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Familie – kein Platz für Gewalt!(?) 20 Jahre ... - Kinderrechte

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3.6 Anzeigepflicht<br />

Eine Möglichkeit, auf <strong>Gewalt</strong>handlungen und deren Verdacht zu reagieren, ist<br />

eine Anzeige bei der Polizei. Eine Anzeigepflicht, mit ihren positiven und negativen<br />

Folgen, wird unter Professionalist/innen sehr ambivalent diskutiert. Im<br />

Rahmen dieser Erhebung wurden Expert/innen deshalb nach den von ihnen erwarteten<br />

Effekten einer verpflichtenden Anzeige befragt. Dabei wurde acht<br />

Konsequenzen erhoben, die im Falle einer Anzeigepflicht eintreten könnten.<br />

Insgesamt zeigen sich sehr differenzierte Sichtweisen zu den möglichen Folgen<br />

einer Anzeigeplicht. Am deutlichsten befürwortet wird die Aussage, dass durch<br />

eine verpflichtende Anzeige das Recht der Opfer auf staatlichen Schutz gewährleistet<br />

wird. Mehr wie zwei Drittel der befragten Expert/innen stimmen dieser<br />

Aussage eher oder sehr (Kategorie 4 und 5) zu, lediglich 13,4% meinen, dass<br />

trotz Anzeigepflicht das Recht auf staatlichen Schutz nicht gegeben sei (Kategorie<br />

1 und 2). Der Aussage, dass das Kind wirksamer durch eine verpflichtende<br />

Anzeige geschützt wird, stimmen hingegen deutlich weniger Expert/innen zu,<br />

aber immer noch jede/r zweite Expert/in (53,3%). Eine der höchsten Zustimmungen<br />

durch die Expert/innen erfährt auch die Aussage, dass es den Opfern<br />

durch eine Anzeigepflicht ermöglicht wird, sich mit dem erlittenen Unrecht auseinanderzusetzten<br />

(59,3%). Die deutlichste Ablehnung erfährt die Befürchtung,<br />

dass der Kontakt zum Kind durch eine Anzeigenpflicht abbrechen könnte –<br />

43,0% der Expert/innen sehen diese Gefahr.<br />

Es werden aber auch negative Folgen einer Anzeigeplicht befürchtet. So sind<br />

60,3% der Meinung, der Druck des Täters / der Täterin auf das Opfer würde<br />

durch eine solche Verpflichtung verstärkt werden. Hingegen sehen nur 13,7%<br />

diese Gefahr nicht gegeben.<br />

Unterschiedlich werden die Folgen für die Vertrauensbasis und den generellen<br />

Kontakt zu den Kindern und zu den Eltern bewertet. Jeweils rund vier von zehn<br />

der befragten Expert/innen glauben, dass sich die Vertrauensbasis zu den Kindern<br />

verschlechtern oder der Kontakt völlig abbrechen könnte. In Bezug auf die<br />

Eltern glauben dies jeweils etwa sechs von zehn Befragten. Keine solchen Befürchtungen<br />

in Bezug auf die Kinder hat ein Drittel der Expert/innen, in Bezug<br />

auf die Eltern hingegen nun weniger als ein Fünftel. Der Kontaktabbruch seitens<br />

der Eltern zu den Expert/innen wird also stärker befürchtet, als zu den betroffenen<br />

Kindern und Jugendlichen selbst.<br />

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