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Familie – kein Platz für Gewalt!(?) 20 Jahre ... - Kinderrechte

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Eine Differenzierung der Elterngruppen nach Ethnien zeigt, dass Eltern mit einem<br />

osteuropäischen Migrationshintergrund in der körperstrafenfreien Gruppe<br />

mit knapp 49% am stärksten vertreten sind. In der gewaltbelasteten Gruppe<br />

liegen sie mit 13% beinahe mit den österreichischen Eltern gleichauf. Demgegenüber<br />

ist der Anteil gewaltbelasteter Eltern aus der Türkei (<strong>20</strong>%) bzw. aus<br />

dem ehemaligen Jugoslawien (21%) deutlich höher. Dies dürfte auf den hohen<br />

Anteil osteuropäischer Eltern mit hohem Schulabschluss zurückzuführen sein.<br />

Allerdings relativieren sich die positiven Ergebnisse, wenn man Indikatoren für<br />

eine gelungene Integration berücksichtigt. In der Studie wurden hierfür die<br />

verwendeten Sprachen in der <strong>Familie</strong> erhoben. Dies kann bei einem Teil dieser<br />

<strong>Familie</strong>n auch durch einen einheimischen Partner begründet sein, dies wurde in<br />

der Studie nicht berücksichtigt. Die Resultate zeigen, dass 36% der Eltern, die<br />

zu Hause nur türkisch sprechen, einen gewaltbelasteten Erziehungsstil verfolgen.<br />

Dies ist mehr als doppelt so hoch wie der österreichische Durchschnitt (14%).<br />

Dagegen wenden Eltern türkischer Herkunft, die Zuhause auch auf Deutsch<br />

kommunizieren, alle Körperstrafen deutlich seltener an als diejenigen, die ausschließlich<br />

ihre Muttersprache benutzen. Ein hoher Anteil von ihnen verzichtet<br />

auf Körperstrafen, 38% erziehen gewaltfrei, mehr als im österreichischen<br />

Durchschnitt (30%). Die <strong>Gewalt</strong>belastung hängt daher entscheidend von einer<br />

gelungenen Integration ab. Für Eltern mit familialen Wurzeln im ehemaligen<br />

Jugoslawien oder in Osteuropa gilt dies in gleicher Weise.<br />

Geschlechter<br />

Die kriminologische Forschung belegt, dass <strong>Gewalt</strong> überwiegend von Männern<br />

ausgeübt wird. Auch unsere Jugendstudie zeigt, dass vor allem Jungen <strong>Gewalt</strong><br />

ausüben. Die Ursache wird in einer differentiellen Sozialisation von Männern<br />

und Frauen gesehen. Hingegen geht ein großer Teil der <strong>Familie</strong>ngewaltforschung<br />

seit längerem davon aus, dass diese Befunde für die Kindererziehung<br />

nicht gelten, da Frauen für die Erziehung der eigenen Kinder der Einsatz von<br />

<strong>Gewalt</strong> zugestanden, wenn nicht sogar von ihnen erwartet wird. Immerhin legitimierte<br />

lange Zeit das frühere sogenannte Züchtigungsrecht erzieherische Körperstrafen<br />

für beide Eltern. Wohl aus diesem Grund finden sich in unserer Studie<br />

nur geringe Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Mütter schlagen ihre<br />

Kinder genauso häufig wie die Väter. Allerdings trifft dies für Eltern mit Migrationshintergrund<br />

nicht zu. Hier sind es vor allem die Väter, die in stärkerem Umfang<br />

zu Körperstrafen greifen.<br />

Auf Seiten der betroffenen Kinder zeigen sich demgegenüber geschlechtsspezifische<br />

Unterschiede. Mädchen werden vor allem weniger schwer geschlagen.<br />

Den Klaps auf den Po kennen Jungen und Mädchen zu beinahe gleichen Teilen,<br />

die leichte Ohrfeige erfahren Jungs mit 61% häufiger als Mädchen (52%). Eine<br />

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