Der Matrosen- anzug Der Matrosen- anzug - Reklamehimmel
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<strong>Der</strong> Schluß erscheint, zumindest in dieser allgemeinen<br />
Form, etwas gewagt. Gegenthese:<br />
Schiller, immerhin angehender Professor der Geschichte<br />
in Jena (ab 1789), wagte den Anachronismus<br />
ganz bewußt, um seinem Publikum auch von<br />
der Kleiderordnung her deutlich zu machen, daß<br />
jene rührselige Knabenszene in Kreisen des internationalen<br />
Hochadels spielte, der den Anzug à la<br />
matelot in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts<br />
zu seiner Kindermode gemacht hatte.<br />
Dafür gibt es zahlreiche Belege in Schrift und<br />
Bild, die meisten natürlich aus England, aber auch<br />
aus Deutschland («Schicke mir Fritzens Maß»),<br />
Frankreich und Österreichisch–Italien.<br />
So finden wir den französischen Dauphin Louis<br />
Joseph gleich zweimal im seidenen Anzug à la<br />
matelot mit Moiréschärpe und halsfernem Rüschenkragen<br />
verewigt, beide Male von der damals<br />
vor allem für ihre Frauenporträts berühmten französischen<br />
Malerin Elisabeth-Louise Vigée-Lebrun<br />
(1755–1842): Das erste Mal 1784 zusammen<br />
mit seiner älteren Schwester, das zweite Mal<br />
drei Jahre später mit seiner sechs Jahre danach<br />
guillotinierten Mutter Marie–Antoinette.<br />
Auch am Habsburger Hof scheint die Marinemode<br />
sich großer Beliebtheit erfreut zu haben.<br />
So wird von Marie–Antoinettes Bruder Leopold<br />
(1747-1792), dem späteren Kaiser Leopold II.,<br />
berichtet, daß er als Großherzog von Toskana<br />
(1765-1790) seine Söhne, darunter den späteren<br />
Kaiser Franz II., bis zu ihrem neunten Lebensjahr<br />
in <strong>Matrosen</strong>anzüge gesteckt habe.<br />
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«Madame Royal und der Kronprinz»<br />
Gemälde von Vigée-Lebrun (1784)<br />
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