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Die Grünen-Politikerin Antje Vollmer wollte die Fehler und Missstände, die sich<br />

beispielsweise in einer geringen Dividenden-Ausschüttung zeigen, mit einer<br />

Reform des Stiftungsrechts korrigieren, wie sie mir sagt. Sie wollte große Stiftungen<br />

wie Bertelsmann und Bosch zwingen, mehr Geld auszuschütten. Vollmer<br />

hoffte auf Kooperation und Einsicht der Stiftungen – vergeblich. Die Bertelsmann<br />

Stiftung engagierte sich wie keine andere Stiftung in dieser Reform -<br />

debatte und hat Vollmers Reformansatz keine Beachtung geschenkt oder mit<br />

Kritik bedacht und stattdessen andere Punkte in den Vordergrund geschoben.<br />

Auch das eine Vermengung eigener und gemeinnütziger Interessen. Meine<br />

These: Die Stiftung war zu mächtig geworden in Kanzler Gerhard Schröders<br />

Amtszeit, als dass er Reformen gegen sie durchsetzen wollte oder konnte.<br />

Stiftungsfachanwälte bestätigen das.<br />

Schließlich interessierte mich, ob die Stiftung sich selbst reformieren kann. Wie<br />

geht sie mit eigenen Fehlern um? Wie effizient arbeitet sie, immerhin ist Effizienz<br />

ihr Zauberversprechen und ihre Begründung für Reformen? Ist das Steuergeld, das<br />

sie selbst einsetzt, effizient eingesetzt? Dazu befrage ich Gerd Wixforth, den ehemaligen<br />

Stadtdirektor von Gütersloh, der nach seiner Pensionierung 1999 fünf<br />

Jahre beratend in der Stiftung gearbeitet hat. Laut Wixforth ist die Effizienz der Stiftung<br />

ein Mythos, an den er selbst jahrzehntelang glaubte, der sich aber aus der<br />

Nähe als völlig falsch herausstellte. „Ich dachte viele Jahre, die Stiftung sei optimal<br />

organisiert und kam aus dem Staunen nicht mehr heraus, dass die eine Hand nicht<br />

weiß, was die andere tut. Das Delegationsprinzip funktioniert vorne und hinten<br />

nicht.“ Interne Bewertungen von Mitarbeitern der Stiftung bestätigen das. Die<br />

Stiftung ist gemeinnützig und agiert steuerfrei. Deshalb geht es auch um die<br />

Frage, wie sehr die Bertelsmann-Stiftung dem Allgemeinwohl verpflichtet ist. Ist<br />

eine Stiftung, die Politik beeinflusst – und das tut die Bertelsmann-Stiftung –<br />

noch die Privatangelegenheit der Familie Mohn? Ich denke nicht. Die Öffentlichkeit<br />

hat in Deutschland bei Stiftungen aber nichts zu sagen – im Gegensatz zu<br />

den USA. Die Wohltäter betonen gerne, dass ein Stifter wie Reinhard Mohn fast<br />

sein ganzes Vermögen der Allgemeinheit geschenkt hat. Das ist eine geschickte<br />

PR-Formulierung. In Wirklichkeit gehören Stiftungen sich selbst. Die Frage ist,<br />

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