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markiere nur das Problem, dass wir inzwischen<br />
auch die Skepsis gegen <strong>de</strong>n<br />
Fortschritt kennen, vor allem dort, wo<br />
sich die Verselbständigungen breit machen.<br />
Adam Smith spricht von <strong>de</strong>r „unsichtbaren<br />
Hand <strong>de</strong>s Marktes“. Er vertraut<br />
darauf, dass das freie Spiel von<br />
Angebot und Nachfrage, <strong>de</strong>r Wettbewerb,<br />
wie von selbst das gute Leben<br />
hervorzaubern müsste. Aber – so wie<strong>de</strong>r<br />
Leo O’Donovan – diese unsichtbare<br />
Hand <strong>de</strong>r Marktwirtschaft ist nicht<br />
automatisch die<br />
Hand Gottes. Nur<br />
zu gut kennen wir<br />
inzwischen die unsozialen<br />
Nebenfolgen eines entfesselten<br />
Liberalismus. Daher muss das<br />
System <strong>de</strong>s Marktes eine begleiten<strong>de</strong><br />
Außensteuerung erfahren. Es gibt gute<br />
Grün<strong>de</strong>, in unseren Flugzeugen neben<br />
<strong>de</strong>m „automatischen Piloten“ noch einen<br />
Menschen aus Fleisch und Blut sitzen zu<br />
haben, <strong>de</strong>r von Zeit zu Zeit <strong>de</strong>n Steuerknüppel<br />
selbst in die Hand nimmt.<br />
Was bringt uns die biblische Botschaft<br />
von <strong>de</strong>r Nützlichkeit <strong>de</strong>s Übernützlichen,<br />
die Lehre vom Sabbatparadox?<br />
Sie lehrt uns, in <strong>de</strong>r gegenwärtigen<br />
Hochkonjunktur <strong>de</strong>r Bildungsreform<br />
nicht blind auf die Mechanismen<br />
<strong>de</strong>s Marktes im Bildungswesen zu vertrauen.<br />
Unsere Schulen und Universitäten<br />
sind nicht dazu da, Geld zu verdienen.<br />
Sie können es sich leisten, im Interesse<br />
einer intelligenteren, weil langfristig<br />
klügeren und innovativen Strategie,<br />
Sabbatinseln vorzuhalten. Sie sind<br />
gera<strong>de</strong>zu verpflichtet, die so genannten<br />
weichen Fächer zu <strong>de</strong>n harten zu machen.<br />
Die harten Fächer setzen sich mehr<br />
o<strong>de</strong>r weniger schon von selbst durch, sie<br />
gehorchen <strong>de</strong>m automatischen Piloten.<br />
Wir, und da darf ich Sie <strong>als</strong> die Eltern,<br />
die ja über ihre Mitspracherechte<br />
eine große Mitverantwortung für unser<br />
Bildungssystem haben, direkt ansprechen<br />
und an Sie appellieren: Machen<br />
» Machen Sie das Übernützliche<br />
stark!<br />
Sie das Übernützliche stark! Es gibt gute<br />
Argumente, die Nützlichkeit <strong>de</strong>s<br />
Übernützlichen zu betonen. Wer alles<br />
nur nach <strong>de</strong>m vor<strong>de</strong>rgründigen funktionalistischen<br />
Nutzen <strong>de</strong>s Beschäftigungssystems<br />
ausrichtet, wird am En<strong>de</strong><br />
<strong>de</strong>r Wirtschaft auch nicht helfen. Die<br />
Wirtschaft hat nämlich ein <strong>de</strong>utlich<br />
markierbares Problem. Es ist das Problem<br />
<strong>de</strong>r langen und <strong>de</strong>r kurzen Zeit.<br />
Es ist eine Tatsache, dass die Kapitalumlaufzeiten<br />
immer kürzer wer<strong>de</strong>n. In<br />
<strong>de</strong>n USA muss das<br />
Management schon<br />
nach einem viertel<br />
Jahr schwarze Zahlen<br />
schreiben, sonst bekommt es ein<br />
Problem. Wer nur in kurzen Fristen<br />
<strong>de</strong>nkt, <strong>de</strong>r verspeist auch schon mal<br />
sein Saatgut. Auch die Produktionszyklen<br />
und <strong>de</strong>r Warenumlauf wer<strong>de</strong>n immer<br />
kürzer. Weil <strong>de</strong>r Grundmotor allen<br />
Wirtschaftens, <strong>de</strong>r Wettbewerb, <strong>de</strong>n<br />
Schnellsten belohnt, hat das System <strong>de</strong>r<br />
Marktwirtschaft hier eine Schwachstelle,<br />
sie belohnt nicht Nachhaltigkeit.<br />
Unsere Kin<strong>de</strong>r brauchen aber nun mal<br />
ihre 18, 19, 20 Jahre, manche brauchen<br />
noch sehr viel länger, bis sie erwachsen<br />
wer<strong>de</strong>n. Wir können zwar die Gymnasialzeit<br />
um ein Jahr verkürzen, aber beliebig<br />
ist die Schulzeit nicht zu verknappen.<br />
Wenn wir in <strong>de</strong>r Pubertät und<br />
danach unsere Kin<strong>de</strong>r in das Beschäftigungssystem<br />
schubsen und meinen, damit<br />
die Ausbildung grundlegend zu verbessern,<br />
dann kann es sein, dass am En<strong>de</strong><br />
ihrer Schulzeit, und erst Recht nach<br />
<strong>de</strong>m Studium, das Beschäftigungssystem<br />
bei <strong>de</strong>r enormen Verän<strong>de</strong>rungsgeschwindigkeit,<br />
<strong>de</strong>r es unterliegt, schon<br />
wie<strong>de</strong>r ganz an<strong>de</strong>rs aussieht. Deswegen<br />
muss die Schule auf nachhaltige Qualifikationen<br />
drängen, und <strong>de</strong>swegen muss<br />
sie Nachhaltigkeit anstreben und damit<br />
eine Schwachstelle <strong>de</strong>s ökonomischen<br />
Systems auszugleichen suchen. Als katholische<br />
Eltern wird Sie nicht stören –<br />
im Gegenteil, es müsste Sie eigentlich<br />
freuen – wenn das, worüber sich <strong>de</strong>r liebe<br />
Gott freut, nämlich die Annäherung an<br />
das Reich Gottes, vorankommt. Ein menschenfreundlicher<br />
Gott freut sich auch<br />
über die Freu<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Menschen. Wenn wir<br />
bei Jesus lernen können, wie nützlich das<br />
kreative Überspringen <strong>de</strong>r Schemata sein<br />
kann, dann wer<strong>de</strong>n wir uns auch daran erinnern,<br />
dass <strong>de</strong>r so erzeugte technische<br />
Fortschritt, von <strong>de</strong>m ich behaupte, dass er<br />
mit <strong>de</strong>m Sabbatparadox zusammenhängt,<br />
auch unseren Mitmenschen nützt.<br />
Von Jesus haben wir gehört: „Der Sabbat<br />
ist für <strong>de</strong>n Menschen da.“<br />
Dr. Eckhard Nordhofen ist Leiter <strong>de</strong>s<br />
Dezernats Schule und Hochschule im<br />
Bischöflichen Ordinariat <strong>de</strong>s Bistums<br />
Limburg.<br />
Veröffentlichungen<br />
Nordhofen, Eckhard: Die Mädchen, <strong>de</strong>r Lehrer und <strong>de</strong>r<br />
liebe Gott. Roman. (UB 18022). – Stuttgart: Verlag Ph.<br />
Reclam. 1999. 232 S. (ISBN 3-15-018022-8)<br />
Nordhofen, Eckhard (Hg.): Bil<strong>de</strong>rverbot. Die Sichtbarkeit<br />
<strong>de</strong>s Unsichtbaren. – Pa<strong>de</strong>rborn u.a.: Verlag Schöningh.<br />
2001. 192 S. (ISBN 3-506-73784-8)<br />
Nordhofen, Eckhard (Hg.): Erlebte Religion. Biographische<br />
Skizzen. – Frankfurt: Verlag Josef Knecht. 2003.<br />
135 S. (ISBN 3-7820-0873-1)<br />
Nordhofen, Eckhard/Oesterreich, Peter L./Eckert, Michael:<br />
Religion und Rationalität. – Würzburg: Verlag Königshausen<br />
& Neumann. 2000. 162 S. (ISBN 3-8260-<br />
1781-1)<br />
Nordhofen, Eckhard/Schimmöller, Klaus/Sternberg, Thomas<br />
(Hg.): Das Bildungspotenzial <strong>de</strong>s Religionsunterrichts.<br />
(Material aus <strong>de</strong>m Franz Hitze Haus; 37) – Münster:<br />
Katholisch-Soziale Aka<strong>de</strong>mie Franz Hitze Haus.<br />
1999. 80 S. (ISBN 3-930322-19-6)<br />
Nordhofen, Eckhard/Schimmöller, Klaus/Sternberg, Thomas<br />
(Hg.): Religionsunterricht macht Schule stark. Qualität<br />
entwickeln in Schule und Religionsunterricht (Material<br />
aus <strong>de</strong>m Franz Hitze Haus; 47) – Münster: Katholisch-Soziale<br />
Aka<strong>de</strong>mie Franz Hitze Haus. 2001. 57 S.<br />
(ISBN 3-930322-37-4)<br />
Martens, E./Nordhofen, E./Siebert, J. (Hg.): Philosophische<br />
Meisterstücke I (UB 9735). – Stuttgart: Verlag Ph.<br />
Reclam. 168 S. (ISBN 3-15-009735-5)<br />
Martens, E./Nordhofen, E./Siebert, J. (Hg.): Philosophische<br />
Meisterstücke II (UB 18152). – Stuttgart: Verlag Ph.<br />
Reclam. 212 S. (ISBN 3-15-018152-6)<br />
BEITRÄGE<br />
89<br />
INFO 34 · 2/2005