Der Matrosen- anzug Der Matrosen- anzug - Reklamehimmel
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wie später die klassische «Käfer»-Werbung über<br />
Jahrzehnte hinweg immer wieder die gleichen<br />
fünf Produktvorteile (Qualität, Haltbarkeit, Wirtschaftlichkeit,<br />
Preiswürdigkeit, Kundendienst)<br />
als Grundthema mit Variationen in die Hirne der<br />
Verbraucher hämmerte.<br />
Bleyle war der erste, der in der Branche eine professionelle<br />
Verkaufsförderung betrieb: Mit Giveaways<br />
(wie zum Beispiel Postkarten und Stundenpläne,<br />
Kalender und Kleiderbügel) für das Publikum,<br />
vor allem aber mit einem aufwendigen Werbemittel-Service<br />
für den Fachhandel. <strong>Der</strong> Dienst<br />
am Händler reichte von Musteranzeigen (mit kostenlosem<br />
Matern-Dienst) über die Beratung «für<br />
die textliche Abfassung von Bleyle-Inseraten» bis<br />
zu Mustertexten für die «Einschaltungen im redaktionellen<br />
Teil der Tageszeitungen»: «Bei dem<br />
zwischen Ladeninhabern und Zeitungsverlagen<br />
vielfach bestehenden regelmäßigen Geschäftsverkehr<br />
ist die kostenlose Aufnahme solcher Notizen<br />
wohl in den meisten Fällen zu erreichen.»<br />
Außerdem war Bleyle der erste in der Branche,<br />
der von Anfang an einen sofort sehr beliebten<br />
Kundendienst für geplagte Mütter einrichtete:<br />
Durchgewetzte Ellenbogen und Hosenböden<br />
wurden nahtlos-unauffällig repariert, zu klein gewordene<br />
Anzüge passend angestrickt und das<br />
alles, wie es in den Bleyle-Inseraten sehr werbewirksam<br />
hieß, «durch die Fabrik zum Selbstkostenpreis»,<br />
eine Botschaft, die den sparsamen<br />
Müttern - den betroffenen Kindern wahrscheinlich<br />
etwas weniger – geradezu wie ein Gedicht in<br />
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den Ohren geklungen haben muß. Nämlich so:<br />
«Ist beschädigt mal ein Stück,<br />
Repariert es die Fabrik.<br />
Die Mutter drum nur Bleyle wählt:<br />
Bleyle spart ihr Müh’ und Geld.»<br />
Doch Bleyles größte Pioniertat als Marketing-<br />
Mann, und zugleich sein wohl größtes – offenes –<br />
Erfolgsgeheimnis als deutscher <strong>Matrosen</strong><strong>anzug</strong>-<br />
König, ist ohne Zweifel seine exzellente Markenartikelpolitik.<br />
Wilhelm Bleyle hat als erster – wie<br />
es in einer Firmenfestschrift zur 100. Wiederkehr<br />
seines Geburtstages etwas geschwollen heißt –<br />
«auf dem Gebiet der Oberbekleidung ein System<br />
der engen Verknüpfung von Herkunftsbezeichnung,<br />
Qualitätsgarantie und festen Verkaufspreisen<br />
durchgeführt, mit seinem Namen die echte<br />
Markenware geschaffen, die Fabrikant, Händler<br />
und Verbraucher zu einer Einheit gegenseitigen<br />
Vertrauens zusammenschloß». Etwas weniger geschwollen:<br />
Bleyle ist Deutschlands Textil-Marke<br />
Nummer eins, ja einer der ersten deutschen Markenartikel<br />
überhaupt.<br />
Wie alles in seinem Leben betrieb Wilhelm Bleyle<br />
auch seine Markenartikelpolitik klug, nüchtern<br />
und konsequent. Bereits 1895 ließ er sich unter<br />
der Nr. 6604 sein Firmenzeichen, einen mittelalterlichen<br />
Herold in Kniebundhosen mit flatternder<br />
Fahne (Aufschrift: «Bleyle’s regulär gestrickte<br />
Herren & Knabenanzüge»), vom Reichspatentamt<br />
als eingetragenes Warenzeichen schützen.<br />
<strong>Der</strong> Herold war natürlich niemand anderer als<br />
Bleyle selbst. Er war es, der sich persönlich mit<br />
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