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wo muss ich jetzt entlanggehen?“ „Das<br />
kann ich Ihnen lei<strong>de</strong>r nicht sagen, ich<br />
bin selber fremd hier, aber es ist doch<br />
gut, dass wir mal drüber gesprochen<br />
haben“. The medium is the message.<br />
Als Fachleiter habe ich oft Lehrproben<br />
gesehen, da war alles drin: Overheadprojektor,<br />
Tafelanschrieb, hektographierte<br />
Arbeitsblätter,<br />
Stillarbeit,<br />
Gruppenarbeit, Plenum,<br />
Interaktionsphase.<br />
Und am En<strong>de</strong> kam die Frage:<br />
„Und was haben die Schüler <strong>de</strong>nn in<br />
dieser Stun<strong>de</strong> gelernt?“. Als Resultat<br />
sollte dann gelten: „Es haben sich so<br />
und so viele Schüler beteiligt, sie haben<br />
einan<strong>de</strong>r zugehört, es wur<strong>de</strong>n abwechslungsreiche<br />
Medien eingesetzt und es<br />
hat eine heiße Interaktionsphase gegeben,<br />
und damit könne man doch sehr<br />
zufrie<strong>de</strong>n sein.“ The medium is the<br />
message!<br />
Natürlich gehört zur Schule auch,<br />
das Lernen zu lernen. Methodik und<br />
Didaktik gehören ohne Zweifel zum<br />
Handwerkszeug <strong>de</strong>s Lehrers, übrigens<br />
auch zu <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Schüler. Aber eine<br />
Schulreform, die die Inhalte klein<br />
schreibt, von <strong>de</strong>r können wir nichts Gutes<br />
erwarten. Spaß und Abwechslung,<br />
Metho<strong>de</strong>nrezepturen organisieren, das<br />
ist eine gute Sache, wenn sie <strong>de</strong>m Lernen<br />
von Inhalten und <strong>de</strong>m Erreichen<br />
von Zielen zugeordnet sind. Sie sind<br />
aber nicht selbst ein Ziel.<br />
Wenn die zweite Phase <strong>de</strong>r Lehrerausbildung<br />
unter einem Übergewicht<br />
<strong>de</strong>r jetzt neuerdings<br />
so genannten Bildungswissenschaften<br />
zu Lasten <strong>de</strong>r<br />
Fachlichkeit geht,<br />
dann wer<strong>de</strong>n die Ergebnisse<br />
auch im internationalen Vergleich<br />
gewiss nicht besser wer<strong>de</strong>n.<br />
Freu<strong>de</strong> am Lernen hat mit <strong>de</strong>r Freu<strong>de</strong><br />
an Ergebnissen und Ergebnisse mit Inhalten<br />
zu tun. Es ist die Freu<strong>de</strong>, die je<strong>de</strong>r,<br />
<strong>de</strong>r etwas geleistet hat, an seinem<br />
Erfolg hat. Und ist es nicht eine tiefgehen<strong>de</strong><br />
Entmündigung und Verachtung<br />
<strong>de</strong>r Schülerinnen und Schüler, wenn<br />
» Die McLuhan’sche Krankheit<br />
grassiert.<br />
» Freu<strong>de</strong> am Lernen hat mit<br />
<strong>de</strong>r Freu<strong>de</strong> an Ergebnissen<br />
und Ergebnisse mit Inhalten<br />
zu tun.<br />
man ihnen nicht mehr zutraut, dass sie<br />
für die Inhalte ihrer jeweiligen Fächer<br />
begeistert wer<strong>de</strong>n können? Was sind<br />
das für Subjekte, bei <strong>de</strong>nen es nur darauf<br />
ankommt, wie man sie unterhält,<br />
stimuliert und konditioniert, damit sie<br />
das gewünschte Ergebnis zeigen? Ich<br />
wer<strong>de</strong> <strong>de</strong>n Verdacht nicht los, dass es<br />
jenes behaviouristische<br />
Menschenbild<br />
ist, das auf stimulus<br />
and response setzt.<br />
Der richtige Input programmiert <strong>de</strong>n<br />
richtigen Output vor. Eigentlich könnten<br />
wir bei <strong>de</strong>r Vorstellung, die <strong>de</strong>n<br />
Schüler in dieser Weise konditionieren<br />
will, gar nicht wirklich von einer Subjektorientierung<br />
sprechen. Steckt hinter<br />
<strong>de</strong>r Vorstellung, dass es nur auf die<br />
richtigen Stimuli und Rezepte ankommt,<br />
damit <strong>de</strong>r Schüler das gewünschte<br />
Ergebnis zeigt, nicht eine<br />
subtile pädagogische<br />
Allmachtsfantasie?<br />
Du musst nur die Menschenbild<br />
richtige Methodik<br />
und Didaktik ansetzen,<br />
dann wird das<br />
Ergebnis in je<strong>de</strong>m<br />
Fall erreicht. Wer<br />
so <strong>de</strong>nkt, rechnet<br />
nicht mit <strong>de</strong>r Freiheit <strong>de</strong>r Schüler.<br />
Eine am christlichen Menschenbild<br />
orientierte Pädagogik weiß aber, dass<br />
eine wirkliche Orientierung am Schülersubjekt<br />
mit <strong>de</strong>r Freiheit und <strong>de</strong>r Entscheidung<br />
rechnen muss. Natürlich ist<br />
auch bei <strong>de</strong>n Behaviouristen viel vom<br />
mündigen Schüler und <strong>de</strong>r mündigen<br />
» Eine am christlichen<br />
orientierte<br />
Pädagogik weiß aber, dass<br />
eine wirkliche Orientierung<br />
am Schülersubjekt mit <strong>de</strong>r<br />
Freiheit und <strong>de</strong>r Entscheidung<br />
rechnen muss.<br />
Schülerin die Re<strong>de</strong>.<br />
Da die Lernziele<br />
aber in je<strong>de</strong>m Fall<br />
operationalisierbar<br />
sein müssen, läuft<br />
das Verfahren oft<br />
genug darauf hinaus, messbare und<br />
evaluierbare Verhaltensweisen zu produzieren,<br />
die <strong>als</strong> Indices für Mündigkeit<br />
gelten. Eine Art Mündigkeitsdressur<br />
<strong>als</strong>o. Die Dressur zu Sprüchen und<br />
Parolen, die Bürgersinn, Nonkonformismus<br />
und Quer<strong>de</strong>nkertum und wie<br />
die Parolen alle heißen, anzeigen sollen,<br />
produzieren nur Nonkonformismus<br />
<strong>als</strong> Massenphänomen, einen Konformismus<br />
höherer Art <strong>als</strong>o.<br />
Woran <strong>de</strong>r liebe Gott seine Freu<strong>de</strong><br />
hat – so wollte ich fragen. Ich <strong>de</strong>nke,<br />
Sie sind einverstan<strong>de</strong>n, wenn wir <strong>de</strong>n<br />
maßstäblichen Lehrer und seine Art zu<br />
lehren anschauen. Tatsächlich war ja<br />
Jesus Lehrer, und er ist auch von seinen<br />
Schülern/Jüngern immer wie<strong>de</strong>r so angere<strong>de</strong>t<br />
wor<strong>de</strong>n: „Didaskale“. Er lehrte<br />
sie, und es lohnt sich, Inhalt und Metho<strong>de</strong><br />
seiner Lehre einmal zu vergleichen.<br />
Ein jüdischer Lehrer war zur Zeit<br />
Jesu automatisch ein Lehrer <strong>de</strong>s Gesetzes.<br />
Weil die Schrift im Ju<strong>de</strong>ntum gleichsam<br />
<strong>de</strong>r Ort Gottes war, kam es auch<br />
auf <strong>de</strong>n Buchstaben <strong>de</strong>r Schrift an. Deshalb<br />
waren die Schriftgelehrten eigentlich<br />
nur fromme Ju<strong>de</strong>n, die es ernst<br />
meinten mit <strong>de</strong>m Studium <strong>de</strong>s göttlichen<br />
Willens, <strong>de</strong>n sie im Gesetz meinten,<br />
unmittelbar greifen<br />
zu können. Auch<br />
Jesus schätzt die<br />
Schrift sehr hoch<br />
ein. In <strong>de</strong>r Bergpredigt<br />
in Matthäus 5<br />
schärft er die genaue<br />
Lektüre ein:<br />
„Kein Jota soll vom<br />
Gesetz und von <strong>de</strong>n Propheten weggenommen<br />
wer<strong>de</strong>n“. Dann aber folgt ein<br />
entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r Satz: „Wenn aber eure<br />
Gerechtigkeit nicht größer ist <strong>als</strong> die<br />
<strong>de</strong>r Schriftgelehrten und Pharisäer, dann<br />
wer<strong>de</strong>t ihr nicht in das Himmelreich<br />
kommen.“ Das Gesetz ist gut, aber das<br />
Gesetz ist offenbar nicht alles. Ist es<br />
möglich, das gute Leben – und im<br />
Neuen Testament heißt das gute Leben<br />
„basileia tou theou“, Reich Gottes,<br />
– ist es möglich, das Reich Gottes<br />
durch die Schrift und ihre möglichst<br />
pünktliche und genaue Befolgung in<br />
<strong>de</strong>r Manier einer Gebrauchsanweisung<br />
gleichsam herzustellen? Jesus sagt<br />
ein<strong>de</strong>utig nein, die Gerechtigkeit muss<br />
größer sein <strong>als</strong> die <strong>de</strong>r Schriftgelehrten.<br />
Daher kommt es darauf an, die<br />
Schrift zu lehren und zu lernen, aber<br />
auch, wie man mit ihr richtig umgeht,<br />
das heißt: Wie man „größer ist“ <strong>als</strong> die<br />
Schrift.<br />
BEITRÄGE<br />
83<br />
INFO 34 · 2/2005