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Katalog LET'S CEE Film Festival 2012

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100 JAHRE ESTNISCHER FILM | SEITE 65<br />

100 JAHRE ESTNISCHER FILM<br />

100 Years of Estonian <strong>Film</strong><br />

Tristan Priimägi<br />

Manager für internationale Beziehungen beim Estnischen <strong>Film</strong> Institut<br />

International Relations Manager of the Estonian <strong>Film</strong> Foundation<br />

1912 wurde ein kurzer <strong>Film</strong> aufgenommen, auf dem ein Flugzeug über der Stadt Tartu zu sehen war. Der Flug<br />

der Utochkin ging zwar tragischerweise verloren, trotzdem markiert er den Beginn der estnischen <strong>Film</strong>kunst.<br />

100 Jahre später sind wir wie durch ein Wunder immer noch hier und feiern nun gemeinsam mit all unseren<br />

Freunden, Verbündeten und Mitverschwörern auf der ganzen Welt ein großartiges Jubiläum. Weshalb, wie<br />

durch ein Wunder? Nun, über einen Zeitraum von 15 Jahren (1932-1947) waren überhaupt keine Spielfilme<br />

bei uns gedreht worden – aus wirtschaftlichen, technischen, aber auch politischen Gründen. Und zu Sowjetzeiten<br />

hatte es der estnische <strong>Film</strong> ebenfalls nicht leicht, selbst wenn er schließlich durch die Gründung<br />

des nationalen <strong>Film</strong>studios Tallinfilm 1963 letztlich doch noch gerettet wurde. Die Kunst des Kompromisses<br />

bestimmte damals den Alltag und Plänkeleien mit der zentralistischen Führung und den Zensoren waren<br />

an der Tagesordnung. Trotzdem wurden in den 1960er und 1970er Jahren Klassiker geschaffen. Gegen Ende<br />

dieser beiden Jahrzehnte tauchten nämlich jeweils neue und zukunftsorientierte Regisseure auf, deren Arbeiten<br />

bis heute überaus geschätzt werden. Als Tallinfilm, dieses fabrikähnliche <strong>Film</strong>studio, 1992 seine Pforten<br />

schließen musste, kam es vorübergehend zu Unsicherheit und Chaos. Kurzlebige Produktionsfirmen mit<br />

zweifelhaften Finanzierungskonzepten stellten <strong>Film</strong>e her, um schnelles Geld zu machen, aber nicht mehr. Die<br />

gesamte Struktur der estnischen <strong>Film</strong>wirtschaft schrie nach einer Neuorganisation und die trat dann schließlich<br />

auch Schritt für Schritt ein. Irgendwie hatten wir es geschafft, uns durch diese raue See zu kämpfen und<br />

auf der bewegten Fahrt sogar einen kleinen Schatz lokaler (und manchmal internationaler) Erfolgsgeschichten<br />

zusammenzutragen. Mittlerweile freuen wir uns sogar darauf, den Herausforderungen der nächsten<br />

hundert Jahre ebenfalls die Stirn zu bieten. Es ist uns eine große Freude als das heurige Schwerpunktland des<br />

LET‘S <strong>CEE</strong> <strong>Film</strong> <strong>Festival</strong>s in Wien ausgewählt worden zu sein und so die Möglichkeit zu bekommen, gemeinsam<br />

mit der Estnischen Botschaft in Wien, drei herausragende Werke der estnischen <strong>Film</strong>kunst im Ausland<br />

Menschen vorzustellen, die vorher wahrscheinlich noch nie etwas davon gehört, geschweige denn gesehen<br />

haben. Georgica, Idioot/The Idiot und Disko ja tuumasõda/Disco and Atomic War sind sicherlich <strong>Film</strong>e, auf die<br />

wir stolz sein können. Ich hoffe sehr, dass Sie unsere Auswahl in all ihrer Traurigkeit und Freude mögen und<br />

sich so ein kleines Stück von ihr als Erinnerung an unsere Kultur bewahren werden.<br />

In 1912 a strip of film was shot, depicting a flight of a<br />

plane over the city of Tartu. Unfortunately, this film The<br />

Flight of Utotshkin has since been lost, but that was the<br />

start of cinema for a small European country called Estonia.<br />

100 years later we are still miraculously here, celebrating<br />

the first centennial of our filmmaking with all of<br />

our friends and co-conspirators all over the world. Miraculously,<br />

why? It has not always been easy. For a stint of<br />

15 years (1932-1947) there were no feature films made at all, for commercial, technological and political<br />

reasons. During the Soviet times, we were kind of saved by the fact that the national film studio<br />

Tallinnfilm was established in 1963. The art of compromise ruled the day, and the squabbles with the<br />

centralized leadership and censors were commonplace. Despite that, quite a few of Estonian all-time<br />

classics were made in the 60s and 70s. The end of both those decades brought a fresh wave of forwardthinking<br />

directors, whose works are valued today and will undoubtedly be tomorrow. The collapse of<br />

that national factory-style Tallinnfilm studio in 1992 brought uncertainty and chaos. Short-lived production<br />

companies with shady financing were making films to earn a quick buck, not really taking the<br />

possible future history into consideration. The whole structure was waiting to be reorganized and step<br />

by step it happened. Despite all this turmoil we have somehow managed to pull through, have been<br />

able to amass a small quantity of local (and sometimes international) success stories, and ready to face<br />

the next hundred years. It is our utmost pleasure to be selected by the LET’S <strong>CEE</strong> <strong>Film</strong> <strong>Festival</strong> to be the<br />

country of focus in Vienna and to be able to promote our film art abroad together with the Estonian<br />

Embassy, to people who most likely have not heard anything about it. Georgica, Idioot/The Idiot and<br />

Disko ja tuumasõda/Disco and Atomic War are certainly films that we feel we can be proud of. I hope<br />

you like our films in sadness and joy and a small bit of them stays with you as a reminder of our culture.<br />

LET‘S <strong>CEE</strong> FILM FESTIVAL <strong>2012</strong>

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