BEST OF Otto Brenner Preis 2010 - Otto Brenner Shop
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Die Grünen-Politikerin Antje Vollmer wollte die Fehler und Missstände, die sich<br />
beispielsweise in einer geringen Dividenden-Ausschüttung zeigen, mit einer<br />
Reform des Stiftungsrechts korrigieren, wie sie mir sagt. Sie wollte große Stiftungen<br />
wie Bertelsmann und Bosch zwingen, mehr Geld auszuschütten. Vollmer<br />
hoffte auf Kooperation und Einsicht der Stiftungen – vergeblich. Die Bertelsmann<br />
Stiftung engagierte sich wie keine andere Stiftung in dieser Reform -<br />
debatte und hat Vollmers Reformansatz keine Beachtung geschenkt oder mit<br />
Kritik bedacht und stattdessen andere Punkte in den Vordergrund geschoben.<br />
Auch das eine Vermengung eigener und gemeinnütziger Interessen. Meine<br />
These: Die Stiftung war zu mächtig geworden in Kanzler Gerhard Schröders<br />
Amtszeit, als dass er Reformen gegen sie durchsetzen wollte oder konnte.<br />
Stiftungsfachanwälte bestätigen das.<br />
Schließlich interessierte mich, ob die Stiftung sich selbst reformieren kann. Wie<br />
geht sie mit eigenen Fehlern um? Wie effizient arbeitet sie, immerhin ist Effizienz<br />
ihr Zauberversprechen und ihre Begründung für Reformen? Ist das Steuergeld, das<br />
sie selbst einsetzt, effizient eingesetzt? Dazu befrage ich Gerd Wixforth, den ehemaligen<br />
Stadtdirektor von Gütersloh, der nach seiner Pensionierung 1999 fünf<br />
Jahre beratend in der Stiftung gearbeitet hat. Laut Wixforth ist die Effizienz der Stiftung<br />
ein Mythos, an den er selbst jahrzehntelang glaubte, der sich aber aus der<br />
Nähe als völlig falsch herausstellte. „Ich dachte viele Jahre, die Stiftung sei optimal<br />
organisiert und kam aus dem Staunen nicht mehr heraus, dass die eine Hand nicht<br />
weiß, was die andere tut. Das Delegationsprinzip funktioniert vorne und hinten<br />
nicht.“ Interne Bewertungen von Mitarbeitern der Stiftung bestätigen das. Die<br />
Stiftung ist gemeinnützig und agiert steuerfrei. Deshalb geht es auch um die<br />
Frage, wie sehr die Bertelsmann-Stiftung dem Allgemeinwohl verpflichtet ist. Ist<br />
eine Stiftung, die Politik beeinflusst – und das tut die Bertelsmann-Stiftung –<br />
noch die Privatangelegenheit der Familie Mohn? Ich denke nicht. Die Öffentlichkeit<br />
hat in Deutschland bei Stiftungen aber nichts zu sagen – im Gegensatz zu<br />
den USA. Die Wohltäter betonen gerne, dass ein Stifter wie Reinhard Mohn fast<br />
sein ganzes Vermögen der Allgemeinheit geschenkt hat. Das ist eine geschickte<br />
PR-Formulierung. In Wirklichkeit gehören Stiftungen sich selbst. Die Frage ist,<br />
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