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Begründung der Jury<br />

Man liest und hört es immer wieder: Das Internet, so heißt es, sei ein per se demo -<br />

kratisches Medium. Ein jeder kann dort veröffentlichen, was er oder sie für richtig<br />

hält. Die etablierten Medien haben kein Monopol mehr auf die Verbreitung von Nachrichten<br />

und Meinungen. Die Bürger können mit wenig Aufwand dagegen halten und<br />

vor allem können sie sich heute mit Hilfe des Netzes untereinander viel schneller<br />

verständigen als ehedem. Doch trotz all der vielen Blogs und Aktivistenseiten im Netz<br />

gilt: professionellen Journalismus hat das Internet keineswegs überflüssig gemacht,<br />

sondern eher im Gegen teil: Die Infoflut ist so gewaltig angeschwollen, dass es eigentlich<br />

nur mit Hilfe von gelernten Informationsarbeitern möglich ist, den Überblick zu<br />

behalten. Kritischer Journalismus bleibt eine Conditio sine qua non für die Herstellung<br />

von Öffentlichkeit, ohne die Demokratie gar nicht funktionieren kann, daran ändert<br />

das Internet erst mal gar nichts.<br />

Doch es gibt Situationen, da kann das Publizieren im Netz zum wahren Rettungsanker<br />

für die demokratische Meinungsbildung werden, dann nämlich, wenn die bezahlten<br />

Profis an der Informationsfront ihre Arbeit nicht mehr richtig tun oder tun können. Wenn<br />

die etablierten Medien bei ihrer Aufgabe versagen, und die Verfehlungen der Mächtigen<br />

gar nicht mehr berichtet werden. Sei es, weil in den Redaktionen ohne Rücksicht auf<br />

die Qualität massenhaft Stellen abgebaut werden oder sei es, weil der Filz zwischen<br />

Politik, Unternehmen, Verlegern und Chefredakteuren dazu führt, dass kritische Journalisten<br />

bei den etablierten Medien gar nicht mehr zum Zuge kommen.<br />

Wie einer solchen Lage richtig zu begegnen ist, das haben unsere diesjährigen <strong>Preis</strong>träger<br />

für das beste Medienprojekt bewiesen. Alfons Pieper, selbst lange Jahre stellvertretender<br />

Chefredakteur der Westdeutschen Allgemeinen (WAZ), hat den Niedergang<br />

der politischen Berichterstattung in Nordrhein-Westfalen lange verfolgt und in<br />

der Zeit vor der Landtagswahl selbst zur publizistischen Nothilfe gegriffen. Gemeinsam<br />

mit fünf Kollegen rief er den Blog „Wir-in-NRW“ ins Leben und schuf so Gegenöffentlichkeit<br />

im besten Sinne des Wortes. Seit Dezember 2009 haben er und sein Team<br />

über all die fragwürdigen Wahlkampfpraktiken des damaligen Ministerpräsidenten<br />

Jürgen Rüttgers und seiner Parteifreunde berichtet, die bei den Zeitungen und Sendern<br />

der Region zunächst gar kein Thema waren.<br />

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