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Der Matrosen- anzug Der Matrosen- anzug - Reklamehimmel

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cheln, sondern ernsthaft fürchten sollten»,<br />

schreibt Salewski.<br />

<strong>Der</strong> Kaiser wurde zum obersten Chef–Propagandisten<br />

des totalen Kriegsschiffsbaus, zur bramarbasierenden<br />

und säbelrasselnden Galionsfigur einer<br />

aggressiven Marinepolitik, die nicht nur auf<br />

«Deutschlands Ebenbürtigkeit zur See» (so einer<br />

der damals gängigen Slogans) zielte, sondern<br />

auch ganz bewußt auf einen willkommenen innenpolitischen<br />

Mitnahmeeffekt setzte, den Tirpitz<br />

selbst, wie er in seinen «Erinnerungen» freimütig<br />

ausplauderte, damals seinem Kaiser und den<br />

Wehrwirtschaftsführern so verkauft hat: «Meiner<br />

Ansicht nach sinkt Deutschland im kommenden<br />

Jahrhundert schnell von seiner Großmachtstellung,<br />

wenn jetzt nicht energisch, ohne Zeitverlust<br />

und systematisch die allgemeinen Seeinteressen<br />

vorwärtsgetrieben werden, nicht zu einem geringen<br />

Grade auch deshalb, weil in der neuen großen<br />

nationalen Aufgabe und dem damit verbundenen<br />

Wirtschaftsgewinn ein starkes Palliativ gegen gebildete<br />

und ungebildete Sozialdemokraten liegt.»<br />

So hing eben alles mit allem zusammen: Die deutsche<br />

Großmachtstellung mit der Aufrüstung, die<br />

große nationale Aufgabe mit dem Niederhalten<br />

der Sozialisten, die allgemeinen Seeinteressen des<br />

Reichs mit den speziellen Geldinteressen des Kapitals<br />

und alles zusammen mit dem «damit verbundenen<br />

Wirtschaftsgewinn» für Volk, Reich<br />

und Kaiser.<br />

Wilhelm Bittorf hat diesen «militärisch-industriellen<br />

Komplex» der Wilhelminischen Kaiserzeit<br />

86<br />

präzise beschrieben: «Nicht nur der Schiffbau–<br />

und Stahlindustrie, auch der Elektro- und<br />

Maschinenindustrie, den optischen Werken, den<br />

Zulieferern garantierte die Marine langfristige,<br />

lukrative Aufträge, sobald die erste Stufe des von<br />

Tirpitz konzipierten Flottenprogramms 1898<br />

vom Reichstag verabschiedet war. Bald wurden<br />

die Neubauten vom technischen Fortschritt überholt,<br />

der immer neuere kostspieligere Konstruktionen<br />

erforderte. Das hieß Rüstung in Permanenz<br />

(oder bis zum Bankrott).»<br />

Ein Wahnsinn. Genauer: Ein Fall für die Werbung.<br />

Die Aufgabe lautete: Entwickeln Sie mit<br />

allen Mitteln und in allen Medien eine nationale<br />

Kampagne zur «Aufklärung des Volkes über<br />

deutsche Seeinteressen und die Notwendigkeit<br />

einer Kriegsmarine».<br />

Genau das war das satzungsmäßig erklärte Ziel<br />

des 1898 von der Rüstungsindustrie unter Federführung<br />

des «Kanonenkönigs» Friedrich Alfred<br />

Krupp gegründeten «Deutschen Flottenvereins».<br />

Regisseur im Hintergrund: Alfred Tirpitz, der bereits<br />

1897, als eine seiner ersten Amtshandlungen,<br />

im Reichsmarineamt eine eigene Propagandaabteilung<br />

«für Nachrichtenwesen und Parlamentsangelegenheiten»<br />

installiert hatte.<br />

Tirpitz und sein Aufklärungsverein leisteten<br />

ganze Arbeit: «Mit einem Mitgliedermaximum<br />

von 1,1 Millionen einflußreichen Bürgern – Geschäftsleute,<br />

Professoren, Ärzte, Lehrer und mit<br />

Ortsgruppen bis ins Allgäu hinein wuchs der<br />

Flottenverein sich zu einer bis heute kaum ver-<br />

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