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BEST OF Otto Brenner Preis 2010 - Otto Brenner Shop

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seiner Aufsichtspflicht etwas zu gründlich nachgekommen und hatte dabei<br />

die Loyalität vernachlässigt.<br />

Es war alles rechtens. Jeder Arbeitsvertrag trifft Vorsorge, dass der Angestellte<br />

über seine Tätigkeit Stillschweigen bewahrt. Er ist seiner Firma zur Loyalität<br />

verpflichtet und wird unter anderem dafür bezahlt, dass er nichts hinausträgt.<br />

Wer über Vorgänge in seiner Firma plaudert, begeht einen Rechtsbruch und<br />

kann jederzeit entlassen werden.<br />

Christoph Meili hatte grob gegen seine Loyalitätspflichten verstoßen. Nachdem<br />

er deswegen von seinen Landsleuten lang genug sekkiert worden war, ging er<br />

mit Frau und Kindern in die USA, wo man ihn maßlos feierte. Er trat bei Galas<br />

auf und sagte als Zeuge im Untersuchungsausschuss aus. 35 <strong>Preis</strong>e sammelte<br />

er ein für seinen Verrat. Die Amerikaner gewährten ihm als erstem Schweizer<br />

politisches Asyl und bürgerten ihn 2005 ein.<br />

Der Verrat zählt zu den schlimmsten Sünden in der säkularen Welt. Er ist ein letzter<br />

Gruß aus einer Zeit, die noch der Religion bedürftig war. Ein Verrat bildet schließlich<br />

die Grundlage für die erfolgreichste Ideologie der Weltgeschichte, für das<br />

Chris tentum. Der erste Verräter war Judas. Seine Geschichte begab sich am ersten<br />

Gründonnerstag, als Jesus sich mit seinen Jüngern an den Tisch setzte, um mit ihnen<br />

das zu feiern, was dann das Letzte Abendmahl wurde. „Einer unter euch, der mit<br />

mir isst, wird mich verraten.“ (Markus 14,18) Die Jünger sind bestürzt, fragen<br />

einander, wer es sein könnte und weisen den Verdacht vorsorglich weit von sich.<br />

Auf dem Gemälde Leonardos im Refektorium des Dominikanerklosters Santa Maria<br />

delle Grazie in Mailand sitzt Judas ganz rechts außen. Er ist bereits als der Verräter<br />

entlarvt. Judas öffnet die Hände, als wollte er die Vorwürfe abwehren, wollte weiter<br />

leugnen, was doch offensichtlich ist. „Wehe aber dem Menschen“, fährt Jesus fort,<br />

„durch welchen der Menschensohn verraten wird. Es wäre für diesen Menschen<br />

besser, er wäre nie geboren worden.“<br />

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