11.05.2014 Aufrufe

BEST OF Otto Brenner Preis 2010 - Otto Brenner Shop

BEST OF Otto Brenner Preis 2010 - Otto Brenner Shop

BEST OF Otto Brenner Preis 2010 - Otto Brenner Shop

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Skan dal initiieren können, dann sollen<br />

ihre Texte wenigstens gefühlvoll sein.<br />

Ich will noch etwas bei der Personalisierung<br />

bleiben. Damit einher geht ein<br />

wirklich fataler Umstand: Es hat den Anschein,<br />

dass viele Journalisten sich kein<br />

eigenes Urteil mehr zutrauen. Wenn<br />

Fernseh-Journalisten Interviews führen,<br />

dann fragen sie zum Beispiel gern:<br />

„Wie erklären Sie sich Ihre schlechten<br />

Umfragewerte?“ Und die schreibenden<br />

Journalisten halten es zunehmend genauso.<br />

Da wird zunehmend nicht über<br />

die Arbeit eines Politikers debattiert,<br />

sondern darüber, wie sie ankommt.<br />

Das ist ziemlich absurd. Journalisten<br />

sollten diejenigen sein, die den Politikern<br />

mitteilen, wie ihre Arbeit bei ihnen<br />

ankommt: was sie selbst davon halten.<br />

Stattdessen ziehen die Kollegen sich<br />

oft auf Meinungsumfragen zurück.<br />

Auf diese Weise ist ein Ehepaar hochgespült<br />

worden auf den Wellen der<br />

Meinungsumfragen, das nur in einer<br />

Hinsicht anders ist als andere Politikerehepaare:<br />

Die beiden sind von Adel.<br />

Während „Zeit“, „SZ“ und andere sich<br />

Anfang 2009 noch ein bisschen über<br />

Guttenbergs Gelfrisur lustig machten,<br />

hatten „Welt“ und „Bild“ im Sommer<br />

desselben Jahres begriffen, in welche<br />

Richtung der Zeitgeist ging. In der<br />

„Welt“ war zu lesen: „Er gelt sein Haar,<br />

spielt Klavier, besucht den Gottesdienst<br />

und ist Fan der AC/DC- Hardrocker ...<br />

Mit dieser Harmonie der Gegensätze<br />

befreit ausgerechnet ein Adeliger das<br />

Bürgerliche vom Stigma des Spießigen.“<br />

Eine kleine Frage: Brauchen wir einen<br />

Wirtschafts- oder Verteidigungsminister,<br />

der das Bürgerliche vom Stigma<br />

des Spießigen befreit? Sicher, es gab<br />

auch andere Nachrichten über Guttenberg.<br />

Da war zum Beispiel die dumme<br />

Geschichte mit den Tanklastern in<br />

Kundus. Da hat er sich als unerfahrener<br />

Verteidigungsminister allzu schnell eine<br />

Meinung gebildet, wofür dann zwei<br />

hochrangige Bundeswehroffiziere<br />

büßen mussten. Aber davon ist nicht<br />

mehr die Rede. Guttenberg wird in den<br />

Medien als Selbstdarsteller vorgestellt,<br />

als eine Art Filmstar: da kommt es nur<br />

auf die Darbietung an, nicht auf die<br />

innere Substanz. Die mag er sogar ha -<br />

ben, aber davon erfährt das Publikum<br />

nichts. Das Publikum wird beschallt<br />

mit den Ergebnissen von Meinungsumfragen.<br />

Mittlerweile trauen angeblich<br />

44 Prozent aller Bürger der Ehefrau zu,<br />

dass sie Familienministerin werde. Die<br />

22

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!