiel oder Drogenkonsum (wie z.B. der boomende Alkoholausschank während der Prohibition)<br />

existiert hatten, wurde damit zu einem <strong>für</strong> „legitime“ Unterhaltung reservierten Distrikt. Das seit einem Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

von typisch großstädtischen Widersprüchen geprägte Rotlichtquartier wurde so zu einer familien- <strong>und</strong> touristenkompatiblen<br />

Vergnügungszone.<br />

<strong>Landesamt</strong> <strong>für</strong> <strong>Umwelt</strong>, <strong>Wasserwirtschaft</strong> <strong>und</strong> <strong>Gewerbeaufsicht</strong>

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