Diese Ausgabe als PDF herunterladen - Service.bistumlimburg.de ...
Diese Ausgabe als PDF herunterladen - Service.bistumlimburg.de ...
Diese Ausgabe als PDF herunterladen - Service.bistumlimburg.de ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
INFOS & AKTUELLES<br />
114<br />
ge <strong>de</strong>r Unterrichtsinhalte. Sie betrifft<br />
auch <strong>de</strong>n Wahrheits- o<strong>de</strong>r Geltungsanspruch,<br />
<strong>de</strong>r im Religionsunterricht –<br />
wie in je<strong>de</strong>m an<strong>de</strong>ren Fach – erhoben<br />
wird. Sie meint die Perspektive, in <strong>de</strong>r<br />
die Unterrichtsinhalte dargestellt und<br />
behan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n, und diese Perspektive<br />
ist die Perspektive <strong>de</strong>r jeweiligen<br />
Kirche o<strong>de</strong>r Religionsgemeinschaft.<br />
Die Konfessionalität <strong>de</strong>s Religionsunterrichts<br />
hat einige be<strong>de</strong>utsame Konsequenzen.<br />
Die Lehren<strong>de</strong>n müssen<br />
nicht nur das Vertrauen <strong>de</strong>s Staates,<br />
son<strong>de</strong>rn auch <strong>de</strong>r jeweiligen Kirche<br />
o<strong>de</strong>r Religionsgemeinschaft haben<br />
(Missio canonica, Vocatio). Der Religionsunterricht<br />
wen<strong>de</strong>t sich primär an<br />
die Schülerinnen und Schüler <strong>de</strong>r jeweiligen<br />
Kirche o<strong>de</strong>r Religionsgemeinschaft.<br />
Sie sollen zu mündigen<br />
Katholiken, Protestanten, Ju<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r<br />
Muslimen erzogen wer<strong>de</strong>n. Schließlich<br />
kann man sich aus Gewissensgrün<strong>de</strong>n<br />
vom Religionsunterricht befreien lassen<br />
(Art. 7 Abs. 2), und es darf kein<br />
Lehrer gegen seinen Willen zur Erteilung<br />
von Religionsunterricht gezwungen<br />
wer<strong>de</strong>n (Art. 7 Abs. 3, Satz 3).<br />
Grün<strong>de</strong> gegen <strong>de</strong>n konfessionellen<br />
Religionsunterricht<br />
Ob <strong>de</strong>r Religionsunterricht in Kooperation<br />
mit <strong>de</strong>n Kirchen die beste<br />
Form <strong>de</strong>r religiösen Unterweisung in<br />
<strong>de</strong>r Schule ist, war schon in <strong>de</strong>n Tagen<br />
<strong>de</strong>r Weimarer Republik umstritten. Die<br />
Kritik am <strong>de</strong>utschen Kooperationsmo<strong>de</strong>ll<br />
wird mal leiser und mal lauter geäußert.<br />
Die Einwän<strong>de</strong> gegen <strong>de</strong>n konfessionellen<br />
Religionsunterrichts sind<br />
teils seriös, teils aber auch unseriös,<br />
weil vorgeschoben. Unseriös ist etwa<br />
<strong>de</strong>r Hinweis auf schulorganisatorische<br />
Schwierigkeiten. Denn die gibt es auch<br />
bei an<strong>de</strong>ren Fächern. Der Verweis auf<br />
schulorganisatorische Probleme wird<br />
erst dann zum Argument, wenn man<br />
das Konfessionalitätsprinzip für überholt<br />
hält und eben nicht einzusehen<br />
vermag, wozu es sich lohnen sollte, die<br />
organisatorischen Probleme zu lösen.<br />
Eine seriöse Argumentation sieht wie<br />
folgt aus: Der konfessionelle Religionsunterricht<br />
ist kein zeitgemäßes, geschweige<br />
<strong>de</strong>nn zukunftstaugliches Mo<strong>de</strong>ll<br />
<strong>de</strong>s Religionsunterrichts,<br />
© Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung vom 24.04.05<br />
– weil die Schülerschaft sich nicht<br />
mehr nur in katholische und evangelische<br />
Christen aufteilt. Vor allem in<br />
<strong>de</strong>n großstädtischen Ballungszentren<br />
gibt es eine Vielfalt von Religionen<br />
und Weltanschauungen.<br />
Hinzu kommt die wachsen<strong>de</strong> Zahl<br />
konfessionsloser Schülerinnen und<br />
Schüler. Der konfessionelle Religionsunterricht<br />
erfasst somit nur einen<br />
Teil <strong>de</strong>r Schülerinnen und Schüler;<br />
– weil das Bewusstsein für konfessionelle<br />
Zugehörigkeiten und Differenzen<br />
bei Schülern, Eltern und Religionslehrern<br />
in <strong>de</strong>n letzten Jahren<br />
<strong>de</strong>utlich geschwun<strong>de</strong>n sei. Angesichts<br />
<strong>de</strong>r verbreiteten Unkenntnis<br />
<strong>de</strong>s christlichen Glaubens sei es die<br />
Aufgabe <strong>de</strong>r Schule, Grundwissen<br />
über <strong>de</strong>n christlichen Glauben und<br />
seine kulturelle Be<strong>de</strong>utung zu vermitteln.<br />
Konfessionelle Spezifika<br />
gehörten eher in die Gemein<strong>de</strong>katechese,<br />
nicht jedoch in die Schule;<br />
– weil es nicht Aufgabe <strong>de</strong>r öffentlichen<br />
Schule ist, zur Bildung einer<br />
bestimmten religiösen I<strong>de</strong>ntität beizutragen.<br />
Das sei vielmehr die Aufgabe<br />
<strong>de</strong>r Eltern und <strong>de</strong>r Kirchengemein<strong>de</strong>n.<br />
Ziel <strong>de</strong>s Religionsunterrichts<br />
in <strong>de</strong>r Schule sei vielmehr die<br />
Erziehung zu religiöser Toleranz<br />
und gegenseitigem Verständnis.<br />
Die Verwirklichung dieses Ziels<br />
gelinge am besten in einem Unterricht,<br />
an <strong>de</strong>m erstens alle Schülerinnen<br />
und Schüler teilnehmen, <strong>de</strong>r<br />
zweitens die verschie<strong>de</strong>nen Religionen<br />
und Konfessionen gleichberechtigt<br />
und neutral behan<strong>de</strong>lt und<br />
drittens die Grundwerte unsere<br />
Verfassung vermittelt. Ein solcher<br />
Religionsunterricht soll somit zwar<br />
religiös und weltanschaulich neutral,<br />
nicht jedoch wertneutral sein.<br />
In einer von religiösen Gegensätzen<br />
und Konflikten geprägten Gesellschaft<br />
dürfe die Schule nicht konfessionelle<br />
Trennungen und Unterschie<strong>de</strong><br />
för<strong>de</strong>rn, son<strong>de</strong>rn müsse das<br />
allen Schülerinnen und Schülern<br />
gemeinsame Wertfundament stärken.<br />
Dies gelinge am besten in einem<br />
Religions- und Werteunterricht<br />
für alle. <strong>Diese</strong> Argumentation<br />
fin<strong>de</strong>t man zurzeit in <strong>de</strong>r Berliner<br />
Diskussion um <strong>de</strong>n Religions- und<br />
Werteunterricht. Es dürfte auch das<br />
Kernargument sein.<br />
<strong>Diese</strong> drei Einwän<strong>de</strong> sind ernst zu<br />
nehmen, auch wenn man <strong>de</strong>m Integrati-<br />
INFO 34 · 2/2005