Der Matrosen- anzug Der Matrosen- anzug - Reklamehimmel
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schen Instrumente liegen, wie erwähnt, bereit.<br />
Was noch fehlt, ist die unternehmerische Idee.<br />
Im Falle Bleyle ist sie selbstgestrickt, und das im<br />
besten Wortsinne: Genial einfach – und deshalb<br />
einfach genial. Statt, wie bisher, auf Paßform<br />
gestrickte Teile zusammenzunähen, nimmt er,<br />
Lamb macht’s möglich, in Bahnen hergestellten<br />
Strickstoff, schneidet je nach Schnittmuster die<br />
einzelnen Teile heraus, konfektioniert sie nach<br />
Schneiderart – und fertig ist der «Bleyle–Anzug».<br />
Daß das heimische Feldkirch für diese industrielle<br />
Unternehmeridee in jeder Beziehung zu klein<br />
ist – als Markt genauso wie als Arbeitsmarkt, für<br />
den Betrieb nicht minder als für den Vertrieb –,<br />
das muß Wilhelm Bleyle sofort klar gewesen sein.<br />
Mit Frau und sechs Kindern, 5000 Mark<br />
Startkapital und dem ganzen Mut des geborenen<br />
Unternehmers zieht der inzwischen 39jährige<br />
dorthin zurück, wo er zwölf Jahre zuvor schon<br />
einmal sein Glück gemacht hat: Nach Stuttgart.<br />
Im Anwesen Kasernenstraße 20 beginnt er, laut<br />
Eintrag im Stuttgarter Gewerbe-Änderungs-<br />
Register vom 28. März 1889, am 1. April eine<br />
Garnhandlung mit «Fabrikation und Verkauf von<br />
gestrickten Waren». <strong>Der</strong> Maschinenpark besteht<br />
aus fünf Strick- bzw. Nähmaschinen, die<br />
Belegschaft aus acht Mitarbeitern: Einem<br />
Schneider, einer Näherin, fünf Strickern oder<br />
Strickerinnen.<br />
<strong>Der</strong> Gründungszeitpunkt ist glücklich gewählt.<br />
Die Nachfrage nach gestrickter Wolloberbekleidung<br />
entwickelt sich ausgesprochen rege. Vor<br />
allem der expandierende Markt der Kinderober-<br />
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bekleidung verlangt nach einer halt-, dehn- und<br />
waschbaren, dabei gesunden und praktischen und<br />
nicht zuletzt wesentlich billigeren Alternative<br />
zum Webstoff<strong>anzug</strong>.<br />
Auch der Gründungsort hätte kaum klüger und<br />
glücklicher gewählt werden können. Sitzt doch<br />
am Stuttgarter Polytechnikum mit dem Professor<br />
Gustav Jaeger eine der maßgeblichen Autoritäten<br />
auf dem Gebiet der hygienischen Bekleidungslehre.<br />
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