BEST OF Otto Brenner Preis 2010 - Otto Brenner Shop
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Dem weisen alten Kardinal würde wohl heute vorgeworfen werden, was auch Carolin<br />
Emcke vorgeworfen wurde: Diese Argumentation verfolge „eine hinlänglich bekannte<br />
Strategie der Verharmlosung“. Welch ein Unsinn. Der alte Kardinal, er war ein geistiger<br />
Vater des 2. Vatikanischen Konzils, hat für den gegenseitigen Respekt der Kulturen und<br />
Religionen geworben. Und dafür wirbt auch der ausgezeichnete Text von Carolin Emcke.<br />
Es geht nicht nur um Toleranz; es geht um Respekt. Der Gegenbegriff zur Toleranz ist<br />
nämlich die Intoleranz – wir wissen, wie leicht der Wechsel dorthin ist, wie wenig es<br />
hierzu bedarf und wie schwer es ist, wieder zurück zu finden von der Intoleranz zur<br />
Toleranz. Wir brauchen also etwas Tieferliegendes, etwas, das nicht so leicht entwurzelt<br />
werden kann – Respekt. Das Verhältnis des katholischen zum protestantischen Bürger<br />
oder des protestantischen zum katholischen Bürger ist dafür ein Vorbild: sich gegenseitig<br />
nicht nur gewähren, sondern gelten lassen.<br />
„Wir – Christentum und Islam, Türkei und Europa – müssen miteinander leben, nicht<br />
nebeneinander“. Der Satz könnte auch auf der <strong>Preis</strong>urkunde für Carolin Emcke stehen.<br />
Wir zeichnen Carolin Emcke aus, weil aufgeklärte Vernunft in diesen aufgeregten Zeiten<br />
einen ersten <strong>Preis</strong> verdient – und weil ihr Text auf glänzende Weise für das Miteinander<br />
der Menschen, ihrer Kulturen und Religionen wirbt.<br />
vorgetragen von Prof. Dr. Heribert Prantl<br />
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