04.07.2014 Aufrufe

Diese Ausgabe als PDF herunterladen - Service.bistumlimburg.de ...

Diese Ausgabe als PDF herunterladen - Service.bistumlimburg.de ...

Diese Ausgabe als PDF herunterladen - Service.bistumlimburg.de ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

tesdienst) zu charakterisieren und dieses existentielle<br />

Engagement Sillers in <strong>de</strong>ssen Zentralkategorie<br />

„eschatologisch bestimmter Wirklichkeit“<br />

zu verorten. Siegfried Wie<strong>de</strong>nhofer zeigt Sillers<br />

wegweisen<strong>de</strong> Impulse für das im Rahmen <strong>de</strong>r<br />

Weltkirche beachtliche Forschungs- und Lehrprojekt<br />

„Theologie interkulturell“ auf: Die Pointe<br />

dieses interkulturellen und interreligiösen Kommunikationsgeschehens<br />

besteht darin, dass dabei<br />

Vielfalt und Einheit in ein klug austariertes Verhältnis<br />

zueinan<strong>de</strong>r gebracht wer<strong>de</strong>n: Beheimatung<br />

und Verwurzelung in einer beson<strong>de</strong>ren Kultur<br />

ist Voraussetzung dafür, dass das Aufeinan<strong>de</strong>rtreffen<br />

pluraler Kulturen verständnisvoll, friedlich<br />

und fruchtbar geschieht. Michael Raske hebt<br />

mit seinem Beitrag zum Kreuz Jesu <strong>als</strong> „Zeichen<br />

<strong>de</strong>r Solidarität und Zeichen <strong>de</strong>r Bedrohung“ im<br />

Gespräch zwischen Christen und Ju<strong>de</strong>n hervor,<br />

dass für Siller Israel und das Ju<strong>de</strong>ntum zu <strong>de</strong>n<br />

Grundthemen <strong>de</strong>r Theologie und <strong>de</strong>s Religionsunterrichts<br />

gehören. Beson<strong>de</strong>rs plastisch wird<br />

dieses Themenfeld durch Raskes Beschäftigung<br />

mit <strong>de</strong>n Kreuzesdarstellungen <strong>de</strong>s jüdischen<br />

Künstlers Marc Chagall.<br />

2. Der emeritierte Frankfurter Professor für<br />

Erziehungswissenschaften Horst Rumpf rührt<br />

mit seinem Beitrag an einige Tabus <strong>de</strong>r Gesellschafts-<br />

und Erziehungstheorien <strong>de</strong>r späten 60er-<br />

Jahre, die inzwischen fast schon kulturelle Selbstverständlichkeiten<br />

gewor<strong>de</strong>n sind: In <strong>de</strong>n letzten<br />

Jahrzehnten herrschte eine „gera<strong>de</strong>zu rauschhafte<br />

Begeisterung für Kritik und Emanzipation“(21).<br />

Unterricht verkam nur zu oft zum Exerzitium von<br />

Entlarvungstechniken an allen Vorgaben und<br />

Festgelegtheiten. Lernen schrumpfte zur bloßen<br />

Informationsbeschaffung, die Inhalte wur<strong>de</strong>n<br />

zwecks glatter, schneller und effektiver (alles<br />

Leitvorstellungen <strong>de</strong>r Technik und Wirtschaft !)<br />

Aneignung ihrer „dunklen, mehr<strong>de</strong>utigen, auslegungsbedürftigen,<br />

frem<strong>de</strong>n Züge entledigt“(23) –<br />

Grundten<strong>de</strong>nzen, die Rumpf noch im „Turbo-<br />

Abi“ <strong>de</strong>r Hessischen Kultusminsterin diagnostiziert.<br />

Gegenüber dieser Trivialisierung und Banalisierung<br />

<strong>de</strong>s Schullernens, das <strong>de</strong>r Welt ihre<br />

rätselhafte Sinnlichkeit entziehen will, empfiehlt<br />

Rumpf drei altehrwürdige Weisen <strong>de</strong>r Weltzuwendung:<br />

Aufmerksamkeit (langsamer, entschleunigen<strong>de</strong>r<br />

Umgang mit <strong>de</strong>n rätselhaften<br />

Phänomenen <strong>de</strong>r Welt), Erinnerung und Dankbarkeit.<br />

Was dies z.B. für <strong>de</strong>n Religionsunterricht<br />

be<strong>de</strong>uten könnte, ist eine noch auszuloten<strong>de</strong> Aufgabe.<br />

Auch Eckhard Nordhofen bricht mit Tabus:<br />

Die vom Syno<strong>de</strong>nbeschluss zum RU (anno 1974)<br />

gefor<strong>de</strong>rte Arbeitsteilung zwischen Katechese<br />

und RU hat keinen Sitz im Leben mehr: Die erhoffte<br />

Synenergie <strong>de</strong>r Lernorte zwischen Familie,<br />

Gemein<strong>de</strong> und RU funktioniert schon lange<br />

nicht mehr, da die bei<strong>de</strong>n ersten Faktoren für eine<br />

religiöse Sozialisation immer mehr ausfallen.<br />

Nordhofen for<strong>de</strong>rt in dieser Krisensituation einen<br />

ganzheitlichen „mystagogischen“ RU, <strong>de</strong>r sich<br />

auch z.B. um das „religiöse Exerzitium“ (Beschäftigung<br />

mit <strong>de</strong>m Heiligen, mit Sakramenten)<br />

mit starkem affektivem Hintergrund (übrigens alles<br />

For<strong>de</strong>rungen Sillers) nicht drückt. Sillers Interesse<br />

am interreligiösen Gespräch entfaltet Hans<br />

Kessler und entwickelt dafür „Bedingungen für<br />

einen ehrlichen Dialog“ zwischen Ju<strong>de</strong>n, Christen<br />

und Muslimen. Dabei sind bes. erfrischen<strong>de</strong><br />

Tabubrüche – vor allem im Blick auf das Gespräch<br />

mit <strong>de</strong>m Islam – zu erkennen. Statt „unfruchtbarer<br />

Scheindialoge, in <strong>de</strong>nen je<strong>de</strong>s Rühren<br />

an Schwieriges, zu Klären<strong>de</strong>s“ (292) tabuisiert<br />

wird, ermuntert Kessler u.a. zu folgen<strong>de</strong>n Fragen:<br />

Ein Christ vermag nicht Christ zu sein ohne die<br />

Ju<strong>de</strong>n ! Ist ein ähnlicher Lernprozess auch einmal<br />

für die Muslime <strong>de</strong>nkbar: Muslime nicht ohne Ju<strong>de</strong>n<br />

und Christen ? O<strong>de</strong>r bleibt es beim <strong>de</strong>rzeitigen<br />

Status-quo <strong>de</strong>r islamischen Mehrheitstheologie:<br />

Ju<strong>de</strong>n- und Christentum <strong>als</strong> bloß verfälschen<strong>de</strong><br />

Vorgeschichte <strong>de</strong>r endgültigen abschließen<strong>de</strong>n<br />

Offenbarung Gottes in Mohammed ?<br />

O<strong>de</strong>r: Muss es für Muslime bei einer rein verbalinspiratorischen<br />

Sicht im Blick auf <strong>de</strong>n Koran<br />

bleiben ? O<strong>de</strong>r: „Können Muslime die Rechte, die<br />

sie hierzulan<strong>de</strong> genießen, nicht auch für Nichtmuslime<br />

in islamischen Län<strong>de</strong>rn for<strong>de</strong>rn ?“ (300)<br />

O<strong>de</strong>r: „Wo stehen islamische Autoritäten auf und<br />

protestieren, wenn in Zigtausend Koranschulen<br />

und Freitagsgebeten Hass gepredigt und zum Töten<br />

aufgerufen wird ?“ (301) Auf einen letzten –<br />

bes. für die Situation in unserem Bistum – höchstaktuellen<br />

Beitrag sei noch hingewiesen: Der<br />

schweizer Pastoraltheologe rekonstruiert die Geschichte<br />

<strong>de</strong>r im Gemein<strong>de</strong>leben immer stärker<br />

Verantwortung tragen<strong>de</strong>n (hauptamtlichen) Laientheologen,<br />

die vom bloßen Lückenbüßer angesichts<br />

<strong>de</strong>s Priestermangels zu tragen<strong>de</strong>n Säulen<br />

<strong>de</strong>s kirchlichen Lebens gewor<strong>de</strong>n sind. Dem, was<br />

längst Gemein<strong>de</strong>alltag gewor<strong>de</strong>n ist, trägt die immer<br />

noch klerikale Kirchenordnung insitutionell<br />

kaum Rechnung – hier liegen noch kaum ausgelotete<br />

explosive Faktoren ! Der über die gegenwärtigen<br />

Bistumsvorgänge informierte Leser<br />

wird sich vielleicht sogar weiterführen<strong>de</strong> Gedanken<br />

machen: Wenn jetzt angesichts <strong>de</strong>r vom Bischof<br />

ausgerufenen Kampagne „Sparen und erneuern“<br />

(,die Ökonomisches und Spirituelles<br />

amalgamieren möchte,) jetzt auch betriebsbedingte<br />

Kündigungen von Hauptamtlichen nicht<br />

ausgeschlossen wer<strong>de</strong>n können, die Zahl von<br />

Laientheologen <strong>als</strong>o auch noch ausgedünnt wer<strong>de</strong>n<br />

wird, kommt dann endgültig die Stun<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />

ehrenamtlichen Laien? Und man muss weiter fragen:<br />

Kann man bei <strong>de</strong>nen dann auch immer mehr<br />

Arbeit und faktische Verantwortung draufsatteln,<br />

ohne dass dies kirchlicherseits systematisch anerkannt<br />

und gewürdigt wird?<br />

Man merkt, die Festschrift für Pius Siller ist<br />

mehr <strong>als</strong> eine bloß artige Festgabe, sie ist – ganz<br />

gemäß <strong>de</strong>m Impetus <strong>de</strong>s zu Ehren<strong>de</strong>n – ein innovativer<br />

Impuls fürs Denken, Glauben und Han<strong>de</strong>ln<br />

theologisch und kirchlich engagierter Zeitgenossen<br />

und sie trägt ihren Titel: „Werkstatt Zukunft“<br />

wahrlich zu Recht. Gustav Schmiz<br />

Heimbach-Steins, Marianne /<br />

Kruip, Gerhard (Hg.)<br />

Bildung und Beteiligungsgerechtigkeit<br />

Sozialethische Sondierungen. – Bielefeld: W. Bertelsmann<br />

Verlag. 2003. 268 S., € 24.90 (ISBN 3-<br />

7639-3166-X)<br />

Die Beiträge <strong>de</strong>s zu besprechen<strong>de</strong>s Ban<strong>de</strong>s<br />

verstehen sich <strong>als</strong> Dokumentation eines Forschungskolloquiums<br />

„Bildung und Beteiligung<br />

im Kontext von Globalisierungsprozessen“, das<br />

2002 an <strong>de</strong>r Universität Bamberg veranstaltet<br />

wur<strong>de</strong>. Ziel <strong>de</strong>s Kolloquiums war es, <strong>de</strong>n status<br />

quaestiones und mögliche Forschungsperspektiven<br />

für einen christlich-sozialethischen Bildungsdiskurs<br />

näherin auszuloten. Es wer<strong>de</strong>n die Themen<br />

„Menschenrecht auf Bildung“, „Bildung <strong>als</strong><br />

Thema <strong>de</strong>r Ethik“, „Globales Lernen“, „Gerechtigkeits-<br />

und Steuerungsprobleme <strong>de</strong>s Bildungssystems“,<br />

„Gen<strong>de</strong>r-mainstreaming in Bildungsinstitutionen“,<br />

„Selbstorganisiertes Lernen“ sowie<br />

„Lebenslanges Lernen“ in <strong>de</strong>n Blick genommen.<br />

– Kommentare und Repliken antworten auf<br />

die einzelnen Beiträge.<br />

Insgesamt wer<strong>de</strong>n ineinan<strong>de</strong>rgreifen<strong>de</strong> Diskursebenen<br />

herausgearbeitet, zwischen <strong>de</strong>nen<br />

sich die sozialethische Reflexion bewegt: Auf <strong>de</strong>r<br />

hermeneutischen Ebene sind Fragen <strong>de</strong>r theologisch-athropologischen<br />

Grundlagen <strong>de</strong>s Bildungsdiskurses,<br />

<strong>de</strong>r Wertekommunikation und<br />

<strong>de</strong>r Kontextualisierung konkreter Problemstellungen<br />

angesie<strong>de</strong>lt, auf <strong>de</strong>r normativen Ebene<br />

geht es um die ethische Begründung und Entfaltung<br />

von Ansprüchen (Menschenrecht auf Bildung,<br />

Gerechtigkeitskriterien in Bildungspolitik<br />

und Bildungsprozessen), auf <strong>de</strong>r gesellschaftsanalytischen<br />

Ebene spielen die bildungsökonomischen<br />

sowie politisch-strategischen Aspekte<br />

eine Rolle, bei <strong>de</strong>nen es um die beteiligungsorientierte<br />

Bewertung von vorfindlichen Bildungsinstitutionen,<br />

-angebeoten und -prozessen geht.<br />

Dem Band ist sein Werkstattcharakter <strong>de</strong>utlich<br />

anzumerken. Die Beiträge tasten sich an das<br />

Mega-Thema „Bildung“ aus unterschiedlichen<br />

Perspektivlagen heran, ohne schon eine „Sozialethik<br />

<strong>de</strong>r Bildung“ vorlegen zu wollen. Sein Verdienst<br />

besteht darin, die Bildungsfrage für die<br />

christliche Sozialethik neu ent<strong>de</strong>ckt und ins Zentrum<br />

<strong>de</strong>s ethischen Diskurses gestellt zu haben.<br />

Martin W. Ramb<br />

Schulte, Andrea / Wie<strong>de</strong>nroth-<br />

Gabler, Ingrid<br />

Religionspädagogik<br />

(Reihe Theologie kompakt; Bd. 94). – Stuttgart:<br />

Calwer Verlag. 2003. 165 S., € 11.90 (ISBN 3-<br />

7668-3556-7)<br />

Die kleine Einführung wen<strong>de</strong>t sich an aktive<br />

und künftige Religionslehrer/-innen im Primärund<br />

Sekundarbereich. Gedacht ist auch zuerst an<br />

evangelische Religionspädagogen, doch ist diese<br />

gelungene kompakte Darstellung ebenso für katholische<br />

Lehramtsstu<strong>de</strong>nten von Nutzen, da auch<br />

Autoren und Positionen <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Konfession<br />

berücksichtigt sind. Das hier umrissene Grundwissen<br />

ist bewusst an <strong>de</strong>n Herausfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r<br />

(späteren) Berufspraxis orientiert, die „dauerhaft<br />

<strong>de</strong>n Ausbau und die kritische Selbstprüfung <strong>de</strong>r<br />

eigenen Professionalität“ verlange (7). Das spiegelt<br />

sich in <strong>de</strong>n Kapitelüberschriften: 1. Die Religionspädagogik<br />

– „zwischen allen Stühlen“?,<br />

LITERATUR & MEDIEN<br />

109<br />

INFO 34 · 2/2005

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!