buffed Magazin World of Warcraft (Vorschau)

Eine Welt im sandkasten Special
Interview mit einem Piraten
Ganken oder gegankt werden? Das ist die Frage – oder etwa nicht?
Die ArcheAge-Community lässt sich nicht einfach in Schubladen
stecken. Wir haben den Menschen hinter dem Freibeuter befragt.
Im realen Leben ist der Pirat Student
und hat vorher Azeroth unsicher gemacht.
Aktuell spielt er Eve Online
und ArcheAge. Die wichtigsten Aspekte
in einem MMORPG sind für ihn
sozia ler Natur – sowohl das Mit- als
auch das Gegeneinander. Er spielt
Dark runner – einen Nahkämpfer, der
sich unsichtbar macht und hohen
Burst-Schaden verursacht.
Wie wird man Pirat und was zeichnet
einen Freibeuter aus?
Begeht man einen Diebstahl oder Mord
an einem Spieler derselben Fraktion,
hinterlässt man Fußspuren bzw. Blutspritzer,
die von anderen Spielern angezeigt
werden können. Für jede Anzeige
erhält ein Täter Strafpunkte und landet
beim Überschreiten einer gewissen Anzahl
vor Gericht oder im Gefängnis. Bei
3.000 Strafpunkten wird man aus der
Fraktion ausgestoßen und zum Pirat.
Das bedeutet, dass man nach jedem
PvP-Tod direkt ins Gefängnis wandert,
von allen Wachen angegriffen wird und
die meisten NPCs feindlich gesinnt
sind. Der einzige Händler, der noch
Handelspakete von Piraten annimmt,
ist auf der gefährlichen Freedich Island.
Dafür erhält man Zugang zu einer Insel
im Ozean und das Privileg, alle Spieler
ungestraft anzugreifen
Wie erklärst du die Faszination an AA?
In erster Linie habe ich Spaß an Open-
World-PvP. Darin sehe ich nichts Unmoralisches.
Schließlich ist das ein
zentrales Spielelement. Letztendlich
schlüpfen wir alle in eine fiktive Rolle
in RPGs. In meinem Fall ist das eben
die Rolle eines Piraten.
Aber auch im Spiel gibt es Konsequenzen
– kannst du kurz erklären, welche
das sind?
Als Pirat muss ich mich damit arrangieren,
dass ich von den südlichen Kontinenten
verstoßen bin. Zwar können
sich Piraten dort frei bewegen, wird
man aber von einem anderen Spieler
zur Strecke gebracht, wandert man jedes
Mal für 40 Minuten ins Gefängnis.
Ärgerlich ist auch der Verlust von Handelspaketen.
Stirbt man mit einem solchen
auf dem Rücken, kann es jeder
andere Spieler aufnehmen und damit
verschwinden.
Bist du Teil einer mächtigen Gilde?
Ich selbst habe mich noch keiner Gilde
angeschlossen. An Macht in Form
von territorialer Herrschaft bin ich jedenfalls
nicht interessiert. Ich mache
lieber die Weltmeere unsicher.
Ist die AA-Community politisch?
Das wird wohl von Server zu Server unterschiedlich
sein. Auf manchen wird
es Massengilden geben, welche die gesamte
Konkurrenz einfach „schlucken“,
und auf anderen wird es viele ebenbürtige
Gilden geben, die sich um die Gebiete
reißen. Die Community von Arche-
Age empfinde ich nicht als mehr oder
weniger politisch als die Anhänger anderer
Spiele. Angesichts der Tatsache,
dass es im Spiel grundsätzlich möglich
ist, jeden Spieler anzugreifen, entsteht
Diplomatie zwischen Gilden und so ein
politisches Gefüge, das sich allerdings
auf das Spiel beschränkt.
Hat eine Sandbox Parallelen zur echten
Welt?
Man darf nicht vergessen, dass hinter
den Charakteren echte Menschen stecken.
Insofern ist das Geschehen in
MMOs natürlich ein Spiegel der „realen“
Gesellschaft. Sandbox-Spiele sind
komplexer und bieten mehr Möglichkeiten
als Themenparks. Daher wirkt das
Treiben in diesen Spielen realistischer.
Braucht man eine Gilde?
Der Erfolg in ArcheAge hängt maßgeblich
vom Teamplay ab. Vom Zusammenspiel
profitieren alle. Individualisten
haben es schwer. Allerdings hängt das
von den Zielen ab, die man sich setzt.
Verstehst du das „Geheule“ der Spieler
über PK im Forum?
Ich kann es verstehen. ArcheAge unterscheidet
sich von der massentauglichen
MMORPG-Kost, die wir über die
Jahre serviert bekommen haben. Man
muss erst lernen, dass es sich beim
Zwei-Fraktionen-System in AA nicht um
„Allianz vs. Horde“ handelt. Ein Konflikt
innerhalb der Fraktion ist ein fester Bestandteil.
Sind Spieler von MMOs verweichlicht?
Die Frage müsste eher lauten, ob die
Spiele verweichlicht sind. Viele der heutigen
Spieler sind erst durch die „Casualisierung“
hinzugestoßen und kennen
es nicht anders.
Ich denke, dass der beispiellose Erfolg
von World of Warcraft das Genre sehr
verändert und die gesamte Branche,
die Presse und die Spielerschaft nachhaltig
geprägt hat – rückblickend sehe
ich das kritisch. Allerdings scheint
es langsam einen Umbruch zu geben.
Sandbox-Spiele werden populärer.
Arche Age ist meines Erachtens ein erster
Schritt in diese Richtung.
Für wen ist ArcheAge geeignet?
Nach meiner Erfahrung spricht Arche-
Age die unterschiedlichsten Spielertypen
an und vereint die Interessen
von RPlern, Crafting-Fans, Entdeckern,
PvE-Spielern und PvP-Freaks. Man trifft
alles – vom friedlichen Farmer, der sich
gar nicht aus den Safe-Zones wagt, bis
zum blutrünstigen Piraten, der nie die
PvP-Gebiete verlässt. Den typischen
Arche Age-Spieler gibt es nicht.
Wer sollte nicht AA spielen?
ArcheAge spricht ein breites Spektrum
von MMORPG-Liebhabern an. Spieler,
die vorwiegend instanzierte PvE-Inhalten
möchten, sind mit anderen Titeln
aber vermutlich besser aufgehoben.
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