Thema der Doktorarbeit (korrigiert): - Universität zu Lübeck
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Einleitung 12<br />
Schmerzweiterleitung sind die sog. „dünnen“ A delta- Fasern, die den „Erstschmerz“<br />
übermitteln und die C- Fasern, die den sog. „Zweitschmerz“ weiterleiten (Mengel et al. 1993).<br />
Während sich <strong>der</strong> Erstschmerz als gut lokalisierbarer, oberflächlicher, von reißen<strong>der</strong> o<strong>der</strong><br />
stechen<strong>der</strong> Qualität auszeichnen<strong>der</strong> Schmerz charakterisieren lässt, ist <strong>der</strong> Zweitschmerz<br />
schlecht lokalisierbar, tief sitzend und von einer dumpfen, brennenden Qualität.<br />
Spinale Schmerzverarbeitung<br />
Das Hinterhorn des Rückenmarks ist die erste zentralnervöse Verarbeitungsinstanz für den<br />
nozizeptiven Input, welches schon in seiner neuroanatomischen Struktur die Eignung <strong>zu</strong>r<br />
Schmerzverarbeitung wi<strong>der</strong><strong>zu</strong>spiegeln scheint (Taylor u. Pierau 1991; Willis u. Coggeshall<br />
1991). Kleine Nervenfasern verlaufen von außen nach innen, große Nervenfasern<br />
bogenförmig von innen nach außen, so dass eine intensive Zusammenschaltung <strong>der</strong><br />
verschiedenen Nervenfasertypen entsteht. Über zahlreiche Schaltneurone kommt ein<br />
komplexes Netzwerk <strong>zu</strong>stande, das die Schrankenfunktion für die peripheren Afferenzen<br />
(„Gating“) wie die absteigende zentralnervöse Schmerzmodulation gewährleistet (Lynn u.<br />
Barnowski 1987; Mense 1990; Cervero et al. 1991). Nach <strong>der</strong> Gate- Control- Theorie<br />
interagieren fünf Neuronentypen; dieses sind nozizeptive und nicht- nozizeptive primäre<br />
Afferenzen, spinothalamische Projektionsneurone, deszendierende Neurone und hemmende<br />
Interneurone. Ein innerer o<strong>der</strong> äußerer Schmerzreiz wird von Nozizeptoren aufgenommen und<br />
im Hinterhorn des Rückenmarks auf das zweite Neuron umgeschaltet. Es konvergieren<br />
hierbei viele aus <strong>der</strong> Peripherie stammende Neurone auf ein einzelnes Neuron, dies wird als<br />
„wide dynamic range- Neuron“ bezeichnet (WDR- Neuron) (Melzack und Wall, 1965). Hier<br />
kommt es <strong>zu</strong> einer starken Modulation: Mit Hilfe des second- messengers Glutamat und<br />
metabotroper Glutamatrezeptoren unterdrücken A- beta- Fasern sensorischer Afferenzen aus<br />
<strong>der</strong> Peripherie die Reizweiterleitung. Deszendierende Bahnen aus den Raphekernen und dem<br />
periaquäduktalen Grau <strong>der</strong> Formatio reticularis hemmen entwe<strong>der</strong> mittels Serotonin die<br />
Übertragung auf das WDR- Neuron o<strong>der</strong> innervieren ein hemmendes Interneuron innerhalb<br />
<strong>der</strong> Substantia nigra im Rückenmark. Dort kommt es <strong>zu</strong>r Ausschüttung von Endorphinen wie<br />
Dynorphin und Enkephalin und einer Hemmung <strong>der</strong> Signalweiterleitung auf das WDR-<br />
Neuron über µ- Rezeptoren (Basbaum und Fields, 1984). Die so spinal vorverarbeitete<br />
nozizeptive Information wird dann an Hirnstamm, Thalamus, limbische Strukturen und<br />
Hirnrinde weitergegeben. In Thalamus und Kortex kommt es <strong>zu</strong>r bewussten<br />
Schmerzwahrnehmung. Schon 1965 konnten Melzack und Wall zeigen, dass es <strong>zu</strong> einer<br />
Hemmung <strong>der</strong> Weiterleitung nozizeptiver Reize im Rückenmark durch periphere und auch