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Den Einfluß in der Politik beschreibe ich anhand der Arbeitsmarktreform, Hartz IV.<br />

Die Stiftung leistete die Vorarbeit mit einem Bericht für das Bündnis für Arbeit<br />

und organisierte und begleitete im Auftrag des Kanzleramtes die Arbeit der<br />

Hartz-Kommission. Eine kritische Darstellung der Arbeitsrechtlerin Helga Spindler<br />

wird von Mitarbeitern der Bertelsmann Stiftung in vertraulichen Gesprächen als<br />

faktisch richtig bestätigt. Ein Mitglied der Hartz-Kommission, der Politikprofessor<br />

und Arbeitsmarktexperte Günther Schmid, beschreibt auf Anfrage den Einfluß<br />

der Stiftung auf die Reformen und dass sie für Kommissionsmitglieder Reisen<br />

ins Ausland zu jenen Modellen organisierte, die sie für Reformen geeignet hielt.<br />

Die Kommissionsmitglieder seien beeindruckt gewesen, erinnert sich Schmid.<br />

Ich konfrontiere ihn mit Widersprüchen der Arbeitsmarktberichte der Stiftung<br />

mit seiner eigenen Forschung. Das bringt Schmid dazu, über Fehler und Ungenauigkeiten<br />

in den Ländervergleichen der Stiftung zu sprechen.<br />

Der Gründer und langjährige Präsident der ersten privaten Universität in Witten /<br />

Herdecke, Konrad Schily, spricht mit mir über die Promotion von Brigitte Mohn<br />

1993 – ein heikles Thema. Brigitte Mohn hatte gar keines der Fächer studiert, die<br />

in Witten angeboten werden. Ihre Promotion war nur möglich, weil unter Reinhard<br />

Mohn als Vorsitzendem des Direktoriums das Promotionsrecht auf das Studium<br />

fundamentale (eine Art Grundstudium) ausgeweitet worden war. Schily erzählt,<br />

dass Reinhard Mohn bei ihm ungeduldig nachfragte, warum die Promotion seiner<br />

Tochter so lange dauere, und das, obwohl sie insgesamt nur ein Jahr daran<br />

arbeitete. Ein Sprecher der Universität bestätigt, dass Brigitte Mohn die erste<br />

Promovendin im Studium fundamentale war. Daß Mohn die Universität im Laufe<br />

der Jahre mit 35.1 Millionen Euro unterstützt hat, hatte die Stiftung 2003 veröffentlicht.<br />

Besonders fragwürdig ist, dass – wie ich erfahre – Mohn dem wissenschaftlichen<br />

Mentor und Gutachter der Promotion seiner Tochter wenige Monate<br />

später einen Beratervertrag gewährt hat. Den Zweitgutachter betraute er ein jahrelanges<br />

Projekt an. Weder Universität noch Stiftung wollen den Beratervertrag<br />

bestätigen. Die Bestätigung erfolgt erst, als ich im Auftrag des SPIEGEL anfrage.<br />

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