BEST OF Otto Brenner Preis 2010 - Otto Brenner Shop
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Skan dal initiieren können, dann sollen<br />
ihre Texte wenigstens gefühlvoll sein.<br />
Ich will noch etwas bei der Personalisierung<br />
bleiben. Damit einher geht ein<br />
wirklich fataler Umstand: Es hat den Anschein,<br />
dass viele Journalisten sich kein<br />
eigenes Urteil mehr zutrauen. Wenn<br />
Fernseh-Journalisten Interviews führen,<br />
dann fragen sie zum Beispiel gern:<br />
„Wie erklären Sie sich Ihre schlechten<br />
Umfragewerte?“ Und die schreibenden<br />
Journalisten halten es zunehmend genauso.<br />
Da wird zunehmend nicht über<br />
die Arbeit eines Politikers debattiert,<br />
sondern darüber, wie sie ankommt.<br />
Das ist ziemlich absurd. Journalisten<br />
sollten diejenigen sein, die den Politikern<br />
mitteilen, wie ihre Arbeit bei ihnen<br />
ankommt: was sie selbst davon halten.<br />
Stattdessen ziehen die Kollegen sich<br />
oft auf Meinungsumfragen zurück.<br />
Auf diese Weise ist ein Ehepaar hochgespült<br />
worden auf den Wellen der<br />
Meinungsumfragen, das nur in einer<br />
Hinsicht anders ist als andere Politikerehepaare:<br />
Die beiden sind von Adel.<br />
Während „Zeit“, „SZ“ und andere sich<br />
Anfang 2009 noch ein bisschen über<br />
Guttenbergs Gelfrisur lustig machten,<br />
hatten „Welt“ und „Bild“ im Sommer<br />
desselben Jahres begriffen, in welche<br />
Richtung der Zeitgeist ging. In der<br />
„Welt“ war zu lesen: „Er gelt sein Haar,<br />
spielt Klavier, besucht den Gottesdienst<br />
und ist Fan der AC/DC- Hardrocker ...<br />
Mit dieser Harmonie der Gegensätze<br />
befreit ausgerechnet ein Adeliger das<br />
Bürgerliche vom Stigma des Spießigen.“<br />
Eine kleine Frage: Brauchen wir einen<br />
Wirtschafts- oder Verteidigungsminister,<br />
der das Bürgerliche vom Stigma<br />
des Spießigen befreit? Sicher, es gab<br />
auch andere Nachrichten über Guttenberg.<br />
Da war zum Beispiel die dumme<br />
Geschichte mit den Tanklastern in<br />
Kundus. Da hat er sich als unerfahrener<br />
Verteidigungsminister allzu schnell eine<br />
Meinung gebildet, wofür dann zwei<br />
hochrangige Bundeswehroffiziere<br />
büßen mussten. Aber davon ist nicht<br />
mehr die Rede. Guttenberg wird in den<br />
Medien als Selbstdarsteller vorgestellt,<br />
als eine Art Filmstar: da kommt es nur<br />
auf die Darbietung an, nicht auf die<br />
innere Substanz. Die mag er sogar ha -<br />
ben, aber davon erfährt das Publikum<br />
nichts. Das Publikum wird beschallt<br />
mit den Ergebnissen von Meinungsumfragen.<br />
Mittlerweile trauen angeblich<br />
44 Prozent aller Bürger der Ehefrau zu,<br />
dass sie Familienministerin werde. Die<br />
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