BEST OF Otto Brenner Preis 2010 - Otto Brenner Shop
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Den Einfluß in der Politik beschreibe ich anhand der Arbeitsmarktreform, Hartz IV.<br />
Die Stiftung leistete die Vorarbeit mit einem Bericht für das Bündnis für Arbeit<br />
und organisierte und begleitete im Auftrag des Kanzleramtes die Arbeit der<br />
Hartz-Kommission. Eine kritische Darstellung der Arbeitsrechtlerin Helga Spindler<br />
wird von Mitarbeitern der Bertelsmann Stiftung in vertraulichen Gesprächen als<br />
faktisch richtig bestätigt. Ein Mitglied der Hartz-Kommission, der Politikprofessor<br />
und Arbeitsmarktexperte Günther Schmid, beschreibt auf Anfrage den Einfluß<br />
der Stiftung auf die Reformen und dass sie für Kommissionsmitglieder Reisen<br />
ins Ausland zu jenen Modellen organisierte, die sie für Reformen geeignet hielt.<br />
Die Kommissionsmitglieder seien beeindruckt gewesen, erinnert sich Schmid.<br />
Ich konfrontiere ihn mit Widersprüchen der Arbeitsmarktberichte der Stiftung<br />
mit seiner eigenen Forschung. Das bringt Schmid dazu, über Fehler und Ungenauigkeiten<br />
in den Ländervergleichen der Stiftung zu sprechen.<br />
Der Gründer und langjährige Präsident der ersten privaten Universität in Witten /<br />
Herdecke, Konrad Schily, spricht mit mir über die Promotion von Brigitte Mohn<br />
1993 – ein heikles Thema. Brigitte Mohn hatte gar keines der Fächer studiert, die<br />
in Witten angeboten werden. Ihre Promotion war nur möglich, weil unter Reinhard<br />
Mohn als Vorsitzendem des Direktoriums das Promotionsrecht auf das Studium<br />
fundamentale (eine Art Grundstudium) ausgeweitet worden war. Schily erzählt,<br />
dass Reinhard Mohn bei ihm ungeduldig nachfragte, warum die Promotion seiner<br />
Tochter so lange dauere, und das, obwohl sie insgesamt nur ein Jahr daran<br />
arbeitete. Ein Sprecher der Universität bestätigt, dass Brigitte Mohn die erste<br />
Promovendin im Studium fundamentale war. Daß Mohn die Universität im Laufe<br />
der Jahre mit 35.1 Millionen Euro unterstützt hat, hatte die Stiftung 2003 veröffentlicht.<br />
Besonders fragwürdig ist, dass – wie ich erfahre – Mohn dem wissenschaftlichen<br />
Mentor und Gutachter der Promotion seiner Tochter wenige Monate<br />
später einen Beratervertrag gewährt hat. Den Zweitgutachter betraute er ein jahrelanges<br />
Projekt an. Weder Universität noch Stiftung wollen den Beratervertrag<br />
bestätigen. Die Bestätigung erfolgt erst, als ich im Auftrag des SPIEGEL anfrage.<br />
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