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BEST OF Otto Brenner Preis 2010 - Otto Brenner Shop

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Begründung der Jury<br />

Sie sind Volontäre noch und haben doch schon eine überaus reife journalistische<br />

Leistung hingelegt: Karin Prummer und Dominik Stawski haben im März <strong>2010</strong> in einer<br />

Artikelserie der „Süddeutschen Zeitung“ an zwei schlagenden Beispielen über den verantwortungslosen<br />

Umgang der Katholischen Kirche mit sexuellem Missbrauch berichtet.<br />

Nach monatelangen Nachforschungen, nach einer Recherchearbeit deutlich jenseits<br />

der Arbeitszeitordnung, konnten sie detailgetreu rekonstruieren, wie ein pädophiler<br />

Priester sich mangels kirchlicher Kontrolle immer wieder in gefährlicher Nähe zu<br />

Jugendlichen aufhalten konnte. Und sie deckten in einem kritischen Sittenbild auf,<br />

dass selbst ein weltbekannter Elitechor der katholischen Jugend, die Regensburger<br />

Domspatzen, lange Jahre unter einem grausamen Innenleben mit körperlicher und<br />

sexueller Gewalt litt.<br />

Die beiden Newcomer Prummer und Stawski haben damit ihr Meisterstück gefertigt. Die<br />

besondere Qualität zeigt sich in ihrer Beharrlichkeit, in Sorgfalt und in der Genauigkeit,<br />

mit der sie erkennbar versuchten, auch Entlastendes zusammenzutragen. Neben<br />

der umfassenden Recherche ist es auch der Ton ihrer Darstellung, der die Jury überzeugt<br />

hat. Hier verbindet sich journalistische Distanz mit Dezenz, und die Distanz ist<br />

kein Hinderungsgrund für Empathie. Noch ein D-Wort kommt als Qualitätskriterium<br />

hinzu: Große sprachliche Disziplin zeichnet die Reihe dieser Berichte aus, Disziplin,<br />

die nötig war, um im Milieu des Heiklen und Prekären jeden falschen Ton zu vermeiden.<br />

Mit dieser Art der Berichterstattung über die „größte Kirchenkrise seit 1945“ wird ein<br />

Stück der Menschenwürde wieder zur Geltung gebracht, die man den misshandelten<br />

jungen Menschen einst genommen hat. Für die Betroffenen, die sich den Reportern<br />

Prummer und Stawski anvertraut haben, wird das eine Genugtuung gewesen sein. Im<br />

Sinne kritischer Öffentlichkeit sind die Vorteile für uns, das Publikum, die wichtigsten:<br />

verstärkte Aufmerksamkeit dank konsequenter Unterrichtung über Ungeheuerliches.<br />

Eine tadellose Leistung in Inhalt und Form.<br />

vorgetragen von Prof. Dr. Volker Lilienthal<br />

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