Leben mit Lungenkrebs - Roche in Deutschland
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Die Gefühle, die zunächst vorherrschen, s<strong>in</strong>d Angst, Wut, Ohnmacht und Trauer.<br />
Diese Gefühle auch zuzulassen und anzunehmen gibt den Betroffenen die Möglichkeit,<br />
sich <strong>mit</strong> dem <strong>Leben</strong> zu befassen, das sie zurücklassen werden, und <strong>mit</strong> der Zeit, die ihnen<br />
noch bleibt.<br />
So kann diese letzte Phase des <strong>Leben</strong>s auch e<strong>in</strong> <strong>Leben</strong>srückblick se<strong>in</strong>, der von großer<br />
Ehrlichkeit und Intensität geprägt ist. E<strong>in</strong>e Zeit, <strong>in</strong> der Sie möglichst viele D<strong>in</strong>ge klären<br />
können, die für Sie wichtig s<strong>in</strong>d. Unabhängig davon, ob es sich um e<strong>in</strong>e Reise handelt, die<br />
Sie unbed<strong>in</strong>gt noch unternehmen wollen, oder ob Sie offene Konflikte klären möchten.<br />
Wichtig ist, dass Sie versuchen, <strong>mit</strong> sich selbst und den Menschen, die Ihnen nahe-<br />
Nehmen Sie sich bei<br />
Ihren Gedanken und<br />
Gefühlen nicht zurück.<br />
Sollte man bis zuletzt hoffen oder sich frühzeitig <strong>mit</strong> dem Tod beschäftigen?<br />
Wenn ich Ihnen jetzt sage, haben Sie doch bitte Hoffnung, dass morgen die Sonne sche<strong>in</strong>t, dann haben<br />
Sie nicht e<strong>in</strong>en Deut mehr davon. Dann denken Sie als Erstes an Regen. So ist es bei e<strong>in</strong>er Krebserkrankung<br />
auch. Angst und Hoffnung s<strong>in</strong>d immer dabei, bei den Erkrankten und den Angehörigen.<br />
Wenn ich auf die Seite der Hoffnung gehe und versuche, ihnen Mut zu machen, werden sie automatisch<br />
auf die Seite der Angst gehen. Wenn Betroffene und Angehörige geme<strong>in</strong>sam auf die Seite der<br />
Angst gehen, auf die Seite von Trauer und Kummer, dann entsteht die Hoffnung von selbst. Spreche<br />
ich <strong>mit</strong> den Patienten über ihre Angst und den Tod, kehren sie nach fünf bis zehn M<strong>in</strong>uten automatisch<br />
auf die Seite der Hoffnung zurück. Je mehr wir über Tod und Sterben reden, umso mehr Mut fassen<br />
sie. Wenn ich dagegen nur die Hoffnung thematisiere, lasse ich den Patienten <strong>mit</strong> se<strong>in</strong>er Angst alle<strong>in</strong>.<br />
Hoffnung verändert das Gesicht schwer kranker Menschen. Zunächst ist es die Hoffnung auf Heilung,<br />
dann auf e<strong>in</strong> zwar von Krankheit begleitetes, aber doch möglichst langes <strong>Leben</strong>. Dann folgt die Hoffnung,<br />
möglichst schmerzfrei, symptomfrei zu se<strong>in</strong>, und als Letztes bleibt die Hoffnung auf e<strong>in</strong> gutes<br />
Sterben <strong>in</strong> Geborgenheit. Auf diese Weise gel<strong>in</strong>gt es vielen Menschen, sich Hoffnung zu bewahren.<br />
Wie gestaltet man die verbleibende Zeit am besten?<br />
In Gesprächen <strong>mit</strong> Paaren und Familien nähere ich mich dem Tod im Konjunktiv und frage: „Wenn Sie<br />
nur noch drei Wochen Zeit hätten, was wäre Ihnen dann wichtig?“ Die Antworten der Familien s<strong>in</strong>d<br />
sehr unterschiedlich. Da gibt es Menschen, die suchen e<strong>in</strong> Abschiedsritual. Ich habe e<strong>in</strong>e Familie<br />
begleitet, die <strong>in</strong> den Baum im Garten e<strong>in</strong> Herz und alle Namen h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>geritzt hat. Bei e<strong>in</strong>er anderen<br />
Familie haben alle noch e<strong>in</strong>mal ihre Fußabdrücke auf e<strong>in</strong> Plakat gesetzt. Und ich kenne zwei Familien,<br />
<strong>in</strong> denen die beiden betroffenen Frauen gesagt haben, dass sie bis zu ihrem Tod nicht über den Tod<br />
sprechen wollen – und dann wurde auch nicht darüber gesprochen.<br />
<strong>Leben</strong> <strong>mit</strong> der Erkrankung 51