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Der Matrosen- anzug Der Matrosen- anzug - Reklamehimmel

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er wird sich ihnen jämmerlich unterwerfen. Er<br />

wird den Krieg entfesseln, nicht aus eigener Initiative,<br />

nicht in kriegerischem Elan, sondern aus<br />

Schwäche.»<br />

Die Folgen von Wilhelms Schwäche sind bekannt.<br />

Man würde aber Tirpitz zuviel Ehre antun,<br />

wollte man ihn dämonisieren. Er war kein<br />

kriegstreiberischer Teufel, eher ein Technokrat,<br />

nach Michael Salewskis Meinung sogar «der erste<br />

große ‹Technokrat› des 20. Jahrhunderts». Mag<br />

sein. Ganz bestimmt aber war er Deutschlands erster<br />

großer Propagandist des 20. Jahrhunderts,<br />

ein Reklame-Mann, von dem selbst der auf diesem<br />

Gebiet gewiß nicht unbegabte Joseph Goebbels<br />

noch etwas gelernt haben könnte. Schließlich<br />

war Tirpitz nicht nur der kreative Kopf, kaufmännische<br />

Geschäftsführer und technische Vollstrecker<br />

der – von Adolf Hitlers «Deutschland-erwache-Bewegung»<br />

einmal abgesehen – vielleicht<br />

größten und erfolgreichsten nationalen Werbekampagne,<br />

sondern fungierte zugleich in Personalunion<br />

als Erfinder, Hintergrundregisseur und<br />

Motor des wohl größten und erfolgreichsten<br />

(deutsch-) nationalen Vereins des 20. Jahrhunderts.<br />

Die Rede ist von Tirpitzens «Flottenprogramm»<br />

und von der Rolle, die der mitinitiierte «Flottenverein»<br />

bei der propagandistischen Durchsetzung<br />

dieses Programms in der Bevölkerung spielte.<br />

Was das alles mit dem <strong>Matrosen</strong><strong>anzug</strong> zu tun<br />

habe? Viel, sehr viel, um nicht zu sagen alles:<br />

Ohne die höchst erfolgreiche Tirpitzsche Propa-<br />

84<br />

ganda-Kampagne für das «Flottenprogramm»<br />

und ohne die ausgezeichnete PR–Arbeit des eigens<br />

zu diesem Zweck gegründeten «Flotten-vereins»<br />

hätte es der <strong>Matrosen</strong><strong>anzug</strong> nie geschafft,<br />

Platz 1 der nationalen Mode-Hitparade zu erobern<br />

und diese Spitzenposition auf Jahre, ja<br />

Jahrzehnte hinaus so souverän zu verteidigen.<br />

Doch zurück zu Alfred Tirpitz. <strong>Der</strong> hatte sich<br />

bereits während der Regierungszeit Wilhelms I.<br />

als Seekriegsstratege und Waffentechniker einen<br />

Namen gemacht. Zwölf Jahre lang, von 1877 bis<br />

1889, hatte er als Chef der Kaiserlichen Torpedoversuchsanstalt<br />

an der Entwicklung dieser vielversprechenden<br />

neuen Waffe gearbeitet. Er hatte<br />

sie Kaiser Wilhelm I. als neues Wundermittel verkauft:<br />

Damit sollten auch kleinere Marinemächte<br />

– wie das damalige Preußen – im Falle eines<br />

Seekriegs mit den großen Nationen mithalten<br />

können.<br />

Dem neuen Kaiser verkaufte Tirpitz eine neue,<br />

genau entgegengesetzte Strategie: Nur mit einer<br />

großen Flotte aus Linienschiffen, einer Schlachtflotte,<br />

könne man heutzutage als Seemacht ernsthaft<br />

mitreden. Und genau das wollte Wilhelm.<br />

1897 ernannte er den flotten Strategen zum obersten<br />

Chef des Reichsmarineamts im Range eines<br />

Staatssekretärs. <strong>Der</strong> ehrgeizige Tirpitz war am<br />

Ziel seiner Wünsche.<br />

«In den Jahren von 1897 bis 1912 beherrschte Tirpitz<br />

das Denken des Kaisers wie kein anderer, er<br />

erst machte ihn zu jenem Dreizackschwinger, den<br />

die Engländer bald nicht mehr spöttisch belä-<br />

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