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Der Matrosen- anzug Der Matrosen- anzug - Reklamehimmel

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Hans Fallada: Klassenhass<br />

In der Schule oder, wie wir sie nur nannten, in der<br />

Penne spielte ich zu jener Zeit eine höchst unselige<br />

Rolle. Ich ging auf das Prinz-Heinrich-<br />

Gymnasium, womit gesagt werden soll, daß dort<br />

in der Hauptsache die Söhne vom Offiziers- und<br />

Beamtenadel, auch von reichen Leuten die<br />

Schulbank drückten. Meine Eltern aber waren für<br />

äußerste Sparsamkeit, so kam es, daß ich, war eine<br />

Hose durchgerutscht, keine neue bekam, sondern<br />

daß meine Mutter ein paar handfeste Flicken in<br />

die arg verwundete setzte. Da sie nun aber oft<br />

keinen genau passenden Stoff hatte, so wurden<br />

ohne erhebliche Hemmung auch andere Stoffe<br />

dafür gewählt. Das ist nun gut 5 Jahre her, und<br />

doch sehe ich diese Hose des Unheils noch genau<br />

vor mir; es war eine dunkelblaue Bleyle-Hose,<br />

und mit grauen Flicken wurde sie geziert.<br />

Ach, über den Hohn und das Gespött, die mir<br />

diese Hose eingetragen hat! Es waren natürlich<br />

nicht die wirklich «Feinen» in der Klasse, die mich<br />

damit aufzogen. Die übersahen den Defekt vornehm,<br />

freilich war ich auch für jeden Umgang mit<br />

ihnen erledigt. Fragte ich sie etwas, so antworteten<br />

sie mir nur kurz mit geringschätziger Herablassung,<br />

was mich tief schmerzte und auch empörte.<br />

Aber die andern, die Kojoten oder Wölfe<br />

gewissermaßen, wie offen und schamlos verhöhnten<br />

sie mich! Da war einer, ein langer Laban, über<br />

einen Kopf war er größer als ich, Friedemann<br />

hieß die Kanaille, im Unterricht durch äußerste<br />

160<br />

«Drei Lebensblumen» Zeichnung von W. Claudius<br />

Aus dem Jugendbuch «Töchteralbum» (1899)<br />

161

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