BEST OF Otto Brenner Preis 2010 - Otto Brenner Shop
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Begründung der Jury<br />
Haben Sie sich nicht auch schon ab und zu gefragt, wie es sein kann, dass in manchen<br />
Läden ein T-Shirt nur einen Euro kostet und man sich für 30 Euro vollständig einkleiden<br />
kann? Klar, man kann es sich denken: Die Ware kommt aus Ausbeuterfabriken in armen<br />
Ländern und auch die Verkäuferinnen kriegen nur Armutslöhne. In der Regel verdrängt<br />
man dann solche Gedanken schnell, so ist sie eben, die Globalisierung, da kann man<br />
eh nichts machen.<br />
Oder kann man vielleicht doch? Kann man versuchen, die Hersteller und die Vermarkter<br />
zu zwingen, für bessere Bezahlung und bessere Arbeitsbedingungen zu sorgen,<br />
indem man ihre Praktiken öffentlich macht? Genau das hat dieses Reporterteam des<br />
NDR in diesem Jahr versucht, und ich sage gern, dass ihnen das mit Bravour gelungen<br />
ist. Christoph Lütgert, Sabine Puls, Britta von der Heide und Kristoffer Sell haben mit<br />
ihrem Film „Die Kik-Story“ bewiesen, dass es sehr wohl möglich ist, einen scheinbar<br />
unausrottbaren Missstand für eine breite Öffentlichkeit so aufzubereiten, dass zumindest<br />
jenen, die den Film gesehen haben, künftig das Wegschauen schwer fällt. Wer<br />
diese Reportage über die Methoden des Billigdiscounters KiK gesehen hat, der wird<br />
die Läden dieses Unternehmens künftig so lange meiden, bis es glaubhaft nachweisen<br />
kann, dass existenzsichernde Löhne gezahlt werden und die Näherinnen menschenwürdige<br />
Arbeitsbedingungen genießen.<br />
Das Besondere an diesem Film ist aber nicht, dass er Zahlen und Fakten und Verantwortliche<br />
nennt, das haben auch andere schon vielfach getan. Die herausragende<br />
Leistung liegt vielmehr darin, dass es den Autoren gelungen ist, das Schicksal der für<br />
KiK arbeitenden Näherinnen in Bangladesch und das der Verkäuferinnen ihrer Produkte<br />
in Deutschland wirklich authentisch zu schildern. Die Opfer der menschenverachtenden<br />
Methoden im asiatischen Textilgewerbe werden dem Zuschauer so nahe<br />
gebracht, dass er wirklich versteht, wie ihre Notlage mit der unreflektierten Schnäppchenjagd<br />
bei uns verknüpft ist. Herausragend ist auch, wie es den Autoren gelingt, die<br />
zynische Verachtung der verantwortlichen Manager einzufangen. Perfekt werden da<br />
die Werbeveranstaltungen des Konzerns mit ihrem inszenierten Frohsinn mit den Bildern<br />
aus den Slumwohnungen der Arbeiterinnen in Dacca gegengeschnitten. Und die<br />
dümmlich dreiste Verweigerung des Konzernchefs, dazu Stellung zu nehmen, erzählt<br />
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