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Was freut die Eltern und <strong>de</strong>n lieben Gott?<br />

Über die Freu<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Schule und beim Lernen<br />

Eckhard Nordhofen<br />

BEITRÄGE<br />

82<br />

Zu <strong>de</strong>n Grundsätzen <strong>de</strong>r guten Schulmeister,<br />

von <strong>de</strong>nen viel zu wenig die<br />

Re<strong>de</strong> ist, gehört <strong>de</strong>r Spruch: „In je<strong>de</strong>r<br />

Stun<strong>de</strong> muss wenigstens einmal herzhaft<br />

gelacht wer<strong>de</strong>n!“ <strong>Diese</strong> guten<br />

Schulmeister, an die wir gerne zurück<strong>de</strong>nken,<br />

sind allerdings alles an<strong>de</strong>re <strong>als</strong><br />

Verfechter <strong>de</strong>r Spaßschule gewesen.<br />

Wer lacht nicht gerne? Und wenn Kin<strong>de</strong>r<br />

und Jugendliche nichts zu lachen<br />

haben, dann ist in <strong>de</strong>r Tat etwas faul.<br />

Sie lachen natürlich auch über ihre<br />

Lehrer, und ich muss zugeben, dass ich<br />

in meiner eigenen Schulmeisterei mir<br />

ganz bewusst die eine o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re Angewohnheit<br />

o<strong>de</strong>r Schrulle zugelegt hatte,<br />

damit die Schüler auch etwas zu kichern<br />

und zu frotzeln, o<strong>de</strong>r tatsächlich<br />

auch zum Lachen haben konnten. Natürlich<br />

darf man das nicht übertreiben.<br />

Wer sich zum Trottel macht und zur lächerlichen<br />

Figur, wird von <strong>de</strong>n Schülern<br />

nicht respektiert. Machen Sie doch<br />

selbst einmal die Probe und erinnern<br />

Sie sich an die Lehrer, die Ihnen wirklich<br />

etwas be<strong>de</strong>utet haben. Meistens<br />

hatten sie Humor, aber sie wussten<br />

auch sehr gut, wann es zur Sache gehen<br />

musste. Interessanterweise, aber bei<br />

genauerem Nach<strong>de</strong>nken überaus verständlich,<br />

zählen zu <strong>de</strong>n Lehrerpersönlichkeiten,<br />

die wir beson<strong>de</strong>rs schätzten<br />

und respektierten,<br />

diejenigen, die von<br />

uns etwas for<strong>de</strong>rten.<br />

Und wenn wir dann<br />

selbst das Gefühl haben konnten, dass<br />

wir nicht nur, um <strong>de</strong>m Lehrer o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />

Lehrerin zu gefallen, son<strong>de</strong>rn weil wir<br />

uns selbst damit etwas Gutes taten, auf<br />

eine Leistung zurückblicken konnten,<br />

dann waren wir froh und unsere Eltern<br />

erst recht.<br />

<strong>Diese</strong>r Lernprozess hat die Grammatik<br />

<strong>de</strong>s Futur II. „Wir wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n<br />

» Freu<strong>de</strong> hat mit Erfolg zu<br />

tun, Erfolg mit Arbeit.<br />

Test bestan<strong>de</strong>n haben“, „Wir wer<strong>de</strong>n<br />

Englisch gelernt haben und dann wer<strong>de</strong>n<br />

wir etwas können“. Am Anfang<br />

steht <strong>als</strong>o eine Erfahrung, die man <strong>als</strong><br />

Metalernen <strong>de</strong>uten kann. Ein Lernen,<br />

in <strong>de</strong>m wir über das Lernen etwas lernen<br />

und zwar durch die Erfahrung, dass<br />

Vokabeln lernen, Merksätze und Regeln<br />

pauken, lauter Tätigkeiten, die mit<br />

lebhafter Unlust verbun<strong>de</strong>n sein dürften,<br />

am En<strong>de</strong> die Voraussetzungen für<br />

die Freu<strong>de</strong> an <strong>de</strong>r erbrachten Leistung,<br />

die Freu<strong>de</strong> am Können gewesen sind.<br />

Wer das einmal im Grundsatz begriffen<br />

hat, wird nicht mehr fluchen über sinnlos<br />

vergossenen Schweiß etc.<br />

<strong>Diese</strong> Erfahrungen, die zu einer<br />

Haltung, zu einem habituellen Grundwissen<br />

über Lernprozesse führen, muss<br />

je<strong>de</strong>s Kind und je<strong>de</strong>r Jugendliche selbst<br />

einmal, zweimal, dreimal machen, bevor<br />

sie sich gefestigt haben. Damit wir<br />

uns nicht f<strong>als</strong>ch verstehen: Es geht<br />

nicht darum, ö<strong>de</strong> Paukerei zu propagieren<br />

und zu verkün<strong>de</strong>n: Es ist so schön,<br />

wenn <strong>de</strong>r Schmerz nachlässt, aber es ist<br />

doch ein Erlebnis, wenn am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />

Erfolg bescheinigt wird, und da kommt<br />

Freu<strong>de</strong> auf. <strong>Diese</strong> pädagogischen Selbstverständlichkeiten<br />

rufe ich nur in Erinnerung,<br />

weil manchmal so getan wird,<br />

<strong>als</strong> müssten nur die richtigen Medien<br />

und Metho<strong>de</strong>n eingesetzt<br />

wer<strong>de</strong>n, damit<br />

die Schule eine<br />

einzige Folge von<br />

Events und Happenings wird, eine Veranstaltung<br />

bei <strong>de</strong>r man sich nie langweilen<br />

muss, in <strong>de</strong>r die Stun<strong>de</strong>n methodisch<br />

so perfekt durchgestylt sind, die<br />

Lernziele so transparent gemacht sind,<br />

dass sich alle wie selbstverständlich<br />

zusammentun, um dieses heitere Spiel<br />

zu spielen, bei <strong>de</strong>m man ganz nebenbei<br />

auch noch etwas lernt. Freu<strong>de</strong> hat mit<br />

Erfolg zu tun, Erfolg mit Arbeit.<br />

Wir haben die allgemeine Schulpflicht,<br />

und je<strong>de</strong>r war einmal Schülerin<br />

o<strong>de</strong>r Schüler, so dass je<strong>de</strong> und je<strong>de</strong>r am<br />

En<strong>de</strong> mitre<strong>de</strong>n kann. Wir kennen das<br />

vom Fußball: Auch da wissen Millionen<br />

Bun<strong>de</strong>strainer immer, wie es eigentlich<br />

gemacht wer<strong>de</strong>n müsste. In manchen<br />

„Expertenkommentaren“ in <strong>de</strong>r<br />

gegenwärtigen Bildungs<strong>de</strong>batte klingt<br />

eine Anspruchshaltung durch, wie wir<br />

sie aus <strong>de</strong>r Mediendramaturgie kennen,<br />

wo das seriöse Nachrichtenwesen durch<br />

Infotainment ersetzt wird. Übertragen<br />

auf die Schule heißt das, dass die Qualität<br />

<strong>de</strong>s Unterrichtsgeschehens auf die<br />

Frage reduziert wird: „Wie war die Inszenierung?“<br />

Hat <strong>de</strong>r Lehrer bzw. <strong>de</strong>r<br />

Animateur alle Register gezogen, das<br />

Metho<strong>de</strong>n- und Medienspektrum voll<br />

ausgeschöpft? In <strong>de</strong>r gegenwärtigen<br />

Hochkonjunktur <strong>de</strong>r Bildungsreform<br />

wirkt sich das fatal aus. Die KMK hat<br />

in ihren Grundsatzbeschlüssen die Weichen<br />

gestellt. Die Reformhektik, die<br />

nach <strong>de</strong>m PISA-Fieber ausgebrochen<br />

ist, führt in Hessen und auch an<strong>de</strong>rswo<br />

dazu, dass in <strong>de</strong>r Lehrerausbildung<br />

Lehr- und Lerntechniken sich in einer<br />

Weise in <strong>de</strong>n Vor<strong>de</strong>rgrund drängen,<br />

dass das Interesse an <strong>de</strong>n Inhalten, um<br />

die es ja am En<strong>de</strong> doch immer geht,<br />

kaum mehr eine Rolle zu spielen<br />

scheint. Die McLuhan’sche Krankheit<br />

grassiert.<br />

Marshall McLuhan hatte die so verblüffen<strong>de</strong><br />

wie bei näherem Zusehen<br />

schwachsinnige Parole ausgegeben:<br />

„The medium is the message!“<br />

In Frankfurt kennt man schon lange<br />

folgen<strong>de</strong>n Witz: Ein Mann fragt auf <strong>de</strong>r<br />

Zeil einen Passanten: „Können Sie mir<br />

<strong>de</strong>n Weg zum Bahnhof zeigen?“ „Sie<br />

wollen <strong>als</strong>o zum Bahnhof?“ „Jawohl,<br />

zum Bahnhof!“ „Ja ja, da muss man<br />

pünktlich sein. Und wann geht <strong>de</strong>nn ihr<br />

Zug?“ Antwort: „In 20 Minuten.“ „Und<br />

INFO 34 · 2/2005

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