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BEST OF Otto Brenner Preis 2010 - Otto Brenner Shop

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Die Bertelsmann Stiftung ist ein Zentrum der Macht, mit dem die Familie Mohn<br />

(die noch 23 Prozent der Bertelsmann AG besitzt, aber auch die Stiftung kontrolliert)<br />

Nähe zur Politik schafft, Einfluss nimmt und ihr Unternehmen erhält. Die<br />

Stiftung hat sogar das Politikgeschäft in ihrem ureigenen Bereich beeinflusst,<br />

indem sie vielfältige Aktivitäten, Foren und Schriften zum Stiftungswesen veranstaltet<br />

und herausgegeben hat. Am Ende setzte die rot-grüne Regierung nur Vorschläge<br />

um, die der Stiftung nicht schadeten. Die Stiftung ist für Familie Mohn<br />

in erster Linie ein Finanzierungs- und Führungsinstrument, mit der sie Gewinne<br />

im Unternehmen behalten und reinvestieren kann. Obwohl die Stiftung fast 80<br />

Prozent am Unternehmen besitzt, erhält sie eine Dividende, die einer Minderheitsbeteiligung<br />

entspricht. Von den sieben Milliarden Euro aus dem Verkauf der<br />

AOL-Anteile hat die Stiftung so gut wie nichts erhalten.<br />

Stiftungen sind nicht demokratisch legitimiert. Niemand wählt sie. Und niemand<br />

kann sie abwählen. Sie sind niemandem verantwortlich. Das ist für eine Stiftung,<br />

die politischen Einfluß wahrnehmen will, ein Problem. Deshalb arbeitet die Bertelsmann<br />

Stiftung so gerne mit dem Bundespräsidenten zusammen. Sie gibt Geld<br />

für Projekte und er soll ihr überparteiliche Legitimation verschaffen.<br />

Um zu zeigen, wie die Stiftung Einfluß in Berlin erlangt, suchte ich Projekte, die<br />

den Zugang zur Politik beispielhaft erklären und belegen. Eine wissenschaftliche<br />

Arbeit über Bundespräsident Roman Herzog war so ein Türöffner. Der Autor<br />

Michael Jochum hatte vier Jahre lang Zugang zu allen Mitarbeitern und Terminen<br />

Herzogs, besprach regelmäßig mit Herzog dessen Pläne und behauptete am<br />

Ende, er habe den Anstoß für das Stichwort „Ruck“ zu Herzogs berühmtester<br />

Rede gegeben, die den Startschuß gab für den Wechsel in Berlin und die Reformen<br />

der rot-grünen Regierung. Beleg dafür, wie eng und frei der Mitarbeiter der<br />

Bertelsmann Stiftung im Bundespräsidialamt eingebunden war, ist ein Ge spräch<br />

mit Wilhelm Staudacher, dem ehemaligen Staatssekretär von Herzog. Staudacher<br />

sagt: „Jochum war bei allem dabei.“ Eine geplante Biographie Herzogs hat<br />

Jochum nie veröffentlicht. Sein Projekt ist damit eigentlich gescheitert; aber für<br />

die Bertelsmann Stiftung war sein Zugang dennoch wertvoll. Das gescheiterte<br />

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